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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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und knarrte mit seiner Schallfolie wie ein morsches Bettgestell.
     
    „Ja, du sollst mich nicht ‘Herr’ nennen, verdammt noch mal!“
    „Es ist besser so, Herr!“ beharrte Duck, und mir war, als hör-te ich ein leises, glucksendes Lachen.
     
    Am Morgen des zweiten Flugtages erwachte ich mit dem Ge-fühl, daß etwas in der Luft liege. Ein unangenehmes Gefühl!
    An diesem Morgen stimmte etwas nicht. Als mich dann jedoch Spinks zum gemeinsamen Frühstück rief, vergaß ich mein Mißbehagen und folgte dem Magister. Für gemeinsame Mahl-zeiten war eine Kabine mit einem runden Tisch und drei ver-stellbaren Stühlen vorgesehen. Seltsam, nur drei Stühle, in der Kommandokugel hatte ich vier Plätze gesehen. Der Speiseraum war nicht viel größer als meine Kabine, aber es gab ihn immerhin. Ein Luxus, der mir sehr zusagte und mich zu der Erkenntnis kommen ließ, daß unseren Jägern etwas Wichtiges fehlte.
    Duck stelzte herein, auf seinen vier Greifklauen Tabletts und Tassen balancierend. Mir gegenüber saß Spinks und rieb sich die Hände. Dabei spreizte er die Finger, sorgsam darauf bedacht, daß sie sich nicht berührten. Er rieb nur die Ballen gegeneinander. Er hatte die Zungenspitze zwischen die Zähne gesteckt und reckte ungeduldig den Hals, um einen Blick auf die Tabletts werfen zu können. Als Duck sie vor uns absetzte, kam ein gedehntes und genießerisches „Aah!“ aus seinem Mund. Seine Nase pendelte über der Frühstücksplatte wie eine Kinderschaukel hin und her. Vom Kaffee zum Steak. Und vom Steak zum Kaffee. Dann verhaspelte Spinks sich und verharrte bei zwei kalten Roastbeefscheiben, deren Geruch nicht intensiv genug war, um sein Riechorgan zufriedenzustellen. Daraufhin kam er völlig aus dem Takt und beschnupperte das gekochte Ei.
    Plötzlich faltete Spinks die Hände vor der Brust, verdrehte die Augen und murmelte irgend etwas. Dann richtete er sich wieder auf, umfaßte mit einem liebevollen Blick seine Menage und wünschte mir einen guten Appetit.
    Ich wollte es nicht glauben: Spinks hatte gebetet! Es war deutlich zu hören. Meine Toleranz hat mir schon manches Mal Schwierigkeiten bereitet, trotz allem schwöre ich auf sie wie auf meine Fähigkeit, in kritischen Situationen immer das Ve r-kehrteste und somit einzig Richtige zu tun. Die unlogischen Lösungen sind unter tausend logischen oft die zuverlässigsten, und im unlogischen Denken bin ich unschlagbar. Ich erinnere mich: Auf der Akademie habe ich mal aus der Rutherfordschen Streuformel die Riemannsche Integraldefinition so verblüffend unlogisch entwickelt, daß der Dozent mir verwirrt eine Eins gab.
    Meine Toleranz ließ mich diesmal im Stich, als ich in Spinks Augen fromme Andacht glimmen sah, und ich kicherte albern.
    Spinks murmelte nur entschuldigend: „Alte Gewohnheit. Das steckt eben drin. Hat massig viel mit Erziehung zu tun.“
    Auf dem Tisch standen nur zwei Gedecke. Vor seinem und vor meinem Platz. „Wollen wir nicht auf Bob warten?“ fragte ich ihn.
    Er blickte überrascht auf. Sein Mund, in dem gerade eine Anchovis zu verschwinden gedachte, blieb einen Moment unschlüssig geöffnet, und die Gabel beschrieb einen leichten Bogen, bevor sie wieder auf dem Teller landete. Der Mund schnappte zu, öffnete sich jedoch gleich wieder. „Wollen Sie wirklich mit Bob frühstücken?“

„Natürlich, er gehört doch zu uns!“ verlangte ich.
    Spinks sah ratlos in mein Gesicht und zuckte verständnislos die Schultern. „Bob! Komm zu uns! Inspektor Pyron wünscht es so!“
    Aus Ducks Eisenbrust kam die Antwort: „Zu Befehl, Magister!“
    Spinks machte sich wieder über sein Frühstück her, sah aber ab und zu auf, wenn er sich unbeobachtet glaubte, und musterte mich kritisch.
    Bob kam, steif und ungelenk, und setzte sich zwischen uns.
    Er sah mich nicht an.
    Duck stellte eine seltsame Karaffe vor ihn hin. Sie hatte zwei Henkel wie eine griechische Amphore und lief in einen spitzen Schnabel aus. In dem Gefäß gluckerte eine ölige Flüssigkeit.
    Dunkelbraun mit schmierigen, schillernden Streifen.
    Bob saß unbeweglich vor der Karaffe und starrte sie an.
    „Na los, iß! Inspektor Pyron will sehen, wie du ißt!“ forderte Spinks ihn auf.
    Bobs Gesicht verlor seine Leichenblässe und färbte sich rot.
    Ein streifiges, fleckiges Purpur, als wäre jemand hastig mit einem Pinsel darüber hinweggegangen. Er griff die beiden Henkel und zog den Schnabel in seinen winzigen Mund. Mit einem Ruck warf er den Kopf zurück und ließ das braune Öl in

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