Alantua
überlässt
uns ihr Séparée.“
Er
führte uns zurück zu jenem Vorhang, hinter dem er selbst
erst hervorgetreten war. Jarro überließ mir den Vortritt.
Ein Knoten hatte sich in meinem Magen gebildet. Obwohl der Kapitän
einen sympathischen Eindruck machte, waren meine Sinne in höchster
Alarmbereitschaft. Mein Instinkt witterte Gefahr. Und mein Instinkt
trügt mich nie.
Das
Séparée erwies sich als Nische, die gemütlich mit
mehreren großen Kissen in schillernden Farben und einem
niedrigen Tischchen ausgestattet war. Eine Frau mittleren Alters
hatte sich bei unserem Eintreten erhoben, die „Mutter“
dieses Ortes. Sie begrüßte uns freundlich und bot an, sich
um Erfrischungen zu kümmern. Sie zog den Vorhang hinter sich zu.
Wir
waren allein mit dem Kapitän.
„Also...?“
Er sah freundlich zwischen uns hin und her.
Ich
musste mich räuspern, um antworten zu können. „Dies
ist Jarro, ich bin Bromm und das ist die Botschaft.“ Ich zog
das Bündel Papiere hervor, das sorgfältig verschnürt
und mit dem Königssiegel versehen war. Ich legte sie vor ihn auf
das Tischchen. Meine Hoffnung, er würde sie sofort öffnen
und lesen wurde enttäuscht.
Er
sah das Bündel an, dann uns. „Ihr habt einen langen Weg
hinter Euch. Lasst uns etwas trinken.“
Die
Frau brachte ein Tablett mit drei Bechern und einem Krug, schenkte
uns ein und verschwand leise durch den Vorhang. Der verlockende Duft
des roten Weines stieg mir in die Nase. Wir durften erst gehen, wenn
der Kapitän die Nachricht in unserem Beisein gelesen hatte, so
hatte es Lord Murro befohlen.
Jarro
kostete von dem roten Tropfen und ließ ihn sich übertrieben
laut auf der Zunge zergehen. Dannerr nahm nur einen Schluck, den
Blick auf das kleine Bündel Papiere geheftet.
„Es
ist lange her, dass ich eine Nachricht von Berenbarr erhielt“,
mummelte er.
Ich
rührte meinen Becher nicht an. Ich brauchte einen klaren Kopf.
Endlich
griff er nach dem Bündel und brach das Siegel.
Jarro
hielt seinen leeren Becher fest in der Hand. Wie gebannt beobachtete
auch er, wie Dannerr den ersten der Briefe öffnete und zu lesen
begann.
Die
Stirn des Kapitäns legte sich in Falten. Dann sah er überrascht
auf, direkt in mein Gesicht, als habe er gerade erst entdeckt, dass
ich dort saß.
Die
Bärin grollte, meine Instinkte schlugen Alarm. Ich schnappte
nach Luft. Einen Moment länger und die Bärin wäre
ausgebrochen.
Jarros
Becher traf mich hart an der Schläfe.
Schwärze
umfing mich, als ich in die weichen Kissen sank.
Königsblut
Arthanos
Schritte waren ausholend und kraftvoll, als er sich zum nördlichen
Ende der Stadt begab. Wolken bedeckten diesmal den nächtlichen
Himmel und damit das Antlitz der Götter Wenwym und Monwym.
Unter
seinem Umhang fest an sich gedrückt hielt er eine
Pergamentrolle. Grimmig lächelte er. Würde die Macht des
Dämons ausreichen? Die geheimen Priester waren nicht sicher
gewesen. Nun, sollte der Dämon ein weiteres Opfer benötigen,
um seine Macht zu mehren, so würde Arthano ihm dieses nicht
verwehren. Er hatte die Botschaft Tallgards gelesen... Berenbarr war
ein Idiot. Natürlich gab es in Kantú keine Prinzessin für
ihn. Doch nun wusste Arthano, wie schwach Tallgard derzeit war. Er
würde dafür sorgen, dass es noch schwächer wurde.
Tallgard würde sich nicht einmischen...
Schwärzer
als die Nacht hob sich der ganz aus schwarzem Stein erbaute Tempel
Zaroms. Seitlich davon, verborgen hinter Gebüsch und Geröll,
befand sich eine Falltür. Durch diese gelangten die Anhänger
des Dämons in die geheimen Gänge, die zu den Gewölben
unter dem Tempel führten.
Lange
würde dies nicht mehr so bleiben. Arthano würde dem Dämon
den größten und imposantesten Tempel seit Menschengedenken
erbauen. War er erst einmal König, würde der Dämon
aufsteigen zum höchsten aller Götter!
Fackeln
erhellten seinen Weg durch die dunklen, feuchten Gänge. Nein,
lange würde sich Arthano nicht mehr in finsteren Gängen und
geheimen Höhlen herumdrücken. Sie waren weder ihm, noch des
Dämonen würdig!
Endlich
erreichte er jenes Gewölbe, in dessen Mitte ein runder Altar aus
schwarzem Gestein errichtet war. In der Vertiefung inmitten des
Altars züngelten rote Flammen. Um den Altar herum standen fünf
Männer und zwei Frauen: Die geheime Priesterschaft.
„Wir
grüßen Euch, Prinz von Kantú“, sprach der
Älteste mit leichter Nervosität. Gut so, die Opferung der
Hohen Priesterin hatte Arthano den nötigen Respekt verschafft.
Sie
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