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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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der Gaskammer endet? Sehen Sie Bob an! Wollen Sie ihn wirklich sich selbst überlassen? Gleichheit ist ein schönes Wort, aber eben nur ein Wort. Bob braucht mich, seinen Vormund!“
    Bob stand mit verständnislos dreinschauenden Augen vor uns und wackelte unsicher mit dem Kopf, als wollte er Spinks’
    Worte bestätigen. Zum Teufel! Trotz allem hatte der Korenther unrecht.
    „Bob braucht keinen Vormund, Magister“, sagte ich leise.
    „Er braucht einen Freund, jemanden, der ihm hilft.“
    Spinks drehte sich um und antwortete heiser: „Quatsch. Ich habe auch keinen Freund. Ich hatte nur Großvater Jeff. Und der hat mir auch Ohrfeigen versetzt, wenn ich Mist gemacht habe.
    Und doch hatte ich ihn gern.“ Er stampfte den Gang hinunter.
    In mir keimte eine vage Ahnung, die mir beim Verstehen des Korenthers helfen könnte. Die letzten Sätze kamen unüberhörbar aus dem tiefsten Grund seiner Seele. Der Gedanke war mir schon einmal gekommen. Das Verhältnis zwischen ihm und seinem Großvater mußte eine dominierende Rolle in seiner Entwicklung gespielt haben. Trotzdem war ich mir nicht sicher, ob das nicht auch nur eine billige Komödie war. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, die Worte des Korenthers genau zu wägen und einen gelegentlichen Blick in seine Augen nicht zu vergessen. Diesmal war dort nichts von Arglist zu sehen gewesen.
    „Komm, Bob, gehen wir weiter“, sagte ich.
    Spinks drehte sich nicht um. Ich war bereit, ein letztes Mal zurückzustecken. Sollte er erst eine Weile mit sich und seinen Gedanken allein bleiben. Mein unverhoffter Angriff hatte Wirkung hinterlassen. Es hatte fast den Anschein, der Korenther dächte über sich und sein Verhältnis zu Bob nach.
    Zuerst fand ich meinen Handwerfer wieder. Ich schnallte ihn um und lief weiter. Nach und nach fand sich alles wieder an, was ich als Wegmarkierungen zurückgelassen hatte.
    Als Spinks hinter einer Biegung verschwand, rief ich ihn. Er wartete. „Verzeihen Sie, Magister“, sprach ich ihn an, „ich habe mich im Ton vergriffen. Trotzdem bitte ich Sie, Ihr Ve rhalten Bob gegenüber zu ändern.“
    Er winkte ab und brummte: „Schon gut, Inspektor. Sie verstehen mich nicht, und ich verstehe Sie nicht. Belassen wir es dabei.“ Seine Miene strafte ihn Lügen. Er hatte begriffen und wollte es nur nicht zugeben. Mit einer hastigen Bewegung wich er meinem Blick aus und ging weiter.
    Je tiefer wir in den Raumkreuzer eindrangen, desto mehr änderte sich Spinks’ Haltung. Er schlich nun gebückt – eine Hand am Werfer – durch die Gänge und spähte an jeder Biegung oder Kreuzung vorsichtig um die Ecke. Seine Heimlichtuerei steckte mich an. Bis jetzt hatte ich die Begegnung mit den Fremden herbeigesehnt, dieses optimistische Gefühl wich aber nach und nach einer furchtsamen Spannung. Wieder überfiel mich die lähmende Angst, die ich beim Anblick der toten Quallen empfunden hatte.
    Die Fremdartigkeit des Raumkreuzers wirkte wie ein hypno-tischer Zwang. Nichts, was auch nur entfernt an irdische Kon-struktionsweisen erinnerte. Keine Bildschirme, Geräte, Schalter, Hebel… Oder waren wir in einer Sektion, die mit der Steuerung oder Energieversorgung nicht das geringste zu tun hatte? Wie würde wohl einem Extraterresten zumute sein, der sich in die Speisekammer eines irdischen Raumkreuzers verirrt?
    Bei diesem Gedanken mußte ich unwillkürlich lachen, und Spinks fauchte mich wütend an: „Seien Sie ruhig, Mann!“
    Seine Rüge ließ mich sofort wieder in diese unbestimmte Angst zurückfallen. Als ich das erstemal hier entlanggegangen war, hatte der Gedanke an die Formation HELIOS keinen Platz für kleinmütige Furcht gelassen. Diesmal packte sie mich um so stärker. Ich spürte das pochende Blut in den Halsschlagadern, und jeder Pulsschlag dröhnte als Hammerschlag durch meinen Kopf.
    Auf einmal war ich mir der verzweifelten Lage bewußt, in der wir uns befanden. Eingeschlossen in einem unirdischen Hyperraumkreuzer, wehrlos dessen Herren ausgeliefert. Was nutzten da unsere Handwerfer – selbst wenn wir alle unsere Entführer töten würden, so würden wir die Erde doch nicht wiedersehen, dieses Raumschiff konnte ein Mensch nicht steuern. Und ich verstand plötzlich, warum Spinks unbedingt eine Geisel nehmen wollte. In Gedanken war ich dabei, ihm recht zu geben.
    Wir gelangten in einen Raum, der mir merkwürdig bekannt vorkam. Von der Größe einer Turnhalle, mit ovalem Querschnitt. Der Magen! Mit einem Schlag fiel mir wieder alles ein: Die Heliolithe, die

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