Alarm im Tunnel Transterra
Augen, der meine gewagtesten Vermutungen bei weitem übertraf.
Wir waren Opfer einer raffinierten Entfü hrung und befanden uns auf einem Schiff, dessen Besatzung von Piraten ermordet worden war. Zwei von uns hatten die Piraten gesehen, Spinks und ich. Obgleich es mir schwerfiel, ich mußte mich damit abfinden, daß das Gesetz vom Fressen und Gefressenwerden nicht Geschichte, sondern offenbar auch Gegenwart war, in einer unheimlichen galaktischen Dimension…
„Uns ebenfalls zu töten wäre sinnlos, wozu dann dieser Auf-wand! Ich glaube, vorerst befinden wir uns nicht in unmittelbarer Lebensgefahr“, sprach Spinks weiter. „Vielleicht können wir verhandeln. Wir müssen herausbekommen, was sie von uns wollen. Wahrscheinlich möchten sie einiges über den technischen Entwicklungsstand der Menschheit erfahren. Kann ja sein, daß sie Verbündete brauchen. Sie haben die Erde sicher schon lange beobachtet, wissen, daß auch Menschen Kriege führen… Das könnte sie auf unser Verständnis und unsere Hilfsbereitschaft hoffen lassen!“
Spinks schien selbst über seine Kombinationsgabe zu staunen. Mit einem überwältigenden Schnaufen steckte er den Handwerfer wieder in das Futteral und grinste mich an. „Sehen Sie, Inspektor, genaugenommen ist es gar nicht gesagt, daß wir in so einer üblen Lage sind.“ Und nach einem verächtlichen Seitenblick auf die Leichen der Quallenwesen: „Irgendwann werden sich die anderen schon zeigen. Schließlich wollen die was von uns und nicht wir etwas von ihnen!“
Die Logik in seinen Worten war mir fremd, aber sie fesselte mich, weil ich nichts dagegenzusetzen hatte. Alles sprach für die Vermutung des Korenthers, der zu einer erstaunlichen Kaltblütigkeit gefunden hatte. Sein Beispiel konnte jedoch meine wieder aufkeimende Angst nicht mindern. Spinks war eine solche Situation anscheinend nicht neu, oder zumindest hatte sie ihn nicht so überrascht wie mich. Irgendwie verstärkte sich in mir der Verdacht, daß er langsam Gefallen an unserem Abenteuer fand. Ich hatte ihm unbewußt die Initiative überlassen, denn ich hatte keinerlei Vorstellung davon, was in unserer Lage zu unternehmen sei.
Spinks hatte mir die Entscheidung abgenommen, das war mir nur recht. Er hatte gesagt: Abwarten, uns kann nichts geschehen. Und eigenartig – ich vertraute ihm aus dem Bewußtsein heraus, daß wir uns in einer Lage befanden, in der er sich besser zurechtfand. Sein Verstand hatte präzise und schnell gearbeitet und die wahrscheinlichste Variante entworfen.
„Gut, warten wir ab“, sagte ich schwach. „Aber gehen wir weg hier, ich kann diesen Anblick nicht ertragen.“
„Nein, wir bleiben hier!“ befahl Spinks, und ich brachte nicht die Kraft auf, mich gegen seinen kategorischen Ton aufzuleh-nen. „Überlegen Sie doch mal, Inspektor“, erklärte er sachlich,
„Ihrer Ansicht nach befinden wir uns hier im Nervenzentrum des Raumkreuzers. Was meinen Sie, wie lange uns die anderen an dieser gefährlichen Stelle allein lassen?“ Er grinste hinterli-stig.
Wieder einmal hatte er recht. Aber nach einigem Überlegen fand ich ein Gegenargument. „Wenn sie uns für einigermaßen intelligent halten, wissen sie genau, daß wir uns hüten werden, hier irgendwelchen Schaden anzurichten. Oder meinen Sie, die hätten uns sonst überhaupt bis hierher gelassen?“
Er überlegte und gab dann unumwunden zu: „Da ist was dran. Aber wieso haben sie uns hierhergeführt? Der Fremde, den ich gesehen habe, hat mich bis hierher gelockt. Er hätte mich auch blindlings im Raumschiff herumrennen lassen kö nnen. Halt – ich hab’s! Es sollte eine Demonstration sein: Wir sollten die Leichen sehen.“ Er brach ab, verzog mißmutig das Gesicht und setzte hinzu: „Nein, das ist Quatsch. Ihnen konnte nicht daran gelegen sein, die Karten vorzeitig auf den Tisch zu legen. Also ehrlich, das verstehe ich nicht…“
Spinks schwieg und grübelte. Insgeheim erfüllte es mich mit Befriedigung, daß er endlich einmal keine Erklärung parat hatte.
„In Ordnung, gehen wir“, murmelte er und wollte sich in Bewegung setzen.
Da sah ich, wie Bob, der uns beide nicht mehr beachtete, eine Hand hob und die Heliolithwand berühren wollte, vor der er stand. Ich stürzte auf ihn zu, um ihn zurückzureißen. Zu spät!
Er tippte mit einem Finger gegen die Wand und zuckte leicht zusammen. Ich wollte schon verzweifelt aufschreien, aber es geschah nichts! Bob zuckte nur zurück und starrte ratlos auf das rote Leuchten der
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