Alarm im Tunnel Transterra
Tunnel TRANSTERRA ist, so gesehen, ein idealer Parkplatz. Diese Überlegungen erschienen mir recht logisch, und ich teilte sie Bob mit.
Es fiel ihm sichtlich schwer, in meinen Gedankengängen die Findigkeit eines Sherlock Hohnes zu entdecken. Seine Miene ließ daran keinen Zweifel. „Wo strömt es aus?“ fragte ich ihn deshalb. „Aus dem kugelförmigen Teil.“ Bob vergrößerte das unscharfe Bild des Fremden so weit, daß es nur noch wie zwei Ölflecke auf einer vom Wind gekräuselten Wasseroberfläche erschien. Es lief auseinander und wurde von den Wellen deformiert. Aber nun waren ganz schwach mehrere feine Nebel-streifen zu erkennen, die wie Spinnweben an einem der beiden Ölflecken hingen. „Wie denkst du darüber?“ wollte ich wissen.
Bob zuckte nur die Schultern und sagte: „Zu früh. Man kann nur spekulieren. Das hilft uns aber nicht weiter. Die vorliegen-den Meßwerte und Informationen reichen nicht aus. Wir mü ssen warten, bis die Distanz geringer ist.“ Er verstummte plötzlich und nahm wieder seine starre, statuenhafte Haltung ein.
Gerade wollte ich fragen, was los sei, als Spinks zurückkam.
Mir war diese Heimlichtuerei nicht recht, aber ich mußte Bobs deutlichen Wunsch, Spinks nicht über die Entdeckung zu informieren, respektieren. Obwohl ich den Sinn nicht begriff.
Noch war Zeit, sich mit Spinks vernünftig zu unterhalten, ihm seine Schießwut auszureden. Wer weiß, wie er reagiert, wenn er sich unverhofft vor die Tatsache gestellt sieht, daß wir es mit einem außerirdischen Raumkreuzer zu tun haben, ging es mir durch den Kopf.
Noch im Epsilonanzug und den Werfer in der Hand, sagte Spinks mit friedfertigem Grinsen: „Böse, Inspektor? Sehen Sie doch ein, daß es notwendig war! Sie hätten sehen sollen, wie er zersprungen ist! Wie ein Feuerwerk, sage ich Ihnen. Tut mir leid für Bob. Aber was sein muß, muß sein. Großvater Jeff pflegte zu sagen: Junge, hast du eine Laus im Pelz, knacke sie, bevor sie Junge bekommt!“
Bob hatte recht, es würde wohl Ärger geben.
Ich schlenderte gelangweilt durch den BOXER. Stundenlang auf einen fremden Raumkreuzer zu stieren ist eine stupide Beschäftigung. Nach zwei Stunden war er immer noch nicht größer, obwohl wir mit Höchstgeschwindigkeit auf ihn zura-sten, und ich war des Ansehens müde.
Mir ging der Gedanke nicht aus dem Kopf, daß Spinks vielleicht das einzige Verständigungsmedium zerstört hatte. Es konnte doch nicht Zufall sein, daß der Sonnenstein ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt dieses rätselhafte Verhalten zeigte!
Womöglich waren die vierzehn Hertz etwas Ähnliches wie eine Trägerfrequenz, gewissermaßen ein Zeichen dafür, daß der Kontakt hergestellt war und nur jemand den Sender bedienen mußte. Auf elektromagnetische Signale und Tachyonenimpulse reagierte der Fremd e nicht, immer noch nicht. Wobei bei den elektromagnetischen Wellen die Laufzeit, die immer noch mehrere Stunden betrug, berücksichtigt werden mußte. Das ausströmende Chlor war ebenso rätselhaft. Bob hatte festgestellt, daß die Menge mit der Zeit geringer wurde. Aber anzufangen war damit nichts. Man konnte nur endlos an den Knöpfen abzählen: Ist es ein Leck, ist es kein Leck? Oder: Ist es Absicht, ist es keine Absicht? Das führte zu nichts.
Spinks erholte sich von seinen heldenmütigen Taten. Wo schon – im Bett. Er hatte mir gesagt, die Leiche des Merkuriden stände im elektronischen Labor, schräg gegenüber von meiner Kabine. Ich öffnete die Tür und sah mir meinen ge-schlagenen Gegner an. Mir kam eine Idee. Seinerzeit hatte ich Renata einen selbstgebastelten Ha ushaltsroboter geschenkt.
Beim Programmieren hatte ich wohl mehr ihre mädchenhaften, aufregenden Brüste im Kopf gehabt als die Elektroneurologie, denn das Ergebnis war umwerfend.
Emil wusch ihre Unterwäsche in Tetrachlorkohlenstoff und rechtfertigte sich damit, daß der Fettlösungskoeffizient hierbei weitaus höher sei als bei schnöden Waschmitteln und daß die Absonderungen der menschlichen Haut ja erwiesenermaßen aus Fettsäuren bestehen. Emil hielt die Zimmertemperatur im Hochsommer konstant auf siebenunddreißig Grad und behauptete, damit sei der Energieaustausch gleich Null und man brauche dem Körper weniger Kalorien zuzuführen. Seine Experimente gingen so weit, daß er die Temperatur zu ermitteln versuchte, bei der die Kalorienzufuhr auf Null reduziert werden kann.
Schließlich begann er zu dichten. Das verdankte Renata me inem Ehrgeiz, ihr einen kultivierten,
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