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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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nicht vor, mich von der Stelle zu rühren, bevor ich sie gehört habe. Du musst zugeben, dass das Ganze ein ganz schöner Schock für mich war.«

    »Tut mir leid«, sagte sie zerknirscht. »Ich wollte dich nicht belügen.«
    »Das will ich auch nicht hoffen. Du bist der schlechteste Lügner, der mir je über den Weg gelaufen ist.« Darüber dachte er ein Weilchen nach und dann fügte er hinzu: »... oder der beste. Jetzt bin ich ganz durcheinander. Was ist mit deinem Zwillingsbruder?«
    »Er wollte kein Ritter werden«, entgegnete sie. »Er möchte ein großer Zauberer werden.« Sie seufzte. »Das, was da heute passiert ist, war eher Thoms Sache als meine. Mich wollte Vater ins Kloster schicken und Thom in den Palast. Und ich wollte nicht lernen, eine Dame zu werden.« Jonathans leises Lachen machte ihr Mut. »Die alte Maude wusste Bescheid. Sie sagte, es sei in Ordnung. Und – na ja, Coram habe ich überredet.«
    Jonathan kannte Coram gut. »Wie hast du das gemacht?«, fragte er neugierig.
    »Ich habe ihm gedroht, ich würde ihn Sachen sehen lassen, die gar nicht da sind. Das mag er nicht.«
    Jon lachte wieder leise, als er sich vorstellte, wie Coram Visionen hatte. »Und dein Vater?«
    »Er macht sich nichts aus Thom oder aus mir«, sagte sie ganz offen. »Ich will eine Kriegerin werden und große Taten vollbringen. Thom mag die Zauberei und Vater hasst sie. Die einzige Möglichkeit, das zu tun, was wir wollten, war – zu lügen. Ich musste vorgeben, ich sei ein Junge. Und überhaupt war ich in den Kampfsportarten schon immer besser als Thom.«
    »Wessen Einfall war es, die Plätze zu tauschen?«
    »Meiner«, antwortete sie kläglich. »Es hätte auch Thom einfallen können, aber er ist der Vorsichtigere von uns beiden.
Ich wusste, was ich wollte, und ich hatte nichts dagegen, ein Risiko einzugehen oder zwei.« Sie seufzte. »Das Leben, das ich führte, hat mir gefallen.«
    »Man hätte dich jederzeit erwischen können. Du hättest dich als Schwächling erweisen können. Roger hätte dich ertappen können.«
    »Kriegerinnen gab es ja auch früher schon. Sie waren keine Schwächlinge. Und – naja, ich glaube, meine Gabe schützt mich vor Herzog Roger. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube schon. Und du kannst nicht sagen, ich hätte nicht bewiesen, dass ich was zu Wege bringe.«
    »Natürlich hast du das. Oft. Du machst deine Sache besser als die meisten von uns.«
    Sie rupfte am Gras. »Das musste ich.«
    »Alanna. Ein hübscher Name«, sagte er nachdenklich. »Thom. Maude. Coram. Wer weiß es noch?«
    »Georg und seine Mutter.«
    »Du hast Georg vertraut?«
    »Dem kann man vertrauen!«, brauste sie auf. »Außerdem – einmal habe ich Hilfe gebraucht und ich wusste, dass er mich nie verraten würde. Er ist mein Freund, Jon.«
    »Du hast mich ›Jon‹ genannt.«
    »Du hast mir da drüben das Leben gerettet.«
    »Und du mir. Alleine hätte es keiner von uns beiden geschafft. Ich wusste, dass es richtig war, dich mitzunehmen.«
    Sie lag eine Weile still da und lauschte auf die Nachtgeräusche. Schließlich nahm sie ihren ganzen Mut zusammen. »Was wirst du nun tun?«
    Er klang überrascht. »Was ich tun werde? Gar nichts. Was mich betrifft, so hast du dir schon vor langer Zeit das Recht verdient, dich um deinen Schild zu bemühen.« Sie hörte,
wie er sich rührte. »Von mir wird keiner dein Geheimnis erfahren, Alanna.«
    Ihr Kinn zitterte. Tränen brannten in ihren Augen. »Danke, Hoheit.«
    Er kniete sich neben sie. »Ich dachte, du wolltest mich Jon nennen? Alanna, du weinst ja!«
    »Das war echt ein mieser Tag«, schluchzte sie. Zögernd legte er die Arme um sie und zog sie an sich. »Und jetzt bist du so nett zu mir.« Sie lehnte sich an ihn und weinte.
    »Nicht nett«, erklärte er ihr, »dankbar, voller Bewunderung. Du machst mein Hemd nass.«
    Sie musste lachen, richtete sich auf und wischte sich die Augen. »Tut mir leid, Jon. Das habe ich lange nicht mehr getan.«
    »Das glaube ich dir«, sagte er und setzte sich auf seine Fersen zurück. »Bestimmt hast du nicht mal geweint, als Ralon dich andauernd schikanierte. Und damals warst du noch ein kleiner Junge – ein kleines Mädchen. Mithros, mir schwirrt der Kopf!« Er pfiff. »Bei den Göttern, deshalb bist du nie schwimmen gegangen! Und die ganze Zeit über hast du uns – mich nackt gesehen!«
    Sie packte ihn am Arm. »Jon, wenn du anfängst dich so aufzuführen, dann bin ich erledigt. Du musst mich weiterhin genauso behandeln wie jeden anderen

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