Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
seinen Hals sickern. Er setzte erst ab, als die Karaffe leer war.
    Dann saß er steif und starr, bis wir uns erhoben.
    Ich hatte keinen Bissen mehr hinunterbekommen und nur noch mit betretenem Gesicht an meinem Tee genippt, so peinlich war mir der Zwischenfall. Woher sollte ich das wissen?
    Nachdem Spinks den Speiseraum verlassen hatte, bat mich Bob mit Ducks Stimme leise: „Bitte tu das nie wieder. Auch ich besitze Schamgefühl.“ Er drehte sich um und stakte steif-beinig den Gang hinab zur Kuppel.
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Nichts lag mir ferner, als ihn zu erniedrigen, mich am makabren Schauspiel seiner Nahrungsaufnahme zu ergötzen. Im Gegenteil, ich wollte Spinks zwingen, Bobs Rechte zu akzeptieren. Er sollte zu seinem Wort von der Partnerschaft stehen müssen.
    Spinks schien dem Vorfall weiter keine Beachtung zu schenken. Er ging wieder in seine Kabine, und wenig später verkü ndete sein Schnaufen die Rückkehr in Morpheus’ Reich. Offenbar wollte er wieder den ganzen Tag schlafen. Magister Gerald Spinks, Kommandant des Raumkreuzers BOXER, beherrschte das Raumschiff im wörtlichsten Sinne im Schlaf.
    Mir war der Zwischenfall sehr unangenehm. Bob fühlte sich gedemütigt. Ich hatte mich benommen wie jemand, der einem hungernden, vor Kälte schlotternden Menschen ein großes Schokoladeneis schenkt. Wie schrecklich muß es für Bob gewesen sein, als Spinks mir seinen mit Elektroden gespickten Schädel demonstrierte! Und nun das.
    Ich grübelte, wie ich meinen Fehler korrigieren konnte. Ein Geräusch ließ mich aufhorchen. Ehe es mir gelang, die Art des Geräusches und seinen Ursprung zu registrieren, war es wieder verstummt. Das war ärgerlich. Vergebens lauschte ich auf seinen Nachhall in meinen Gehirnwindunge n. Der kurze Moment, den ich es wahrnahm, hatte es schon verschluckt, hastig wie ein ausgehungertes Krokodil. Gut, dann nicht, sagte ich mir. Aber ich konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren.
    Meine Gedanken drehten sich einer Roulettkugel gleich im Kreis und blieben immer wieder im selben Loch hängen. Bei dem Geräusch. Plötzlich hatte ich es! Es war ein fremdes Ge-räusch gewesen. Wie in der Einsatzzentrale auf ROTA etwas, was nicht in das gewohnte Milieu hineingehörte. Ein sich versteckendes Geräusch, das auf leisen Sohlen durch den Raumkreuzer schlich.
    Ich blieb mit zur Seite geneigtem Kopf im Mittelgang stehen und lauschte in Richtung des Triebwerksblocks. Es ist eine Angewohnheit jedes Raumfliegers, den Feind immer an der empfindlichsten Stelle zu suchen. Und das ist nun mal der Tachyonenbeschleuniger. Es blieb still. Nur das vertraute Brausen der Teilchenströme drang durch den Strahlenschirm.
    Ich schalt mich einen Dummkopf. Bob hätte es doch auch hören müssen! Wenn er nichts unternahm, dann mußte es harmloser Natur sein. Vielleicht hatte Duck etwas fallen lassen.
    Als ich gemächlich zu meiner Kabine schlenderte, meldete sich Bob über die Bordrufanlage. „Inspektor Pyron bitte im Steuerorbit melden, Anruf von ROTA.“
    „Danke, Bob. Ich komme sofort“, antwortete ich und änderte meinen Weg. Das konnte nur Reg oder Achternak sein. Sie werden Neues über die achthundert Kilotonnen zuviel in unserem Sonnensystem zu vermelden haben, dachte ich. Aber warum wollen sie mich sprechen und nicht Magister Spinks?
    Ich kletterte in die Kuppel und sah über meinem Kopf die Kugel schweben. Mit leichtem Druck stieß ich mich ab und flog an der Kugel vorbei, die Bob im selben Moment senkte.
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich zappelte und ruderte mit den Armen wie ein Seiltänzer, um noch den Rand der Einstiegsöffnung zu erreichen. Es gelang mir auch, mit den Fingerspitzen die glatte Haut des Steuerorbits zu streifen, aber das war alles. Der Schwung trug mich hinweg, und ich segelte unendlich langsam, mich hilflos um meine Körperachse drehend, auf das hellblaue Bildschirmfenster zu. Genau auf Regs dicken, grobporigen Nasenrücken, der in dieser ungewohnten Vergrößerung eher dem rasierten Bauch einer fleischigen Kaktee glich.
    Reg lachte nicht, sondern verzog nur etwas die Mundwinkel.
    Als er zum Sprechen ansetzte, flog ich in einen tiefen, rosigen Schlund mit fünf plombierten Backenzähnen und einem zitternden Zäpfchen.
    „Was machst du da, hast du denn alles verlernt?“ knurrte Reg unfreundlich.
    Ich versuchte mich auf den Bauch zu wälzen, aber das Drehmoment war schon verbraucht. Und da faseln die Physiker von einem Erhaltungssatz des Drehmoments! Meins war weg,

Weitere Kostenlose Bücher