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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Raumflieger geworden. Wäre mein verrückter Großvater nicht gewesen, wäre aus mir ein biederer Geschäftsmann geworden oder ein Hochschullehrer oder ein Politiker. Mit dem Geld meines Vaters hätten mir alle Türen offengestanden. Aber ich kann es nun mal nicht leiden, wenn man mich schlägt. Es war das erste und einzige Mal, daß mein Vater mich erziehen wollte – er war zu gründlich.“
    Spinks kaute wieder am Knöchelgelenk seines Zeigefingers.
    So war das. Er verdankte seinen Aufstieg als „Synthomführer“
    den herausragenden Fähigkeiten seines Schützlings. Motiv genug freilich, ihm väterliche Fürsorge zukommen zu lassen.
    Beförderung für Spinks, Schokolade für Bob. Partnerschaft hatte er es genannt. Mir wurde einiges klar. Seine Geschichte hatte mich überrascht und abgestoßen, vor allem der ironische Tonfall, in dem sie vorgetragen worden war.
    Trotzdem, der Korenther begann mich trotz seiner Eigenarten
    – oder gerade deshalb? – zu interessieren. Mein Vorurteil gegen diesen Menschenschlag hatte sich bis jetzt bestätigt.
    Aber ich wollte es mir mit dem endgültigen Urteil nicht so leicht machen, denn ich begriff, daß er tatsächlich kein schlechtes Gewissen hatte. Oder rührte es sich doch irgendwo in seinem Unterbewußtsein? Warum hatte er mir über die Synthome nicht in jedem Fall die Wahrheit gesagt? Was war denn überhaupt die Wahrheit? Fragen, die ich mir beantworten wollte.
    Aber dazu brauchte ich Zeit. Und ich hatte nur knapp drei Tage. Das war, als wollte man mi t einem Kochgeschirr den Ozean ausschöpfen.
     
    Lange nachdem Spinks meine Kabine verlassen hatte, erschien Duck, ohne daß ich ihn gerufen hätte. Er zog leise, jedes unnö-
    tige Geräusch vermeidend, die Tür hinter sich zu und näherte sich mir mit watschelnden Schritten. Dicht vor mir blieb er in seiner gebeugten Entenhaltung stehen und stierte mich aus den schwarzen Löchern seiner beiden Objektaugen an. In dieser Stellung verharrte er, als hätte man ihm den Strom abgeschal-tet. Nur das Summen der Objektive schwebte durch die Kabine wie eine Hummel, wenn er, meinen Bewegungen folgend, die Brennweite veränderte.
    „Pyron“, tönte es aus dem Schallstrahler in seinem Rumpf –
    Duck war Bauchredner. Ich kannte diese Stimme, es war Bob, der mich über seinen zweiten mechanischen Körper rief. Eine Situation, die mir immer wieder unheimlich erschien. Bob, Duck, der BOXER – alles war ein Organismus. Wenn Bob den Helm trug.
    Ich fragte ihn, was es gäbe.
    „Du hast auch Angst vor ihm!“ Aus seiner Stimme klang kein Vorwurf – es war eher eine Feststellung.
    So ein Unsinn! Wieso Angst! Wenn schon, dann war es Hilflosigkeit, oder… Doch, es war so etwas wie Angst! Und auch nicht. Ein unnötiges Minderwertigkeitsgefühl. Völlig unnötig.
    Menschen wie Spinks wirken auf mich. Selbstbewußt, stark und intelligent. Obendrein noch schön. Sie verbreiten in ihrer Umgebung Befangenheit. Meist werden sie – ob sie wollen oder nicht – von denen, die sich ihnen unterlegen fühlen, in die Rolle der Autorität gedrängt. Ich kann mich der Ausstrahlung solcher Menschen nicht entziehen. Bob hatte es gespürt. Eher als ich.
    „Es ist keine Angst, Bob. Das weißt du!“
     
    „Egal, wie du es nennst. Es ist nicht gut. Du könntest ihm helfen!“
    „Wie und warum soll ich ihm helfen – und wobei?“
    „Anders zu sein.“
    Ich war überrascht. Bob hatte wieder einen Gedanken mehr als ich gehabt. Helfen – das war ein gutes Wort. Konnte ich das? Bis jetzt war ich immer derjenige, der Hilfe brauchte.
    Dann sah ich Duck an und mußte plötzlich lachen. Manchmal habe ich solche Anfälle, da kann ich mich nicht beherrschen. Da stand ein watschelndes Ungetüm vor mir wie eine Ente, die ein Ei legen wollte, und palaverte mit mir über psy-chologische Probleme! Obwohl es eigentlich Bob war, der zu mir in dieser quakenden Tonlage sprach – es war und blieb eine Situation voll schauriger Komik. So, wie wenn jemand seinen Garagenwagen hätschelt und tätschelt und ihm liebe Worte in die Ölwanne flüstert.
    Bob wartete geduldig, ohne nach dem Grund meines sponta-nen Heiterkeitsausbruchs zu fragen. Ich entschuldigte mich betreten bei ihm: „Verzeih mir, Bob, ich mußte an etwas Komisches denken…“
    „Du hast über Duck gelacht, ja? Magister Spinks lacht oft über ihn“, sagte Bob.
    „Er sieht so eigenartig aus – eben zum Lachen.“
    „Wir sehen auch eigenartig aus, manche lachen über uns. Die meisten aber wollen uns nicht

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