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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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konnte er ja nicht sprechen.
    „BOXER an ROTA! Gehe in Position. Kopple die Fäuste mit dem Zentralcomputer. Auslösung bei T null minus zwei.
    Selbstvernichtung T null minus eins. Befehl wird bis T null minus drei zur Löschung ausgesetzt. Löschung erfolgt durch Pilot oder Wegfall der Gefahrensituation. Ende.“
    Spinks brüllte auf: „Bist du wahnsinnig geworden? Das ist der sichere Tod, wenn wir nur eine Sekunde zu spät kommen!“
    Nein, Magister Spinks, Bob hatte richtig gehandelt. „Eine Sekunde zu spät ist der sichere Tod für die HELIOS-Leute, Magister! Und damit auch für uns, wir kommen so oder so nicht weg!“ rief ich ihm keuchend zu. Es war gleichgültig, ob wir von den Antiplasmastrahlen der Fäuste zerrissen oder mit den Raumfliegern der Formation HELIOS gemeinsam sterben würden. Für uns war es gleichgültig, aber dreißigtausend Menschen konnten überleben, wenn der Zentralautomat des BOXERS Bobs letzten Befehl ausführte!
    Noch war nichts verloren, wir hatten noch drei Minuten, und vor uns lag das Ende des Ganges, der in die rettende Leere des Alls führte! Bob war zwar weitaus schwächer als Spinks und seine Bewegungen steif und ungelenk. Aber erstaunlicherweise lief er uns mühelos davon. Als wir die Luke erreichten, hantierte er bereits am Öffnungsmechanismus. Zwischen seinen dürren Spinnenfingern glänzte matt ein weißer Perlmuttknopf.
    „Wo hast du den her?“ fragte Spinks.
    Bob machte ihm schnell einige Zeichen mit den Händen. Das ging blitzschnell. Aber Spinks verstand die Sprache seines Piloten. Er lachte heiser auf. „Er hat sich ebenfalls an mein Oberhemd erinnert und hat sich genau wie wir für Perlmutt entschieden!“
    Bob nickte und steckte den Knopf in den letzten Schlitz. Die Tür schmolz vor unseren Augen.
    „Schnell, Inspektor! Nur noch zweieinhalb Minuten, wir schaffen es noch“, rief Spinks und sprang mit einem Panthersatz durch die Öffnung.
    Bob wollte mir den Vortritt lassen, aber ich stieß ihn einfach durch das Loch, nicht grob, sondern freundschaftlich. Dann sprang ich hinaus. Mit einem Blick erkannte ich, was es bedeutete, daß wir den Fremden nur noch in Richtung der Längsachse verlassen konnten. Die sich drehenden Ringkonstruktionen waren jetzt als flimmernde Scheiben zu erkennen, unscharf und diffus. Aber das war nicht das Schlimmste. Wie ein leuchtender Wirbelsturm schossen die Wolken von Chlor und Antichlor um den Rumpf des Raumkreuzers. Sie hüllten ihn in zuckendes grünes Licht, in einen im Sturm der Energie flatternden Schleier entfesselter Kraft. Nur vor dem Bug des Schiffes war ein winziges Loch in diesem tobenden Strudel zu erkennen, das sich zusehends zusammenzog. Und hinter diesem Loch war als leuchtender Punkt der BOXER zu sehen.
    Wir griffen gleichzeitig in die Steuerhebel der Mikrobooster und schossen auf diesen winzigen Ausgang aus dem Inferno der zerstrahlenden Materiekerne zu. Mit voller Geschwindigkeit. Der Strudel verengte sich immer mehr. Angst schlich in meine sich überschlagenden Gedanken. Ich teilte mich in zwei Personen. Die eine beobachtete kalt den Wettlauf um Leben und Tod, die andere fragte sich verzweifelt, warum die Zeit in kritischen Augenblicken auf den Schwingen eines Adlers wegfliegt, statt es sich auf dem Häuschen einer gemächlich dahinkriechenden Schnecke bequem zu machen.
    Die Tür des Notausgangs schlug zu, bevor wir die Hälfte des Weges zurückgelegt hatten. Vor uns tobte eine Hölle.
    „Zurück!“ schrie ich Bob und Spinks zu. „Es ist unsere einzige Chance.“
    Bob wendete sofort. Spinks rannte weiter, mitten hinein in das Feuer der Annihilation. „Ich schaffe es!“ hörte ich ihn in den Kopfhörern knirschen. Er raste auf die flammende Wand zu wie ein tobsüchtiger Stier. „Ich schaffe es!“ Es klang wie eine Beschwörungsformel. „So schnell gibt Spinks nicht auf!“
    „Spinks, Mann, drehen Sie nicht durch! Unsere einzige Rettung ist der Fremde! Das können Sie nicht schaffen!“ schrie ich entsetzt. Uns blieben immerhin noch knapp zwei Minuten.
    „Ein Mann stirbt im Kampf“, brüllte Spinks, „und nicht mit brav gefalteten Händen.“
    Er flog also um seiner zweifelhaften Ehre willen in den Tod, ohne die geringe Chance zu beachten, die wir noch hatten. Und wir hatten eine Chance! „Spinks, hören Sie! Der Fremde rechnet auch nicht schlechter als wir. Er weiß, daß er weg muß. Wir werden nicht sterben, wenn wir zurückgehen.“
    Der Korenther stoppte und drehte um. Er war im letzten Augenblick

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