Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
Vom Netzwerk:
mir das Geräusch wieder ein. Wenn ich beide Beobachtungen addierte, war nur ein Ergebnis möglich: Etwas war nicht in Ordnung. „Was ist los, Bob? Kann ich irgendwie helfen?“ fragte ich.
    Bob verharrte einen Moment, dann knarrte die Automatenstimme: „Vielleicht. Ich habe die Kontrolle über das Rückme ldungssystem verloren. Das ist das gleiche wie ein Verlust des Schmerzgefühls. Also ein Ausfall der Defektanzeige. Hätte ich nicht zufällig die Alarmanlage überprüft, wäre es mir gar nicht aufgefallen!“
    „Wenn ein zusätzlicher Defekt auftritt, kannst du ihn nicht lokalisieren?“
    „So ist es.“
    „Wie kann ich dir helfen?“ fragte ich.
    Bob hantierte am Steuerpult und sagte: „Ich suche mit Duck.
    Aber ich sehe nichts. Der Fehler muß im Automatenbunker aufgetreten sein. Von dort habe ich Geräusche gehört.“
    „Wann?“ fragte ich gespannt.
    „Nach dem…. dem Essen, als ich auf dem Weg zum Steuerorbit war.“
    „Was für ein Geräusch?“ rief ich. Es mußte dasselbe gewesen sein, das auch mir zu denken gegeben hatte. Bob antwortete: „Ein Kratzen.“
    Ich schlug mir vor die Stirn, wobei ich mit dem Handballen schmerzhaft meine Nase traf. Das war es! Ein Geräusch wie von einer Drahtbürste, die langsam über einen leeren Wasser-kessel gezogen wird. Ein schleifendes Kratzen wie aus dem Kellergewölbe eines Spukschlosses. Es war so leise, daß ich es fast mit dem Lärm meiner Schritte übertönt hatte. Aber ich hatte es dennoch gehört! Weil es nicht hierhergehörte.
    „In den Automatenbunker kann ich nicht hinein, er ist gegen Strahlen jeglicher Art abgeschirmt und…“
    „Ist klar, ich verstehe“, unterbrach ich ihn. Der Automatenbunker trägt seinen Namen nicht umsonst. Hinter meterdicken Wänden aus verschiedenen Schichten abschirmender, isolie-render und extrem widerstandsfähiger Materialien stehen die Speicherblöcke des zentralen Elektronengehirns. Dorthinein konnte Duck nicht. Die Fernsteuerung würde versagen und die metallene Ente nach wenigen Schritten wie ein Betrunkener umfallen. „Wenn du meinst, dann sehe ich mal im Bunker nach“, bot ich dem Piloten an.
    Bobs Gesicht wurde zum Kampfplatz widerstreitender Ge-fühle. Die welke Haut wurde noch durchsichtiger, und die von feinen, sich verästelnden roten Äderchen durchzogenen Lider zuckten. Nahm er mein Angebot an, hieße das immerhin, einem Fremden einen Eingriff in sein Gehirn zu gestatten. Er überlegte lange. „Gut“, sagte er schließlich, „ich vertraue dir.“
    Ich freute mich, war es doch ein kleiner Beweis dafür, daß er mir verziehen hatte. Er hätte ja auch Spinks benachrichtigen können. Der kannte den BOXER wie sein eigenes Gesicht.
     
    Auch wenn ihn die Last der Verantwortung jetzt unbarmherzig in die Waagerechte gedrückt hatte. Eine Stellung, die verständlicherweise im Bett am erträglichsten ist. Spinks konnte anscheinend nichts erschüttern. Seine Aufgabe würde er wie versprochen erfüllen, daran zweifelte ich nicht. Aber sie schien seinen Blutdruck nicht zu waghalsigen Kletterpartien zu veran-lassen. Ein wenig beneidete ich ihn um diese Ruhe. An sich war es ja auch ein Routineunternehmen. Nur eben mit dem Unterschied, daß es um dreißigtausend menschliche und vielleicht noch um eine unbekannte Anzahl nichtmenschlicher Leben ging.
    Bob hatte Spinks, seinen Kommandanten, nicht informiert und mir die Chance gegeben, meine Ungeschicklichkeit vergessen zu machen. Das war gut. „Was für Systeme besitzt ihr, Bob?“ fragte ich.
    „Das Rückmeldungssystem befindet sich im Block vierzehn.
    Eine gewöhnliche Interferenzkaskade. Hundertsiebzig Meß-
    punkte. Reicht das?“
    „Ja, ich weiß Bescheid. Wo habt ihr die nötigen Instrume n-te?“
    „Im Bunker, rechts neben dem Eingang.“ Es stimmte mich zufrieden, daß ich mich nützlich machen konnte. Das Nichtstun während der vergangenen Tage war zermürbend gewesen.
    Nichtstun strengt mich an. Ich weiß nicht, ob das abnorm ist.
    Aber Langeweile erschöpft mich physisch und psychisch mehr als alles andere. Es ist eine unangenehme, krankhafte Erschöpfung, die sich nicht in einen wohltuenden tiefen Schlaf auflöst.
    Mehr als die Beschäftigung befriedigte mich aber, daß Bob mit keinem Wort das verunglückte Frühstück erwähnt hatte.
    Unser Verhältnis war wieder in Ordnung.
     
    Der Bunker befand sich am Ende des Mittelgangs, vor der Triebwerkskammer mit dem Tachyonenbeschleuniger, direkt hinter der Einschnürung des Rumpfes. Ein Ringsaal von

Weitere Kostenlose Bücher