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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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wohl: Er legte den dürren Zeigefinger auf den Mund, und sein Gesicht war eine einzige Beschwörungsformel. So ungefähr mußte der Zauber-lehrling auf seine unaufhaltsamen Wasserträger gestarrt haben.
    Gut, ich sollte den Mund halten. Kapiert. Aber weshalb, zum Teufel?
    Spinks stierte mich an, als wäre ich eine Kreuzotter, deren Kopf unter seinem nackten Fuß hervorzü ngelte. Er hatte wie zur Abwehr beide Hände erhoben und flüsterte angsterfüllt:
    „Daran dürfen Sie nicht einmal denken! Sie bringen mich ohne Umweg in Satans Suppentopf, wenn jemand erfährt, worüber wir sprechen!“ Er blickte sich scheu um. Albern, aber er wollte sich tatsächlich – wohl mehr instinktiv – vergewissern, daß kein unerwünschter Zuhörer im Steuerorbit war. „Nicht einmal träumen darf man davon! Wissen Sie, was geschieht, wenn ein Synthom mit einem drahtlosen Sensorhelm erwischt wird?“
    Aus seiner Stimme war ein heiseres Krächzen geworden.
    Kaum zu glauben, aber dem harten Draufgänger zitterte unver-hohlene Angst im Kehlkopf.
    „Nein, woher sollte ich?“ fragte ich, halb amüsiert über das seltene Schauspiel.
    „Auf Übertretung des Verbots zum Betrieb autonomer bioelektrischer Sende-und Empfangsanlagen im schweren Fall steht die – Todesstrafe! Für den Synthom und seinen Vormund!“ Spinks war in sich zusammengesunken, und sein kantiges Kinn vibrierte leicht.
    „Weshalb ist das verboten? Und weshalb steht eine so grausame Strafe auf einen Verstoß?“ fragte ich ungläubig. Das war doch sicher nur ein Scherz… Genausogut konnte man die Benutzung von Taschenvideofonen unter Strafe stellen!
    „Bitte, schweigen Sie, Inspektor! Ich will und kann darüber nicht sprechen.“ Sein Gesicht war steingrau geworden. Spinks hatte wirklich Angst. Obwohl kein Mensch hören konnte, was im Steuerorbit des BOXERS gesprochen wurde. „Nein, nein!“
    rief er und winkte heftig ab, als ich von neuem den Mund öffnete. Ich klappte den Unterkiefer wieder hoch und überlegte, ob ich über das armselige Häuflein Angst, das vom selbstbe-wußten Raufbold Spinks übriggeblieben war, laut loslachen sollte. Ich ließ es bleiben. Allem Anschein nach mußte es sich um ein Kapitalverbrechen handeln. Darüber durfte man nicht lachen. Spinks’ unsteter Blick wanderte zu Bob hinüber und blieb eine Weile am beherrschten Gesicht des Piloten hängen.
    In diesem Blick war ein heimliches Lauern, und auf einmal verstand ich: Der Korenther fürchtete sich vor seinem Unterge-benen! Wenn derartige Gespräche tatsächlich verboten waren, dann war Bob Zeuge eines Verstoßes gegen dieses Verbot!
    Allerdings hatte ich den Eindruck, daß Bob dieses Thema genauso unangenehm war wie Spinks.
    Ich kann zwar nicht behaupten, daß mich Spinks’ Auskunft wenig verwirrt hätte, aber es war nicht die größte Überraschung, mit der ich seit seiner Bekanntschaft konfrontiert wurde. Soviel ich auch überlegte, ich konnte nicht herausfinden, was es gegen die Benutzung autonomer Sensorhelme einzuwenden gab.
    Wem nutzte eige ntlich solch ein Verbot? Doch niemandem.
    Stopp! sagte ich mir. Wenn jemand die Synthome furchtet, was dann? Ich spürte, daß ich auf der richtigen Spur war. Nehmen wir an, der Gesetzgeber fürchtet die Synthome. Welche Gründe könnte es dafür geben? Die Synthome könnten ihm zu mächtig werden! Natürlich! Solch ein Gesetz konnte nur erlassen, wer die Kontrolle über die Synthome unter keinen Umständen verlieren wollte. Ein Amputierter ohne Prothese ist genauso hilflos wie Bob ohne die elektronische Komponente seines Gehirns. Eine einfache, aber wirksame Form der Überwachung: Man gestattet dem Invaliden den Gebrauch seiner Krücken nur unter Aufsicht!
    Was für ein Abgrund, der sich vor meinen plötzlich verste-henden Augen auftat! Wie sehr mußten diese bedauernswerten künstlich erzeugten Wesen gefürchtet werden! Welch eine Macht mußten sie demzufolge darstellen! Ich begann zu ahnen, was für eine Rolle diese Wesen in der korenthischen Gesellschaft wirklich spielten. Ein scheinbar unsinniges, grausames Gesetz hatte mir die Augen geöffnet. Daß die angedrohte Strafe auch den Vormund des Synthoms treffen sollte, schien mir raffiniert ausgeklügelt. Auf diese Art und Weise war eine perfekte Überwachung garantiert, und ich begriff auch den wahren Charakter dieser Vormundschaft.
    Langsam begann das Bild, das ich mir von diesem Korenth machte, Konturen anzunehmen. Ich hatte einen Teil dieses Puzzles zusammengefügt, allerdings ohne die

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