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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Hunderteinundzwanzig und die Hundertzwei-undzwanzig. Ich mußte mich links halten.
    Ich wählte den schmalen Durchlaß, der vor mir lag, die Ringgasse zwischen Block einhunderteinundzwanzig und einhundertzwanzig. Jetzt, da ich den Eingang nicht mehr im Rücken hatte und der Kontakt zu Bob unterbrochen war, konnte ich es nicht verhindern, daß mir ein leichter Schauer über den Rücken rann. Die Stille war schlimmer als alles andere.
    Hätte ich doch wenigstens irgendein Geräusch zur Orientierung gehabt! Die Beklemmung wäre kühler Überlegung gewichen und hätte nicht vermocht, mir die Kehle zu verstopfen.
     
    Ich wagte aus Angst vor dem unheimlichen Nachhall meiner Stimme nicht, noch einmal zu rufen. Jedes selbst verursachte Geräusch war wie ein Nadelstich in die Kopfhaut. Die Stille zwang mich unter ihre Herrschaft. Je leiser ich mich bewegte, desto größer wurden die Schweißtropfen, die sie mir auf die Stirn trieb.
    Scheu um mich blickend, schlich ich zwischen den Speicherblöcken entlang, jeden Augenblick auf etwas Unerwartetes gefaßt. Meine Vorsicht konnte nicht verhindern, daß ich über einen Kabelstrang stolperte und lang hinschlug. Der Schreck jagte mir den Herzschlag bis in den Hals. Ich hatte mir sehr heftig den Kopf gestoßen, wagte aber keine Bewegung. Wie ein sich totstellendes Tier blieb ich reglos liegen. Mit angehal-tenem Atem suchte ich aus den Augenwinkeln die Umgebung nach einer verdächtigen Bewegung ab. Nichts. Mein Herz fand wieder den Weg zwischen die Rippen, und der explosive Druck in den Halsschlagadern verschwand.
    Endlich faßte ich Mut und raffte mich wieder auf. O-beinig wie ein Indianer schlich ich weiter, denn in frühen Kinderjah-ren hatte ich in einem Buch über die Sitten und Bräuche der amerikanischen Ureinwohner gelesen, daß ihr katzenhaft leichter Schritt daher käme, daß sie nur auf den Außenkanten der Sohlen gingen. Bis dahin hatte ich gedacht, die O-Beine kämen vom vielen Reiten. Ich trampelte also O-beinig weiter, denn mein Schritt wurde auch durch diesen Kunstgriff nicht leicht und katzenhaft. Gleich mußte ich am Ziel sein!
    Was mich erwartete, war – ein geöffneter Speicher mit der Nummer vierzehn. Die Deckplatte lag verbogen und zer-schrammt auf dem Boden, deutlich waren Kratzspuren zu erkennen. Ich verharrte reglos im Schatten des Blocks acht und beobachtete das Terrain. Nichts. Aber nun hatte ich den Beweis für die Anwesenheit eines anderen greifbar nah vor mir. Verflucht noch mal, die Zeit der blinden Passagiere ist doch schon lange vorbei! Und wenn trotzdem jemand unbemerkt an Bord gekommen ist, so wird er sich doch nicht in einem Speicherblock verkriechen wollen! dachte ich.
    Ich sah mir die Bescherung genauer an. Aus dem Verstärker der Interferenzkaskade waren sieben Thyristoren herausgebro-chen worden. Ich suchte den Boden ab. Sie waren weg, spurlos verschwunden. Gestohlen? Als ich mir die Speicherkristalle vornahm, machte ich noch eine Entdeckung. Der Dieb ha tte außer den Thyristoren eine komplette Speichereinheit herausgezogen. Kein Wunder, daß Bobs Rückmeldungssystem lahm-gelegt war. So gewaltsam die Deckplatte heruntergerissen worden war, so sachgerecht hatte der Eindringling die elektronischen Teile entfernt. Wer konnte ein Interesse daran haben, die Sicherheit des Raumkreuzers zu gefährden? Von uns dreien natürlich keiner! Wir bohren kein Loch in das Boot, in dem wir sitzen, und ein blinder Passagier müßte ein Selbstmörder sein, wenn er das täte. Selbst wenn jemand von uns Feinde hätte, so würden sie sich hüten, die Rettungsaktion auf solch hinterhältige Weise zu sabotieren.
    Sieben Thyristoren und ein Speichereinschub. Das war jemand, der wußte, wo ein Raumkreuzer zu treffen ist! Das war teuflisch. Von satanischer Intelligenz ausgetüftelt. Ausgerechnet das Sicherheitssystem zu zerstören! Wer konnte daraus einen Nutzen ziehen?
    Mir kam ein unheimlicher Gedanke. Ich trat zurück in den Schatten und lauschte. Es gab jemanden, der aus einer Havarie des BOXERS profitierte! Aber nein, diese Vermutung war zu absurd. Das setzte technische Möglichkeiten voraus, die im Gegensatz zu allen bekannten Naturgesetzen standen. Ich schwankte. Warum eigentlich nicht? Wer den Abgrund zwischen Galaxien überwindet, warum sollte der nicht in ein fremdes Raumschiff eindringen können, um es unauffällig zu zerstören?
    Was gibt uns die Sicherheit, mit der wir jeden kriegerischen Konflikt bei der Begegnung zweier Welten ausschließen?
     
    Nichts.

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