Alantua
zu
beherrschen. Sie konnten auch die Gegenwart im Feuer sehen. Nur
seinen schwächlichen Bruder, den konnten sie dort nicht sehen.
„Hoheit“,
sein General trat vor und verbeugte sich respektvoll.
Arthano
hatte von Beginn an das Militär auf seiner Seite. Die Männer
ersehnten einen starken Führer und ein starker Führer war
er. Er führte sie in eine goldene machtvolle Zukunft.
Arthano
nickte ihm zu und erteilte ihm das Wort.
„Wir
haben die Insel der Magier nach ihm absuchen lassen. Er ist
verschwunden. Weder seine Kameraden, noch die Priester wissen, wo er
steckt.“
„Vermutlich
hat er sich in einem schmutzigen Drecksloch verkrochen“,
grummelte Arthano. Es konnte ihm nur recht sein, wenn der Junge nicht
allzu früh auftauchte. Andererseits wären seine Nächte
mit ruhigerem Schlaf gesegnet, wenn er ihn in der sicheren Verwahrung
seines Kerkers wüsste.
„Ihr
könnt gehen“, befahl Arthano. Der General gehorchte
sofort. Doch der Priester wartete, bis er mit seinem Herrscher allein
war.
Mit
hochgezogener Braue musterte Arthano den Alten.
„Hoheit,
es gibt noch etwas ... das Ritual betreffend.“
Allmählich
langweilten ihn diese Rituale. Wie viel Blut sollte er dem Dämon
noch opfern? Nicht, dass ihm das Töten etwas ausgemacht hätte.
Doch wann würde er endlich den Höhepunkt der Macht
erreichen? Als seine Priester den Tempel Zaroms übernahmen,
fanden sie dort alte Werke der dunklen Magie. Sie studierten diese
Bücher und berichteten ihm von einem Ritual, mit dem er die
Macht des Dämons direkt in sich aufnehmen konnte. Er würde
sich wandeln in ein geflügeltes Wesen mit rotgolden geschuppter
Haut. Das Feuer in ihm würde Städte und Länder brennen
lassen. Kein Wesen würde mächtiger sein als er. Und Arthano
würde ein wahres Kind des Feuerdämons werden. Was nun,
hatten sie einen Haken an der ganzen Geschichte gefunden? Er kannte
das Opfer, das er für dieses letzte Machtritual bringen musste.
Der Dämon verlangte reines Blut. Nicht das einer Jungfrau oder
eines Kindes. Nein, er verlangte reines
göttliches
Blut. Genau das würde er bekommen. Die Priester hatten es in den
Flammen gesehen: Seine Schwester würde kommen, die Tochter
Alantuas und Kantús. In ihr floss das göttliche Blut in
der reinsten Form, die derzeit möglich war. Die Priester hatten
ihn gewarnt, das Blut könne vielleicht nicht rein genug sein. In
ihr floss auch das Blut von anderen, nichtköniglichen Vorfahren.
Das Ritual musste außerdem langsam vonstatten gehen. Er durfte
seine Schwester nicht einfach in die Lava stoßen und dem Feuer
überlassen. Ihr Blut musste langsam fließen, sonst könnte
der Dämon zu gierig werden, zu hastig seine Macht ausbreiten,
und er würde sie alle töten, einschließlich Arthano
selbst.
„Also,
was habt Ihr noch wegen des Rituals?“
Der
Priester kam näher, sein Blick war verheißungsvoll. „Nach
dem Ritual werdet Ihr die höchste Macht besitzen, die ein Wesen
auf dieser Welt haben kann. Ihr werdet lange leben, sehr lange,
Jahrtausende vielleicht. Doch auch diese Zeit wird vorüber
gehen.“
Wann
kam der Mann endlich auf den Punkt? „Ja?“
„Wollt
Ihr wissen, wie Ihr Eure Macht auf Eure Nachkommen ausweitet? Wollt
Ihr wissen, wie Euer Name unsterblich wird?“
Arthano
hatte angenommen, die Macht über Kantú zu erlangen und
anschließend Alantua und Tallgard in Besitz zu nehmen und unter
der Flamme des Dämons zu neuem Ruhm zu bringen, würde
ausreichen, seinen Namen für Ewigkeiten in die Geschichtsbücher
zu brennen. „Sprecht, Hohepriester, bevor ich Eurer überdrüssig
werde“, sagte er gelangweilt.
Der
Mann näherte sich einen weiteren Schritt. Bald würden seine
Fußspitzen die erste Stufe vor dem Thron berühren. „Wir
haben in den Flammen gesehen, dass Eure Schwester nicht alleine nach
Kantú kommen wird. Die Bärin begleitet sie.“
„Die
Gestaltwandlerin?“
„Genau
hier liegt der Grundstein für Eure Ewigkeit, Hoheit. Wenn Ihr
Euch mit der Bärin vereinigt, werden Eure Nachkommen die
Fähigkeit erben, ihre Gestalt zu wandeln. Sie werden das
Feuerblut in sich tragen und so – wie Ihr selbst – zu den
geflügelten Kindern des Dämons.“
Nun
beugte sich Arthano vor. „Hohepriester, Ihr habt soeben Euren
Kopf gerettet“, sagte er grinsend. Innerlich frohlockte er. Die
Ewigkeit war sein.
Kantú
„
Bist
du jemals nach Osten gesegelt?“ hatte ich ihn in jener Nacht
gefragt.
„
Nach
Osten? Dort gibt es nichts. Erst sieht man nur Wasser, dann kommt
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