Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alantua

Alantua

Titel: Alantua Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Bernett
Vom Netzwerk:
ich.
    „Und
was ist mit Tallgard? Und welche von uns soll in die königlichen
Aufgaben eingewiesen werden?“
    „Tallgard
und die königlichen Aufgaben können warten, bis Phiol und
ich aus Kantú zurück sind.“
    „Mamas
Krankheit ... was ist, wenn sie vorher stirbt?“
    „Dann
wirst du bei ihr sein“, tröstete ich sie und nahm auch
ihre Hand.
    „Die
Götter entscheiden über Leben und Tod“, sagte Phiol.
„Womöglich sterben wir alle. Dann bist nur du übrig,
Anyún.“
    Anyúns
Hand war kalt, sie erschauerte. Ich nahm sie in die Arme. „Du
wärest nicht allein. Der Rat von Alantua würde dir beim
Regieren helfen. Und dein Vater würde dir ebenso beistehen.“
    Ich
hatte keine Angst vor dem Tod. Vor Schmerzen, ja, vor dem Tod nicht.
Wenn der Tod kam, kam das Ende und aller Schmerz wäre vorüber.
Welchen Sinn hatte mein Leben überhaupt noch? Ich konnte nicht
zurück nach Tallgard. Auch das Leben bei den Stämmen
gehörte der Vergangenheit an. Ich wusste nicht, was die Zukunft
bereit hielt. Was es auch war, ich wollte nicht mehr weglaufen. Ich
war eine Kriegerin und als solche begegnete ich dem Feind mit offenen
Augen und nach vorne gerichtet.
    „Wir
werden zurückkehren.“ Phiol umarmte uns beide. „Und
danach regeln wir alles andere gemeinsam.“
    „Anyún,
du hast mir auf der Reise hierher dieses Buch gezeigt“,
erinnerte ich mich. „Das mit dem violetten Einband. Vielleicht
findest du dort einen Weg, unserer Mutter zu helfen? Die Magie in dir
ist da. Nutze die Zeit und entwickle deine Fähigkeiten.“
    Anyún
löste sich aus unserer Umarmung. „Ich weiß nicht.
Ich glaube, meine magischen Fähigkeiten werden nicht
ausreichen... Die größten Heiler Alantuas haben es
bestimmt schon versucht.“
    „Versuch
es“, bat Phiol. „Hab Vertrauen in dich selbst. Dies
könnte die Aufgabe sein, die dir bestimmt ist.“
    Anyúns
Blick richtete sich auf die Flammen. „Meine Träume sagen
etwas anderes.“
    ***
    Königin
Martrella hielt Wort, der Rat stimmte der Entscheidung der
Prinzessinnen zu. Und so stand Anyún nur zwei Tage später
an der Seite ihrer Mutter am Ufer des Dej. Viele Menschen waren
gekommen, um die Abreise ihrer Schwestern zu sehen. Sie winkten dem
königlichen Flaggschiff nach, das langsam flussabwärts in
Richtung des Keletenischen Ozeans fuhr. Es befand sich fast schon um
die nächste Flussbiegung und damit außer Sichtweite.

    „Sie
werden nicht wiederkommen“, hörte Anyún ihre Mutter
flüstern. Die Königin hielt sich aufrecht, doch die Mutter
zerbrach im Inneren. „Ich schicke meine Töchter in den
Tod.“
    „Sie
werden nicht sterben. Sie werden kämpfen“, sagte Anyún
leise. Als sie das Gesicht ihrer Mutter sah, erschrak sie. Blass und
blutleer schien es.
    „Martrella!“
rief General Tyron hinter ihnen.
    Der
Saum des weißen Kleides mit goldener Borte, das die Königin
an diesem Tag trug, färbte sich rot. Zu ihren Füßen
bildete sich eine Blutlache.
    Noch
bevor die Königin zu Boden sank, war Marta Tyron zur Stelle.
Ihre starken Arme fingen den schwachen Körper auf. Die Menschen
um sie herum schrien auf.
    Anyún
kniete zitternd an der Seite ihrer Mutter nieder.
    „Nein,
Mama!“ brachte sie unter Tränen hervor. „Nicht
jetzt! Bleib bei mir!“

Ein letztes Ritual

    Arthano
saß auf dem schwarzen Thron seines Vater, nein, auf
seinem
Thron.
Bald schon würde er wirklich der seine sein. Er lauschte
ungeduldig den Worten des neuen Hohepriesters, den er ernannt hatte.
Die geheime Priesterschaft war nicht mehr geheim. Sie waren die
Vertreter einer neuen Religion,
seiner
Religion.
Alle anderen Priester waren ihrer Ämter enthoben und des Landes
verwiesen worden. Diejenigen, die sich weigerten, hatte er köpfen
lassen. Ihre verwesenden Häupter zierten die Pfähle vor den
Stadttoren, neben denen der Ratsmitglieder, die sich gegen ihn hatten
stellen wollen.
    „...
haben wir die neue Liturgie in der Stadt verbreiten lassen. Die
meisten Menschen befolgen sie bereits....“
    Arthanos
Kopf schmerzte, wie so oft in letzter Zeit. Diese Priester... Er
gähnte.
    „Hoheit,
langweilen Euch unsere Worte?“
    „Oh
nein, gar nicht“, log er. „Ich betrachte Eure
Bestrebungen, die neue Religion meinem Volk bekannt zu machen, mit
höchstem Wohlwollen. Doch sagt, Hohepriester, wie weit sind Eure
Bemühungen gediehen, meinen Bruder ausfindig zu machen?“
    So
hatte er den Alten zum Schweigen gebracht. Ja, die Macht des Dämons
befähigte seine Priester nun dazu, die Magie des Feuers

Weitere Kostenlose Bücher