Alarm im Tunnel Transterra
mir Qualen zu, aber Spinks’ Worte trafen wie Fausthiebe.
Meine Absicht war sicher lobenswert, aber nur die Absicht…
In meine Scham mischte sich ehrliche Überraschung. Und wieder einmal fragte ich mich: Was ist Spinks für ein Mensch?
Andererseits, war es falsch, von Bob so etwas zu verlangen?
Ich weiß es bis heute nicht. „Verzeih mir, Bob“, murmelte ich schuldbewußt.
Spinks knurrte noch etwas und forderte Bob dann unverständlich schroff auf: „Los, erzähle! Was ist geschehen? Hat es geklappt?“
Bob richtete sich auf, und seine Finger erzählte n. Es war wenig, vor allem nichts Neues.
„Mehr nicht?“ fragte Spinks. „Wieder das gleiche? Keine Antwort auf deine Frage?“
Bobs Hände machten müde einige Zeichen. Spinks wandte sich mir zu und sagte: „Nichts. Er hat es nicht geschafft. Die fremden Gedanken sind stärker. – Helft uns, sie sind tot. – Das ist alles.“
Der Versuch war nicht mehr zu wiederholen; das durften wir Bob nicht zumuten, selbst wenn unser Leben davon abhinge.
Ich hätte es selbst versucht, aber es war aussichtslos. Womö glich würde ich beim zweitenmal draufgehen, damit wäre niemandem geholfen. Auch hatten wir jetzt andere Probleme. Wir mußten, ob wir wollten oder nicht, die Begegnung mit unseren Entführern – allem Anschein nach kaltblütigen, kriegerisch veranlagten Wesen – vorbereiten. Denn daß sie sich immer noch nicht sehen ließen, gab auch Magister Spinks, der sonst mit Meinungen schnell zur Hand war, einige Rastel auf.
Spinks ging auf meinen Vorschlag ein, die Fremden zu suchen. Seine Geduld war sehr kurzlebig, bald hatte er wieder seinen Werfer gezogen und dachte laut darüber nach, ob es nicht doch besser sei, eine Geisel zu nehmen. Mit Genugtuung stellte ich fest, daß Spinks weniger Herr der Situation war, als ich neidvoll geglaubt hatte. „Meinen Sie, Magister, die Fremden, die immerhin acht unbewaffnete Gegner kaltblütig ermo rdet haben, scheuen davor zurück, eine Geisel zu opfern?“
fragte ich.
Er stutzte und knurrte ungehalten: „Sie müssen nicht unbedingt unbewaffnet gewesen sein. Oder glauben Sie, die lassen die Waffen so einfach da herumliegen? Das wäre aber massig leichtsinnig.“
Endlich, da war es, das Wort „massig“. Mir hatte es richtig gefehlt. Als Spinks gezwungen war, all seinen Geist zusam-menzunehmen, rutschte es nicht einmal über seine Lippen.
Jetzt war es wieder da. Spinks hatte zu seinem seelischen Gleichgewicht zurückgefunden.
Jedenfalls erkannte er, daß ein Feldzug glatter Humbug wäre und daß es bequemer sei, den Werfer am Gürtel zu tragen. Mir war wesentlich wohler dabei.
Wir durchstreiften den Raumkreuzer, ohne etwas zu entdek-ken. Überall gewundene, sich schlängelnde, verengende und wieder erweiternde Röhren, deren Wandungen mit Zotten und darunter mit Heliolithen bedeckt waren. Keine Spur der Fremden. Nur zwei Räume waren anders: der Magen – auf diesen Namen hatten wir uns schnell geeinigt – und das Auge. Das war eine kugelförmige Ausbuchtung, bei der sich an der Decke ein dunkles Loch befand, die Pupille. Um dieses Loch herum wand sich ein ringförmiges Gebilde aus kleinen Mulden und Miniantilopenhörnern wie der Wabengürtel auf der Oberfläche der Kugel, nur wesentlich kleiner. Das nannten wir die Iris.
Wir hätten das Loch – die Pupille – gern näher untersucht.
Leider war das unmöglich. Wir hätten den Weltrekord im Hochsprung um gute fünf Meter überbieten müssen.
Bei dieser Gelegenheit wurde uns erst richtig bewußt, daß innerhalb des Raumkreuzers eine der irdischen sehr nahe kommende Schwerkraft herrschte. Ich fühlte mich um höchstens drei Pfund leichter. Das konnte auch eine Täuschung sein, aber Spinks behauptete das gleiche. Ich wußte nur nicht, ob er genauso gut schätzen konnte wie ich.
Alles in allem war das System der Gänge und Röhren verblüffend übersichtlich angelegt. Ähnlich wie im Automatenbunker des BOXERS wurden vier konzentrische Kreise von strahlenförmig verlaufenden Gängen durchzogen. Da alles schief und verbogen war, hatte es uns anfänglich große Schwierigkeiten bereitet, ein Ordnungsprinzip zu erkennen.
Nach drei Tagen wurde der Sauerstoff knapp. Als sich unser nahes Ende abzeichnete, rannte Spinks mit dem Werfer in der Hand tobend durch den Raumkreuzer, mit dem einzigen Ergebnis, daß sich seine Sauerstoffration innerhalb einer halben Stunde um die normalerweise drei Stunden reichende Menge verringerte.
Der Korenther war es auch, der
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