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Alanna - Das Lied der Loewin

Alanna - Das Lied der Loewin

Titel: Alanna - Das Lied der Loewin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamora Pierce
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Feuer, das der Kristall verstrahlte, während Ylon zurückwich. Die mächtige Brust des Mannes hob und senkte sich; sein Gesicht war schweißbedeckt. Alanna umkreiste ihn, wobei sie sein Schwert keinen Augenblick lang aus den Augen ließ. Jonathan drückte ihr ermutigend die Hand.
    Jetzt fühlte sie sich besser. Das hier war etwas, was sie gelernt hatte. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf die Schwerter und überließ es Jonathan, ihre Zauberkraft unter Kontrolle zu halten. Ylon, der nun vorsichtig geworden war, führte eine Reihe schneller Hiebe gegen sie. Alanna parierte jeden einzelnen und sie spürte, wie ihr Selbstvertrauen mit jedem abgewehrten Schlag wuchs. Unsterblich mochte Ylon ja sein – doch ein Schwertfechter war er nicht.
    Jonathan murmelte leise Worte vor sich hin, aber sie achtete nicht darauf. Das Feuer, das den Prinzen und Alanna umgab, loderte auf, und sie stieß einen Triumphschrei aus. In einem komplizierten Bewegungsablauf schwang sie Blitz nach oben und herum, bis die Klingen Heft an Heft aufeinanderprallten. Ylons Schwert zerschellte unter der Wucht. Alanna hieb nach den verschlungenen Händen der Unsterblichen. Das gelbgrüne Lichtrad zerbarst; die beiden Ysandir kreischten vor Angst und Wut. Jonathan stieß einen Befehl aus und schleuderte den Ysandir den letzten Rest seiner Zauberkraft entgegen. Blau-violettes Licht überflutete die Unsterblichen. Sie flammten auf wie eine riesige Fackel, und dann versank alles in Dunkelheit.
     
    Alanna und Jonathan erwachten auf dem Fußboden des Raumes. Die Ysandir waren verschwunden. Nur ein Brandfleck
auf dem sonst makellosen Boden war von Ylon und Ylanda übrig geblieben. Neben Alanna lag Blitz mit schwarz verfärbter Spitze.
    »Geht es dir gut?«, fragte Jonathan erschöpft und rappelte sich auf die Beine.
    Alanna schaffte es nicht, ein leises Stöhnen zu unterdrücken. Jeder einzelne Muskel ihres Körpers schmerzte entsetzlich. »Ich fühle mich ziemlich zerschlagen«, gestand sie. »Und du?«
    »Zerschlagen? Das ist eine gewaltige Untertreibung. Komm. Bevor wir versuchen, uns auszuruhen, will ich weg von hier.« Jonathan stolperte über ihr Schwert und hob es auf. »Es ist noch warm«, sagte er ehrfurchtsvoll.
    Irgendwie schaffte es Alanna aufzustehen. Sie fühlte sich, als habe man mit dem Hammer auf sie eingeschlagen. »Glaubst du, da sind noch mehr von denen?« Sie nahm ihr Schwert entgegen und steckte es vorsichtig in die Scheide.
    Jonathan schüttelte den Kopf. »Ich würde sagen, wir haben das letzte Mal Ysandir gesehen. Komm. Wir stützen uns gegenseitig.«
    Irgendwie gelang es ihnen, sich bis zur Stadtmauer zu schleppen, wo Moonlight und Darkness geduldig auf sie warteten. Jonathan berührte zuerst den Sattel und dann die Satteldecke. »Sie sind nass«, sagte er. »Hier draußen hat es geregnet.«
    Alanna hievte sich mit letzter Kraft auf den Rücken ihrer Stute. Sie fühlte sich nicht danach, ihm eine Antwort zu geben.
    Jonathan wandte sich nach Osten, wo sich eine kleine Oase befand, die näher bei der Schwarzen Stadt lag als Persopolis. Alanna hatte nicht vor, dagegen zu protestieren,
dass sie in die falsche Richtung ritten. Zur Oase war es näher als zum Schloss, und sie hatte nur noch einen Wunsch: Sie wollte sich hinlegen.
    Die Pferde rupften zufrieden Gras, während sich ihre Besitzer die schmerzenden Gesichter und Hände im kühlen Wasser badeten.
    Schließlich lehnte sich Jonathan gegen eine Palme. »Wenn ich nur daran gedacht hätte, etwas zum Essen mitzunehmen.«
    Alanna legte sich lang gestreckt neben ihn ins Gras. »Ich bin schon damit zufrieden, dass ich noch am Leben bin.«
    Eine Weile ruhten sie sich schweigend aus und atmeten tief die frische Wüstenluft ein. Sie sahen zu, wie die Sonne in einem See aus Rosa und Orange versank, und sie fanden, dass sie noch nie einen schöneren Sonnenuntergang gesehen hatten. Die Dunkelheit kam und mit ihr Tausende von Sternen.
    »Bald geht der Mond auf«, sagte Alanna schließlich. »Dann könnten wir versuchen, Persopolis zu erreichen.«
    »Das würden wir nie schaffen«, erklang Jonathans ruhige Stimme aus dem Dunkel. »Wir können uns so oder so auf einiges gefasst machen. Ob wir noch die Nacht hier verbringen oder nicht, spielt da keine Rolle mehr.«
    Wieder schwiegen sie eine lange Weile. Schließlich meinte Alanna: »Ich nehme an, du hättest gern eine Erklärung von mir.«
    »Ja.«
    Sie seufzte. »Es ist eine lange Geschichte.«
    »Wir haben Zeit«, antwortete er. »Ich habe

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