Alantua
Arthano auf.
Das
Weib eilte herbei, um ihrem Mann zu helfen. „Was hast du zu ihm
gesagt?“
Arthano
antwortete nicht, nur ein Grinsen lag auf seinen harten Zügen.
Der
alte Mann war nicht mehr fähig zu sprechen. Arthano winkte den
Heiler herbei. „Lasst den König zur Ader. Das wird ihm
Linderung verschaffen.“
„Es
wird ihn töten!“ kreischte das Weib.
„Er
stirbt doch sowieso. Lass es wenigstens in Würde geschehen.“
Der
Heiler suchte nervös sein Messer und die Schale zusammen.
„Nicht
die Schale. Hier, ich gehe Euch zur Hand.“
Eine
Goldkaraffe stand in der Nähe auf einem Tischchen. Arthano
schüttete das darin befindliche Wasser aus. „Gold ist dem
königlichen Blut so viel würdiger.“
Die
Hände des Heilers zitterten. Trotzdem schaffte er einen sauberen
Schnitt. Der König lag bleich und regungslos in den Kissen.
Seine Frau schluchzte leise, dem Schicksal ergeben. Sie wusste
genauso wie der Heiler, wer der nächste König von Kantú
sein würde.
Langsam
füllte das Blut die Karaffe. Der alte König stöhnte.
Bald verband der Heiler die Wunde.
Stille
erfüllte den Raum.
Arthano
verließ die Höhle der Krankheiten. Er machte sich auf den
Weg zum Dämonenberg. Mit sich trug er die goldene Karaffe. Mit
diesem Blut würde des Dämonen Macht ins Unermessliche
steigen!
Und
Arthano würde bei seiner Rückkehr König sein.
Tochterpflichten
Das
Blut zischte, als es auf die glühende Lavamasse traf.
Anyún
schrak auf.
Draußen
war es bereits hell. Vom Erdgeschoss drangen Geräusche des
morgendlichen Treibens ihrer Familie nach oben. Müde raffte sie
sich auf, um sich zu waschen und anzukleiden. Wieso hatte sie schon
wieder von dem Mann mit der Narbe geträumt? Sie fühlte sich
wie gerädert. Ihr Arm schmerzte und sie wollte sich die Wunde
lieber nicht ansehen.
Melena
wirkte zerknirscht, als Anyún endlich unten auftauchte und
ihre täglichen Aufgaben übernahm. Es war Backtag, sie
hatten in der Küche viel zu tun. Wusste Melena, dass ihre
Stieftochter bald Sonnhafen verlassen würde? Melena war ihr
gegenüber sonst immer sehr herzlich gewesen.
Nach
einigen Stunden schmerzten Anyún sämtliche Glieder,
obwohl sie die Arbeit gewohnt war, und das Stechen in ihrem Arm war
kaum noch auszuhalten. Das Kneten der Brotteige hatte alles noch
verschlimmert. Sie war über und über mit Mehl und Schweiß
bedeckt. Ein lautes Pochen an der Haustür unterbrach ihre Arbeit
und Anyún nutzte die Gelegenheit, sich eine kurze Pause zu
verschaffen.
Vor
der Tür stand ein magerer, ungewaschener Junge.
„Seid
Ihr die Dame Anyún?“
„Ja,
was kann ich für dich tun?“
Wortlos
hielt er ihr einen fleckigen Zettel hin, auf dem ihre Name zu lesen
war. Sie öffnete das zusammengefaltete Papier, das eine
ordentliche Handschrift trug.
Wie
geht es Eurem Arm? Beschäftigt euch der Zwist zwischen Licht und
Dunkelheit noch immer?
Die
Nachricht war nicht unterschrieben. „Wer hat dir diesen Brief
gegeben?“ fragte sie leise, damit man sie ihm Haus nicht hörte.
Der
Junge zuckte mit den Schultern und Melena rief bereits nach ihr.
„Warte
einen Moment“, wies Anyún den Jungen an.
In
der Küche nahm sie eines der noch warmen Laibe Brot. „Draußen
steht ein Junge, der nach Essen fragt. Darf ich ihm Brot bringen?“
„Natürlich.“
Melena nickte milde. „Bring ihm auch einen Becher Milch und
vielleicht ein paar Äpfel und Kekse.“
„Unsere
Kekse?!“ protestierte einer von Anyúns kleinen Brüdern.
„Wir
haben mehr als genug davon“, schmunzelte Melena.
Anyún
wickelte Brot, Äpfel und Kekse in ein Tuch. Der Junge machte
große Augen, als sie mit ihren Gaben zurückkam.
„Hier.
Ich hoffe, es reicht auch für deine Familie?“
Er
nickte eifrig. Den Becher Milch leerte er in einem Zug.
„So,
und nun sag mir, von wem der Brief ist.“ Sie verschränkte
die Arme vor der Brust und versuchte, möglichst autoritär
zu wirken.
„Wenn
Ihr das wissen wollt, müsst Ihr bei Sonn’untergang zum
Lichttempel kommen.“
Noch
ehe Anyún weitere Fragen stellen konnte, rannte er fort. Ob
die Nachricht wohl von dem Novizen des Lichts stammte, der sich auf
diesem Wege bei ihr dafür bedanken wollte, dass sie ihm
beigestanden hatte? Sie versteckte die Botschaft in der Tasche ihrer
Schürze und kehrte nachdenklich zurück zur Arbeit.
Nach
dem Mittagessen erlaubte Melena, dass sich Anyún in Vaters
Arbeitszimmer zurückzog. Hier ging sie nach der Hausarbeit oft
ihren Studien nach und wurde von Vater
Weitere Kostenlose Bücher