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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Denn wir zum Beispiel würden den Fremden vernichten müssen, wenn es keine andere Möglichkeit gäbe, die drei-
    ßigtausend Menschen zu retten, wenn jeder Verständigungs-versuch fehlschlüge… Wir würden ganz unzivilisiert schießen, mit dem festen Willen, auch zu treffen. Natürlich wäre es das allerletzte Mittel, aber ein Mittel, zu dem wir greifen müßten.
    Jemanden töten, der vielleicht gekommen war, uns zu finden…
    Ich wartete darauf, daß sich der Eindringling durch ein Ge-räusch verriet. Meine Beklemmung war wie weggeblasen. Hier wollte uns jemand an den Kragen, ga nz gleich, wer es war –
    ich würde ihn finden und mit ihm abrechnen.
    Aber es blieb ruhig in der Halle. Ich entsann mich der Sprossen an den Speicherblöcken und machte mich daran, einen der größten zu erklettern. Auf halber Höhe, bei etwa zweieinhalb Metern, hatte ich schon einen recht guten Überblick. Hier und da versperrte einer der turmhohen Riesen den Blick, doch die meisten endeten in dieser Höhe.
    Da hörte ich es wieder! Metall schlug auf Metall, und das schleifende Geräusch war dasselbe wie am Morgen. Ha, Schurke, jetzt habe ich dich! Sehen konnte ich nichts, aber ich hatte mir die Richtung gut eingeprägt, aus der das Poltern zu mir gedrungen war. Er würde mir nicht entkommen. Mit einem Satz sprang ich hinab und rannte durch die Gänge und Gassen.
    Jetzt, als ich den Feind nicht mehr im Rücken spürte und er sich verraten hatte, als ich sein Versteck wußte, da fühlte ich nichts mehr von der zermürbenden Nervenanspannung. Er sollte mich kennenlernen!
    Es klapperte wie Blech, nicht weit von mir. Er nahm eine zweite Deckplatte ab! Das mußte unter allen Umständen verhindert werden. Das Klappern kam von halblinks, war ungefähr zehn Meter entfernt. Ich schlug mir beim Laufen die Ellenbogen an den Kanten der Truhen auf und konnte mehrmals den Schwung meines Körpers nur noch mit den Unterarmen abfan-gen. Aber ich nahm den Schmerz nicht wahr. Gleich, es war schon ganz dicht vor mir! Hinter dem nächsten Block! Nein, noch nicht. Hinter diesem…
    Ich stand verblüfft. Meine Lunge pumpte keuchend frischen Sauerstoff durch die Bronchien, und ich starrte auf den unbe-eindruckten Eindringling. Wenige Meter vor mir war die Deckplatte eines Speicherblocks halb heruntergerissen. Zwei unförmige Klauen zerrten an ihr und versuchten sie aufzubie-gen. Ich war sprachlos. Wie kam der hierher?
    Der Merkurid beachtete mich nicht. Es war zweifellos unser kleiner Gepäckträger! Sein Schildkrötenpanzer war an einer Stelle gesplittert und eingedrückt. Einige Bruchstücke waren entfernt worden. Darunter glitzerten die geborstenen Kristalle seines Gehirns wie eine Handvoll achtlos hineingestreuten Kandiszuckers. Einer seiner zartgliedrigen Manipulatoren steckte in der Öffnung und hantierte mit den defekten Teilen, während die beiden kräftigen Transportklauen immer noch an dem Blech zerrten. Seine Augen hatte er weit ausgefahren. Sie pendelten an zwei flexiblen, gegliederten Hälsen über seinem Panzer und spähten in den geborstenen Rücken.
    Ich erinnerte mich gut daran, daß wir ihn zurückgeschickt hatten. Da war er zwar auch schon klapprig und unzuverlässig, aber unbeschädigt, soweit ich es gesehen hatte. Was war geschehen?
    Dem Augenschein nach hatte er getrödelt und es nicht mehr bis zum Lift geschafft und war während des Starts gegen eine Wand geschleudert worden. Vielleicht hatte er noch versucht, sich festzuhalten, und war erst losgerissen worden, als der Andruck seine Kräfte überstieg. Auf jeden Fall hatte er einen tüchtigen Schlag abbekommen. Sein Denkzentrum sah nicht gut aus.
    Ein Merkurid ist keine Geistesgröße. Er besitzt nicht mehr Intelligenz als ein Hund. Aber er verfügt über einen bestimmten Sprachschatz, soweit es seine Aufgabe erfordert, und versteht demzufolge eine Anzahl Kommandos und Fragen. Was ihn auszeichnet, ist seine operative Selbstprogrammierung. Er ist sehr anpassungsfähig und lernt gut. Außerdem verfügt er über ein geradezu lexikalisches technisches Wissen. Trotzdem ist er dumm wie ein Straßenköter. Die Zerstörung seines Gehirns konnte die Ursache für seinen destruktiven Trieb sein.
    „Wie heißt du, und was für ein Programm hast du gespeichert?“ sprach ich den Merkuriden streng an.
    „Laß mich in Ruhe“, brummte der Roboter, und seine Glasfiberäuglein funkelten mich an.
    Ich war perplex. Das klang so menschlich, daß ich unwillkürlich einen Schritt zurückwich und

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