Alarm im Tunnel Transterra
verdattert auf den frechen Kerl hinabsah. Er mußte über ein kompliziertes Programm verfügen, wenn er in der Lage war, eigene Sätze zu bilden!
„Was tust du da, du zerstörst unseren Zentralcomputer!“ rief ich drohend.
Er nahm keine Notiz von dem unfreundlichen Klang meiner Stimme und entgegnete: „Hast wohl keine Augen im Kopf?
Siehst doch, was ich mache, ich repariere meinen
Spei…ei…eicher, du alte Rostbüchse!“
Alte Rostbüchse – das war doch das Lieblingsschimpfwort des Mechanikers Leo. Dieser Merkurid war sicher einer von Leos Dauerpatienten, bei dem wahrhaft biblischen Alter und den Rostflecken auf dem Schildkrötenpanzer kein Wunder!
Wer weiß, wie oft der Roboter diesen Schimpfnamen aus Leos Mund hören mußte. Er imitierte glänzend Leos mürrischen Umgangston, den dieser immer anschlägt, wenn er zuviel arbeiten muß. Und das ist seiner Meinung nach immer der Fall.
Die Merkuriden sind eben sehr anpassungsfähig. Das leichte Stottern konnte auf den Defekt zurückzuführen sein; Leo stottert nicht.
Interessant war die Auskunft, er repariere seinen Speicher.
„Kannst du das denn?“ fragte ich den Roboter.
„Laß mich in Ruhe! Laß mich in Ruhe, oder ich reiße dir die Nase aus dem Gesicht, du!“ brüllte der Merkurid auf und ließ von der Blechverkleidung ab, um seine Klauen drohend gegen mich zu schütteln.
Plötzlich geschah etwas mit ihm. Irgend etwas ging in seinen elektronischen Eingeweiden vor. Ich hörte ein feines Knistern und sah ein Rauchfädchen aus seinem defekten Rumpf aufsteigen. Sein demoliertes Gehirn war mit der Belastung, die meine Störung hervorrief, anscheinend nicht fertig geworden und begann zu schmoren. Roboter sind eben sehr empfindsam!
Er fuhr wie der Blitz herum und fixierte mich. Aus seinem Schallstrahler dröhnte ein furchterregendes Knurren. „Ra-ra-ra-ra!“ Und ohne Warnung schlug die rechte Klaue zu.
Ich konnte gerade noch zurückspringen. „Bist du verrückt!“
schrie ich, als hätte ich einen Menschen vor mir.
„Ra-ra-ra…“, antwortete er mir ungerührt. Seine Räder ruckten, und er fuhr an, rollte geradewegs auf mich zu.
„Befehl: Bleib stehen!“ rief ich ihm zu, verließ mich aber nicht auf seinen Gehorsam und zog mich weiter zurück. Das war gut so. Dadurch polterte die linke Klaue gegen die Metallsprossen eines Speicherblocks und nicht gegen meine Schien-beine. Der Schlag war raffiniert geführt. Nicht von oben nach unten, sondern flach über den Boden von links nach rechts. Er hatte nach dem ersten Fehlschlag sofort die Methode geändert.
Diese widerlichen Selbstprogrammierer!
Was sollte ich tun, zurücklaufen und einen Handwerfer holen? In dieser Zeit würde er den nächsten Block auseinander-nehmen und sorgfältig die Kristalle aus den Schaltungen pflük-ken wie reife Kirschen. Daß er sich auf mich konzentrierte und darüber seine Reparatur vergessen hatte, war nicht schlecht.
Eine taktisch saubere Leistung von mir. Aber nun mußte ich ihn außer Betrieb setzen, mit bloßen Händen. Das war nicht viel, was ich da hatte. Also mußte ich es mit dem Kopf versuchen. Vorläufig aber blieb mir nichts als Rückzug.
Der Merkurid schoß, wie von einer Feder geschnellt, auf mich zu. Ich mußte rennen und stellte entsetzt fest, daß ich kein besonders guter Sprinter bin. Der Merkurid war schneller!
Mir fiel in allerletzter Sekunde ein, wie er mich auf dem Weg zum BOXER über den Haufen fahren wollte, und ich grinste.
Na warte, du Blechidiot, dich lege ich herein! An der nächsten Kreuzung sprang ich nach links in die Gasse und klatschte mit Wucht gegen das Gehäuse eines Speichers. Das hatte zur Folge, daß der dritte Schlag die Isolation eines Kabels zerfetzte und ich mir eine schmerzhafte Prellung an Schläfe und Jochbein zuzog. Meine Finte war aber geglückt! Der geistesgestörte Roboter sauste an mir vorbei und kam erst eine Sekunde später zum Stehen.
Sein Reaktionsvermögen war tatsächlich verzögert. So kriege ich ihn! schoß es mir durch den Kopf. Seelenruhig wartete ich darauf, daß er umdrehte und erneut Anlauf nahm. Und sprang hinter die nächste Ecke. Seine schwere, scharfkantige Eisen-pranke zerschnitt pfeifend die Luft und
landete auf dem Boden.
Nach dem dritten Mal änderte er zu me iner größten Bestürzung seine Taktik, er hielt sich drei Meter hinter mir und paßte seine Geschwindigkeit genau der meinigen an. So konnte er rechtzeitig meine Richtungsänderungen erkennen und mir folgen. Verlangsamte ich
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