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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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fünf Meter Höhe, wie eine Etage in einem zylindrischen Hochhaus.
    Eine denkende Etage. Die Panzertür war nicht besonders gesi-chert – wozu auch? Was sie von den anderen Türen im Raumkreuzer unterschied, war das Handrad. Es verhinderte, daß im Katastrophenfall ein Aussetzen der hermetischen Selbstverriegelung böse Folgen haben würde. Für die Wohnkabinen gab es nur die Selbstverriegelung. Korenthische Bequemlichkeit.
    Unsere einfachen Doppeltüren mit verschiedenen Öffnungs-richtungen sagen mir mehr zu. Das Prinzip ist so einfach wie wirkungsvoll. Eine schließt im Notfall immer, ganz gleich, wo sich das Leck befindet, ob innerhalb der Kabine oder im Mittelgang. Der Druck schließt eine der beiden Türen sicherer als ein Handrad. Da kann der ganze Raumkreuzer auseinanderbre-chen – toi, toi, toi, das soll man nicht mal denken!
    Das erste, was ich registrierte, war eine nur angelehnte Panzertür. Offene Panzertüren machen auf mich denselben Eindruck wie offenstehende Kühlschränke. Der Inhalt leidet unter der Offenheit. Deshalb sieht man Kühlschränke und Panzertü-
    ren immer nur für wenige Sekunden im geöffneten Zustand.
    Und dann ist meistens noch jemand da, der etwas mit der Öffnung zu tun hat. Hier traf ich niemanden.
    Das zweite, was ich wahrnahm, war ein Geräusch. Allerdings nicht aus dem Atombunker, sondern hinter mir. Es war auch kein unbekanntes oder unheimliches. Dieser stampfende Wat-schelschritt war mir bereits gut vertraut. Duck kam mit vorgestreckter Optik durch den Mittelgang geschaukelt und quakte:
    „Was ist, warst du schon drin?“
    Ich schüttelte den Kopf und fragte ihn: „War Magister Spinks mal im Bunker?“
    „Ob er schon einmal nachgesehen hat, weiß ich nicht. Mikrofone sind nur in den Kabinen.“
    „Die Panzertür steht offen.“ Ich zeigte auf den Eingang zum Elektronengehirn. Da machte ich meine dritte Wahrnehmung: Aus dem Saal drang, deutlich zu hören, ein leises Kratzen.
    Nicht jenes schleifende Kratzen, das ich heute früh vernommen hatte, sondern mehr ein schepperndes.
    Duck quakte: „Da ist es wieder.“
    „Ja“, sagte ich, „da ist jemand.“
    Das Geräusch hielt mehrere Sekunden an und rollte dann in die Tiefe des Automatenbunkers hinein, wie ein Blecheimer.
    „Du weißt genau, daß Spinks schläft?“ fragte ich.
    In Ducks Bauch knackte es, und aus dem Schallstrahler dröhnte Spinks martialisches Schnarchen.
    „Habt ihr Androiden an Bord oder einen Atlaskyber?“ wollte ich wissen.
    „Nein, nur mich.“ Bob machte sich einen Spaß daraus, sich vor mir mit Duck zu identifizieren, der nichts weiter war als ein ferngesteuertes Skelett. Oder er meinte es gar nicht so scherz-haft, sondern eher bitter! Das wäre das zweitemal gewesen, daß Bob seinen Widerspruch zu Spinks so deutlich offenbarte.
    Immer war es nicht möglich, den Klang der Automatensti m-me zuverlässig zu interpretieren. Vor allem dann nicht, wenn sie aus Ducks Eisenbrust schallte.
    „Wer ist dann im Bunker?“ fragte ich zweifelnd. Es war wieder totenstill. Gespenstisch still. Vor zwei Minuten wäre ich noch ohne Zögern hineingegangen. Jetzt war das anders.
    Ach was, sagte ich mir, da hat sich irgendein Teil gelöst und rollt aus weiß Gott was für einem Grund durch den Saal. Aus irgendeinem banalen Grund. Teufel, aus welchem Grund?
    Diese Überlegung erstickte wie ein Wasserguß das kleine Feuerchen des Mutes, das ich in mir entfachen wollte, bevor die Flammen auf Arme und Beine übergegriffen hatten. Wir waren schließlich nicht auf einem schlingernden Ozeandamp-fer, in dessen Laderaum so allerhand durcheinanderpurzeln kann!
    „Sieh nach!“ verlangte Duck und wies mit einer seiner Klauen fordernd auf die angelehnte Panzertür.
     
    „Ja, dann werde ich mal“, sagte ich. Meine Stimme kam wie aus einem tiefen, ausgetrockneten Brunnen.
    Ich seufzte und öffnete vorsichtig die Tür. Sie klappte wie ein stählerner Würfel aus der Panzerung des Automatenbunkers heraus und gab den Blick in die ringförmige Halle des Elektronengehirns frei. Düsteres grünliches Licht kroch an der fünf Meter hohen Decke entlang und sank wie Staub auf die Speicherblöcke hinab. Diese standen in konzentrischen Kreisen nebeneinander. Wuchtig und dunkel, tot und doch voller Gedanken und Informationen. Unter ihrer Haut summten und knisterten die Elektronen wie ein Schwarm Mücken, der sich in die Flamme einer brennenden Kerze stürzt. Jeder einzelne dieser schwarzen Kästen bildete einen Safe für Bobs

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