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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Thron hätte haben wollen, dann hätte er ihn in all den vergangenen Jahren jederzeit kriegen können. Also – reden wir von etwas anderem. In Ordnung?«
    In all dem sind mir zu viele »Vielleicht«, dachte Alanna, doch sie tat, worum er sie gebeten hatte. Immerhin war Jon älter und weiser und er kannte Herzog Roger besser. Aber sie war noch immer davon überzeugt, dass Herzog von Conté niemals damit rechnete, sie könnten lebend aus der Schwarzen Stadt zurückkehren.
    Sie fanden beide unter ein und demselben Baum bequeme Plätzchen, wo sie sich ausstreckten, um zu schlafen. Alanna starrte in die Ferne, wo sich die Schwarze Stadt abzeichnete.
    »Alan. Alanna«, sagte Jon. »Vielleicht kannst du mir bei einer Entscheidung behilflich sein, die ich treffen muss.«
    Sie lächelte erleichtert. Wenigstens war er ihr nicht böse, weil sie so über seinen Vetter gesprochen hatte. »Ich kann es versuchen.«
    »Jetzt, wo Gary und Alex und Raoul gleichzeitig mit mir Ritter werden, ist die Konkurrenz unter den Knappen ziemlich verbissen.«
    »Das ist mir auch schon aufgefallen«, sagte sie trocken.
    Er lachte in sich hinein. »Was meinst du? Wen soll ich nehmen?«
    Alanna stützte sich auf die Ellbogen hoch. Vor einer Woche hätte sie ihm gesagt, er solle Geoffrey oder Douglass nehmen. Aber damals war sie noch nicht in der Schwarzen Stadt gewesen. Damals hatte sie den Ysandir noch nicht bewiesen, dass ein Mädchen ein ernst zu nehmender Gegner war.
    Aber was wäre gewesen, wenn sie nicht in die Schwarze Stadt gegangen wäre? Herzog Gareth hatte erwähnt, mit ein bisschen Übung könnte sie einer der besten Schwertfechter des Hofes werden. Im Bogenschießen traf sie jedes Mal ins Ziel. Die Lehrer, die ihr Taktik und Logik beibrachten, sagten, manchmal sei sie brillant, und Myles behauptete, sie sei wesentlich intelligenter als viele Erwachsene. Sie hatte Ralon von Malven besiegt und ihr Schwert hatte sie auf sonderbare Art und Weise verdient. Und ganz plötzlich fühlte sie sich ganz anders in ihrer Haut.
    »Mich«, sagte sie schließlich. »Mich solltest du nehmen.«
    »Du bist doch ein Mädchen.« Es war unmöglich zu erkennen, was er dachte.
    »Na und?«, fragte sie. »Selbst Hauptmann Sklaw sagt, aus mir könnte noch ein Schwertfechter werden. Im Bogenschießen
bin ich so gut wie Alex, und er ist ein Junge und Knappe obendrein. Im Fährtenaufspüren bin ich besser als Raoul. Und hab ich dich jemals im Stich gelassen? Da drüben? Oder damals, als du das Fieber hattest?«
    »Ich bin froh, dass du genau so denkst wie ich«, unterbrach er gelassen. »Ich sagte Vater, du wärst vermutlich einverstanden.«
    Alanna musste schlucken.
    »Bevor wir aufbrachen«, fuhr Jonathan fort, »sagte ich ihm, ich wolle dich als Knappen haben. Er schien mir nicht sonderlich überrascht.« Jonathan rutschte hin und her und versuchte, eine weichere Stelle auf dem Boden zu finden.
    »A-aber«, stotterte Alanna. »Hat sich das denn jetzt nicht geändert. Jetzt, wo du weißt ...«
    »Dass du ein Mädchen bist? Nein, nicht in der Art, wie du denkst. Ob Mädchen, Junge oder Tanzbär: Du bist der beste Page – der beste zukünftige Knappe – am Hof.« Er lachte. »Fast hätte ich mich mit Gary wegen dir schlagen müssen. Er sagte, es sei ungerecht, dass ich den besten Knappen bekäme, nur weil ich der Prinz sei.« Er nahm ihre Hand. »Alanna von Trebond – es wäre mir eine Ehre, wenn du mir als mein Knappe dienen wolltest.«
    Alanna küsste seine Hand und blinzelte Tränen fort. »Mein Leben und mein Schwert sind dein, Hoheit.«
    Er zerstörte die Erhabenheit dieses Augenblicks, indem er ihr durchs Haar wuschelte. »Und jetzt schlaf.« Er legte sich zurück und schloss die Augen. »Weißt du«, murmelte er. »Ich glaube, ich würde lieber noch einmal dem alten Ylon entgegentreten als Lord Martin, wenn er wütend ist.«
    »Ich schiebe alles auf dich«, entgegnete sie schläfrig. »Du wirst schon sehen.«

    Er schlief gleich ein. Alanna lag noch ein Weilchen wach und betrachtete in der Ferne die dunklen Türme der Schwarzen Stadt. Sofern es noch weitere Ysandir gab, so war sie zu müde, um sich darum zu kümmern. Sie wünschte sich, sie könnte Jons Vertrauen in Herzog Roger teilen, doch sie wusste, dass ihr das nicht gelingen würde. Aber um den Herzog von Conté konnte sie sich ein andermal Sorgen machen. Morgen früh mussten sie erst einmal Lord Martin gegenübertreten. Und jetzt war endlich Schlafenszeit.

ZWEITES BUCH
Im Bann der

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