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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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sehen, sie ekeln sich.“ Ich schwieg betroffen, was sollte ich auch darauf antworten? Bob sprach weiter: „Spinks hat gelogen. Wir besitzen nicht die gleichen Rechte wie die Menschen. Die Menschen gehören der Kategorie Null an. Synthome der Kategorie Null gibt es auch, ein Dutzend vielleicht. Die meisten Synthome aber bilden die Kategorien eins und zwei. Eins – das sind die Denkenden, zwei die Soldaten. Von ihnen hat Spinks nichts erzählt.“
    Meine Bestürzung steigerte sich. Also hatte ich doch recht mit meiner Auslegung: Sklaven. Moderne Sklaverei. „Erzähle weiter, Bob. Was unterscheidet die Kategorien?“ Obgleich ich spürte, daß ich da in Konflikte geriet, denen ich wahrscheinlich nicht gewachsen war, fragte ich nach dem Sinn dieser Hierar-chie. Meine Neugier war stärker als die Furcht vor möglichen Komplikationen.
    „Null sind die Privilegierten. Nullsynthome sind den Menschen tatsächlich gleichgestellt. Sie sind die Lenker von Staat und Wirtschaft. Sie leben in den Städten der Menschen und gehören den Ökonomischen Corps gleichberechtigt an. Ich gehöre zur Kategorie eins. Unsere Rechte innerhalb der Corps sind durch Klauseln eingeschränkt. Wir sind austauschbar und nicht stimmberechtigt. Wir leben in Satellitenstädten, die abseits von den Wohnorten der Menschen liegen. Von Sonnen-aufgang bis Sonnenuntergang dürfen wir sie verlassen, aber nur in dieser Zeit. Zu bestimmten Gebäuden und Institutionen haben wir keinen Zutritt. Der Magister hat es schon treffend gesagt: Wir besitzen den Rechtsstatus unmündiger Kinder und sind einem Vormund unterstellt. Die Soldaten unterstehen der Kriegsgerichtsbarkeit. Niemand weiß Genaues. Sie werden wie Tiere gehalten und von der Öffentlichkeit isoliert. In unterirdischen Kasernen, die über die gesamte Insel verstreut sind.
    Keiner kennt die genaue Anzahl.“
    Mir war es unmöglich, etwas dazu zu sagen. Ich war aufge-sprungen und lief unruhig in der Kabine auf und ab. Drei Schritte hin, drei zurück. Wie ein eingesperrter Panther. Die beiden Objektive drehten sich nach oben und pendelten ebenfalls von rechts nach links, forschend auf mich gerichtet.
    „Weißt du, warum wir so häßlich sind? Sie furchten uns. Sie können ohne uns nicht mehr leben, aber sie fürchten sich.
    Deshalb müssen sie sich ständig ihre Überlegenheit beweisen und haben die Forschung eingestellt. Ihnen genügen mißgestalte, aber voll einsatzfähige Synthome. Unsere Häßlichkeit gibt ihnen ihr Selbstbewußtsein, deshalb haben sie verboten, die genetischen Rezepte zu vervollkommnen. Spinks hat gesagt, es wäre nicht möglich, Menschen für den Unmittelbarkontakt mit den Computern zu präparieren. Das war gelogen. Es gibt eine einfache, plausible Erklärung. Sie tun es nicht, weil der Ve rschleiß zu hoch ist. Die durch die Implantation zerstörte Hirn-masse wird nicht regeneriert. Die Hirnkapazität sinkt durch die hohe Belastung konstant ab, und immer mehr Regelfunktionen des eigenen Körpers müssen vom Automaten übernommen werden, bis man eines Tages den Sensorhelm nicht mehr absetzen kann…
    Du wirst gemerkt haben, daß ich schon jetzt ohne den Automaten recht hilflos bin, obwohl ich noch mit sieben Jahren Lebenserwartung rechnen kann. Älter als zehn Jahre wird kaum ein Synthom. Irgendwann erfolgt dann der endgültige Zusammenbruch. Das ist der Grund. Sie wurden gern auf die Nullsynthome verzichten, aber dieses Opfer ist ihnen zu hoch.
    Sie behaupten, wir wären von ihnen abhängig – es ist umgekehrt.“ Wenn es nicht unmöglich gewesen wäre, ich hätte geschworen, daß Haß aus dem blechernen Quaken klang, als aus Ducks Brust die Worte kamen: „Synthom klingt fast wie Phantom. Findest du auch, Pyron?“
    Ich schüttelte schwach den Kopf. Nach einer längeren Pause, in der ich das alles zu begreifen versuchte, sagte ich ihm: „Du mußt mir das einmal ausführlicher erzählen. Nein, nicht jetzt, morgen oder übermorgen. Oder erst wenn wir unseren Auftrag erledigt haben. In unserer Hand liegt das Leben der dreißigtausend Expeditionsteilnehmer der Formation HELIOS. Da dürfen wir uns jetzt keine Spannungen in der Mannschaft leisten.“
    Was Bob mir erzählt hatte, lag mir wie ein verdorbener Fisch im Magen, und ich ekelte mich vor dem Erbrechen. Lieber nahm ich es in Kauf, daran zu ersticken.
    „Einverstanden. Spinks darf von unserem Gespräch nichts erfahren, er hat mir verboten, mit dir zu reden… Haben Sie noch einen Wunsch, Herr?“ Duck trat einen Schritt vor

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