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Alarm! Das Weiberschiff

Alarm! Das Weiberschiff

Titel: Alarm! Das Weiberschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einem Quergang, lagen die Räume der Offiziere, rechts die Zimmer der technischen Besatzung. Die Tür zur Offiziersmesse stand offen. Das Schott zum Mannschaftsteil war geschlossen. Nicholson ging zum Telefon und drückte den Knopf ZENTRALE.
    »Hier spricht der Commander. Wer ist im Kommandoraum?«
    »Fähnrich zur See Duff, Sir«, sagte eine jugendliche Stimme.
    Nicholson zog die Unterlippe zwischen die Zähne. »Wo ist Oberleutnant Cornell?«
    »Ich habe ihn abgelöst, Sir.«
    »Warum nicht Leutnant Curtis?«
    »Ich habe auf Wunsch von Leutnant Curtis die dritte Wache gegen die zweite getauscht, Sir.«
    »Danke.« Nicholson hängte ein und blickte auf die Türen der Offiziersräume. Dr. Blandy legte ihm vorsichtig die Hand auf den Arm. »Jack, leg dich hin«, sagte er fast väterlich. »Im Augenblick kannst du doch nichts ändern.«
    »Ich will es sehen, Paul. Ich will sehen, wozu meine Offiziere fähig sind. Männer, die man als die Elite der Navy betrachtet, die man aus Tausenden herausgesucht hat als die Besten und Härtesten. Erst dann glaube ich es, wenn ich es gesehen habe …«
    »Jack, bleib hier«, sagte Dr. Blandy noch einmal eindringlich.
    Nicholson schüttelte Blandys Hand ab und ging mit steifen Schritten den dämmerigen Gang hinunter. An Bernie Cornells Tür blieb er stehen und legte die Hand auf die Klinke. Dann drückte er sie hinunter und riß die Tür mit einem Ruck auf. Die Kajüte war nur durch eine Nachttischlampe erhellt, aber das Licht reichte aus, um Joan Hankow zu erkennen, die, eng an Bernie geschmiegt, zufrieden schlief. Ihr schwarzes Haar war um seine rechte Hand gewickelt. Es schien, als ob beide im Nachspiel ihrer Liebe eingeschlafen wären. Die Decke war verschoben und gab Joans Rückenlinie bis zu den schönen Hügeln der Pogegend frei.
    Cornell schien Nicholsons harten Blick im Schlaf wie einen Stich zu fühlen. Er schlug die Augen auf, erstarrte und blieb liegen. Vorsichtig versuchte er, seine rechte Hand aus Joans Haaren zu lösen.
    »Oberleutnant Cornell, Sie melden sich morgen früh um acht bei mir. Das Mädchen bringen Sie sofort zurück ins Lazarett.«
    »Aye, aye, Sir …«, stammelte Cornell. Er bekam einen roten Kopf, und es war echte Scham, die ihn lähmte. Nicholson warf die Tür zu und strich sich über die Augen. Sie brannten plötzlich. Dr. Blandy hakte sich bei ihm unter.
    »Komm zurück, Jack«, sagte er leise. »Genügt das nicht?«
    »Nein! Ich mache keine halben Sachen!« Nicholson ging zur nächsten Tür, hinter der Leutnant Curtis hauste. Auch sie war nicht abgeschlossen, wie es an Bord befohlen war, damit die Leute im Falle eines Alarms sofort hinausstürzen konnten.
    Curtis war wach und rauchte eine Zigarette, als die Tür aufflog. Neben ihm saß nackt und mit wilden Haaren Lili Petersen und knabberte an einem Stückchen Schokolade. Sie war keinesfalls verlegen. Sie nickte dem Commander sogar freundlich zu. Curtis sprang aus dem Bett und nahm Haltung an. Ein verrücktes Bild! Ein nackter Offizier, der salutiert.
    »Sir, ich …« Curtis setzte zu einer Rede an. Nicholson winkte ab.
    »Um acht Uhr früh bei mir!« sagte der Commander knapp. »Das Mädchen zurück zum Lazarett, marsch, marsch!«
    »Aye, aye, Sir …« Curtis blieb stramm stehen, während Lili kicherte und die Schokolade von den Fingern leckte. Nicholson sah sie kurz an. Es war ein Blick, den sogar Lili verstand. Das Lachen war ihr plötzlich vergangen.
    »Ich bin keine Hure, Commander«, sagte sie.
    »Und mein Boot ist kein Puff!«
    Er stampfte hinaus und warf die Tür zu. Dr. Blandy hielt ihn fest, aber Nicholson riß sich mit einem Ruck wieder los. »Ich weiß, was du mir erklären willst, Paul«, sagte er heiser. »Und wenn sie zwei oder drei Jahre keine Frau gehabt haben – von einem Offizier verlange ich, daß er immer Vorbild bleibt. Was in dieser Nacht passiert ist, ist für unser Boot tödlicher als eine magnetische Wasserbombe!«
    Vorbild, dachte Nicholson. Mein Gott, glaube ich denn selbst daran? Wie glatt die großen Worte von den Lippen kommen! Er ging langsam weiter und dachte an die letzten Stunden, an seine Gedanken, die sich mit Monika Herrmann beschäftigt hatten. Er sah sie ganz deutlich vor sich, wie sie schlank und mit blanken blauen Augen vor ihm stand, und wie sich die Formen ihres Körpers durch das dünne Bettuch drückten. Mit diesem Bild war er eingeschlafen, und jetzt lief er herum und suchte sie, in irgendeinem Bett, an einen Mann geschmiegt und

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