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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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seien die wahren Herren des Raumfahrzeuges… Ich kam einfach zu keinem Ergebnis. Der Gedanke an ein symbioseähnliches Verhältnis fiel mir wieder ein. Ich weiß auch nicht, warum, ich konnte mich nicht von der Ahnung frei machen, daß die Heliolithe eine Form anorgani-schen Lebens darstellten – vielleicht weil mir die Quallen unangenehm waren.
    Das schien doch immerhin möglich: Eine symbiotische Le-bensgemeinschaft entwickelt zwei Komponenten, eine intelligente und eine ausführende. Zweifelsfrei waren die Heliolithe in der Lage, über Bioströme zu kommunizieren. Warum sollten sie nicht fähig sein, die Quallen gewissermaßen fernzusteuern?
    Eine Trennung von Geist und Körper, die bei uns Menschen als Aberglaube verschrien war.
    All diese Überlegungen blieben fruchtlos. Das Experiment würde eventuell etwas mehr Licht in das Dunkel um das ge-heimnisvolle Wesen der Sonnensteine bringen.
    „Bob!“ sprach ich den Piloten an. Er schaute erwartungsvoll zu mir. „Hast du Angst?“
    Bob machte schnell zwei Zeichen, die mir unverständlich blieben. Spinks übersetzte: „Bob fragt, wovor?“ Und er fügte hinzu: „Was wollen Sie tun, Inspektor?“
    „Sie werden sehen“, antwortete ich und wandte mich an Bob.
    „Fürchtest du dich davor, noch einmal die Heliolithe zu berühren?“ Er schüttelte energisch den Kopf. „Sehr schön. Also paß auf! Laß deine Hand so lange wie möglich an der Wand. Und dann sage uns, was du empfunden hast!“
    Bob nickte. Er legte die Handfläche auf die Sonnensteine, und ein leichtes Zittern durchlief seinen Körper. Er hielt es ungefähr drei Sekunden aus, dann zog er die Hand zurück, als hätte er einen heißen Kochtopf angefaßt.
    „Na, was ist?“ fragte ich gespannt.
    Bobs Finger begannen zu sprechen. Das ging so schnell, daß ich mich wunderte, wie flüssig Spinks dolmetschte.
    „Helft uns! Sie sind tot…“
     
    Verflixt. Ich hatte gehofft, eine sinnvolle Information zu erhalten. Dasselbe hatte Spinks erzählt. „Und nichts weiter?“
    fragte ich Bob enttäuscht. Sein deutliches Kopfschütteln war nicht dazu angetan, meine Stimmung zu heben.
    Aber was sollte das bedeuten: Helft uns? Mir hatten sie nur befohlen: Geh! Warum baten sie Spinks und Bob um Hilfe?
    Nach einigem Überlegen lag die Antwort klar auf der Hand: Sie hatten mich zum Verlassen ihres Raumkreuzers aufgefordert, weil sie den Tunnel unbedingt räumen mußten, um die Katastrophe zu verhindern. Warum aber waren sie überhaupt im Tunnel aufgetaucht? War das der Schlüssel: Helft uns?
    Schade, daß ich nicht selbst mit den Heliolithen reden konnte. Bobs verstümmeltes Gehirn vertrug zwar die intensiven Bioströme – wenn es welche waren! – besser als Spinks’ und meines. Dafür aber war Bobs Intellekt ohne die elektronische Komponente unzureichend. Mir wurde schmerzlich bewußt, daß ich gezwungen war, Bob wie ein Werkzeug, wie eine Maschine zu benutzen, sosehr mir das auch widerstrebte.
    Wir mußten unbedingt den Kontakt zu den Sonnensteinen herstellen! Ich wandte mich erneut an Bob. „Traust du dir das gleiche noch mal zu?“ fragte ich und mußte ihn schnell daran hindern, daß er die Hand auf die Heliolithe preßte. „Nein, Bob, jetzt machen wir es anders. Jetzt fragst du sie. Konzentriere dich auf die Worte: Wer bist du? Denke an nichts anderes, nur daran: Wer bist du?“
    Bob sah mich hilflos an. „Versuch es! Du schaffst es, Bob!“
    suggerierte ich ihm. Er legte beide Hände auf die Heliolithwand. Die fremden Gedanken schüttelten seinen Körper wie einen Apfelbaum. Die ausgemergelten langen Arme zuckten wie unter Stromstößen, aber Bob hielt tapfer stand. Aus seiner schmalen Brust stieg ein qualvolles Stöhnen empor, und trotzdem ließ er nicht los. Wollte er mir einen Gefallen tun? Litt er deshalb, ohne aufzugeben? Er kämpfte. Ich weiß nicht, was ihm die Kraft gab.
     
    „Halt durch, Bob!“ flüsterte ich erregt. Sein Rücken krümmte sich unter der Kraft, der er zu widerstehen versuchte. Er warf den Kopf in den Nacken, und ich sah sein Gesicht. Der Schmerz verzerrte es zu einer furchtbaren Grimasse. Seine großen, weit aufgerissenen Augen irrten ziellos über die flammende Heliolithwand.
    Da sprang Spinks auf und schlug ihm den Arm zur Seite.
    Bob ließ sich erschöpft zu Boden sinken, und Spinks fauchte mich an: „Nennen Sie mich noch einmal ein Vieh!“
    Ich hatte mit Bob gelitten, jedes Zucken seiner Mundwinkel hatte mir Pfeile ins Herz getrieben, das Zittern seines Körpers fügte

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