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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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meinen Lauf, tat er es mir gleich, aber nur bis zu einer gewissen Grenze! Deutlicher gesagt: Der Merkurid hetzte mich wie einen Hasen durch die Halle. Vor seinen Schlägen war ich immerhin sicher, er kam mir nicht näher als drei Meter. Doch bald hämmerte mein untrainiertes Herz wie eine Dampframme.
    Ich rannte in Richtung Tür und schrie aus Leibeskräften:
    „Duck! Nimm einen Handwerfer und warte an der Tür auf mich!“ Aber der Weg war noch weit und meine Luft knapp. Ich lief schon mit Sandsäcken an den Füßen.
    Verflucht, ich hatte den beschränkte n Roboterveteranen unterschätzt! Meinen plumpen Trick hatte er rasch durchschaut, und mein grandioser Plan, ihn dazu zu bringen, sich an der Bunkerwand den Schädel einzurennen, war jämmerlich ins Wasser gefallen. Mich durchfuhr ein schrecklicher Gedanke: Was, wenn Duck die Bunkertür wieder geschlossen hat? Das war natürlich Unsinn, aber man kommt auf solche Ideen, wenn man nicht viel Zeit zum Überlegen hat. Ich hörte schon meine Schädelknochen unter den wuchtigen Hieben des Merkuriden krachen und splittern. Und ich rannte.
    Die einzig gute Idee während des Wettlaufs hatte ich erst kurz vor dem Zusammenbruch. Die Sprossen! Ich suchte mir den höchsten Automatenblock aus, nahm noch ein letztes Mal alle Kraft zusammen, und es gelang mir mit einem furiosen Zwischenspurt, den Vorsprung ein wenig zu vergrößern. Wie ein Affe hangelte ich an den Metallsprossen empor, trat einmal fehl, schlug mit dem Schienbein auf und verbiß mir den Schmerz. Unter mir trommelte der Roboter wie irrsinnig gegen das Metall. Er beruhigte sich bald. Ich saß oben und hielt mir mit Tränen in den Augen das schmerzende Schienbein.
    Unten rollte der Merkurid unschlüssig hin und her. Seine Augen wuchsen in die Höhe, so weit die Faseroptik reichte, und musterten mich kalt. Mich überkam eine kindische Anwandlung, und ich streckte ihm wütend die Zunge heraus. Hier war ich sicher vor ihm. Ich hätte nun ohne weiteres Spinks rufen lassen können. Duck mußte mich hören. Doch diese Blamage wollte ich mir ersparen. Er würde sich totlachen, wenn er mich so sähe! Wie ein Kater auf einem Ofen, der aus sicherer Entfernung eine Dogge anfaucht.
    Der Roboter hatte einen Plan gefaßt. Mit zwei Manipulatoren und einer Klaue begann er, sich an den henkelförmigen Bügeln emporzuhangeln. Wohlweislich den vierten Arm mit der Klaue in Bereitschaft. Zuerst grinste ich hämisch und wartete auf den Augenblick, in dem er seine Tollkühnheit unter Poltern und Krachen mit einem soliden Sturz büßen würde.
    Der Augenblick ließ auf sich warten, derweil der anpassungsfähige Roboter ein praktisches System entdeckte: Zwei Greifer an einer Sprosse, den dritten vorstrecken, umklammern.
    Ein Stück hochziehen, den letzten lösen, vorstrecken…
    Als er den Bogen raus hatte, ging alles sehr schnell. Ich fand gerade noch die Sekunde, die nötig war, um hochzuschnellen, den nächsten Speicher anzuvisieren und ohne langes Zögern zu springen.
    Daß er wieder ins Leere schlug, beeindruckte den Merkuriden nicht. Er rollte an den Rand der Plattform, auf der ich vor drei Sekunden gestanden hatte, und ließ probehalber seinen Keulenarm herüberschwingen. Leicht und spielerisch, scheinbar ohne böse Absicht. Als er erkannt hatte, daß der Arm zu kurz war, stellte er den Versuch sofort ein.
    Unfaßbar, mit welcher Behendigkeit der Merkurid seine vier Zentner bis in diese Höhe befördert hatte. Das war plötzlich so schnell gegangen wie bei einem Eichhörnchen, und es hatte nicht viel gefehlt, um mich zu überrumpeln. Mein verzweifelter Satz auf die obere Plattform einer benachbarten Automatentru-he, die anderthalb Meter tiefer lag als mein erster Zufluchtsort, war die einzig mögliche Rettung.
    Der Roboter sondierte mit seinen biegsamen Augenstengeln das Revier und konnte keinen geeigneten Plan finden. Springen war ihm. wegen der Räder unmöglich. So standen wir uns gegenüber. Schweigend und abwartend. Ich wartete auf eine Aktion seinerseits, er beobachtete jede meiner Bewegungen, um eine schwache Stelle meiner Position zu entdecken.
    Was war der Grund für seinen Vorsatz, mir den Strom abzu-schalten, den er mit der Beharrlichkeit und Ausdauer einer Hyäne verfolgte? Ein Kurzschluß kann sicher einiges in einem Elektronengehirn auf den Kopf stellen, aber nicht die Ursache für ausgeprägte Verhaltensweisen sein, er kann nicht einen ganzen Komplex gut koordinierter Aktionen auslösen. Der Funke, der einige Kristalle

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