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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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Spinks solche Töne zu hören.
    Als ich ihn ansah, was bei der ekligen Dreherei nicht gerade einfach war, verstand ich sein spontanes Mitleid. Er hatte beide Hände auf den Magen gepreßt und rang mit schweißüberström-tem Gesicht nach Luft. Anscheinend ging es ihm nicht besonders gut. Mit der Zeit stieg auch mir ein unangenehmes Gefühl in den Hals. Ich schluckte krampfhaft.
    Die Drehbewegung brach so jäh ab, daß meine Sinne mir vortäuschten, sie hätte nur ihre Richtung geändert. Ein merkwürdiges physiologisches Phänomen, das etwas mit der Flüssigkeit in den Gleichgewichtsorganen zu tun haben soll. Die Täuschung verschwand bald. Spinks saß zusammengesunken neben mir. Ihm war anzusehen, daß er sich hundeelend fühlte.
    Bob blickte mich fragend an.
    „Ja, wir haben es geschafft!“ sagte ich und schaute auf meine Uhr. „Acht Sekunden über T null, und wir leben noch.“
    Die Reaktion des Korenthers war erstaunlich. „Acht Sekunden schon?“ fragte er, und als ich nickte, fuhr er weinerlich fort: „Dann ist der BOXER futsch…“
    „Wie können Sie jetzt an den BOXER denken? Wir leben!
    Die Formation HELIOS ist unversehrt in den Tunnel eingeflogen! Da denken Sie an einen leblosen, unbedeutenden Raumkreuzer!“ fuhr ich ihn an. Vielleicht war ich ungerecht, die Spannung der letzten Stunden löste sich in unbeherrschten Reaktionen.
    „Es geht mir ja nicht um den BOXER“, Spinks seufzte, „aber die fünf Epsilonanzüge, die sind auch im Eimer!“
    Ich brüllte laut los, lachte wie ein Irrer. Das war makaber, was Spinks sagte, aber zu komisch! Was für ein Gemüt hat dieser Korenther! Knapp mit dem Leben davongekommen, sitzen wir in einem fremden Raumkreuzer, von dem wir nicht wissen, ob er uns jemals wieder nach Hause bringt, und Spinks denkt an seine Geschäfte… Ich lachte mir all die Angst, Ner-vosität und qualvolle Ungewißheit der vergangenen Augenblicke aus dem Hals. Bob blickte mich ratlos an, und Spinks lachte schüchtern mit. Er wußte garantiert nicht, was mich so erheiterte. Sein Lachen war nur die Solidarität des Mitgefange-nen. Denn Gefangene waren wir nun. Es sei denn, man würde kommen, um uns als Gäste willkommen zu heißen…
     
    Ein Zweifel war ausgeschlossen. Der Fremde war wieder in die für den menschlichen Verstand unfaßbare vierte Dimension getaucht. Da wir am Leben waren und der BOXER sich auf Bobs eingespeicherten Befehl selbst vernichtet haben mußte, war unsere Mission erfolgreich verlaufen. Die Formation HELIOS war gerettet. Wir saßen schweigend nebeneinander.
    Drei Menschen in einem unirdischen Hyperraumkreuzer, der sie in die rätselhafte Weite der vierten Dimension entführt hatte. Wir waren ohne Sauerstoffreserven und Verpflegung, aber wir waren am Leben und hatten Zeit, aus der Situation das Beste zu machen.
    „Was nun?“ fragte Spinks. Er hatte ausgesprochen, was jeder von uns dachte, bis auf Bob vielleicht. Ich glaube nicht, daß er das Vorgefallene richtig begriff.
     
    Was nun? Objektiv betrachtet war unsere Lage nicht gerade rosig. Schön, wir lebten. Doch unsere Zukunftsaussichten unterschieden sich nicht wesentlich von denen eines Mannes, der weit entfernt von der letzten Eskimosiedlung in eine Dut-zende Meter tiefe Eisspalte gefallen ist und den Sturz auf wunderbare Weise überlebt hat. Wenn es uns nicht gelänge, Kontakt zu den fremden Raumfliegern aufzunehmen, würden wir ersticken oder verdursten. Alles sah ganz danach aus, daß die Fremden von der Möglichkeit einer Verständigung mit anderen intelligenten Wesen nicht gerade begeistert waren. Sie ignorierten uns. Mehr noch, sie gingen uns aus dem Weg. Daß einer der Fremden Spinks geholfen hatte, mich zu finden, mußte nichts besagen. Ich teilte Spinks meine Überlegungen mit.
    „Vielleicht wollen sie uns in einem Zoo für interstellares Getier ausstellen!“ meinte er sarkastisch. „Kann doch sein, daß wir für die Rüsselwesen nichts weiter sind als technisch begabte Orang-Utans.“
    „Also suchen wir die Besitzer des Zoos!“ antwortete ich.
    „Das ist ein Wort!“ antwortete er großzügig und erhob sich.
    „Aber wir müssen verdammt vorsichtig sein. Das beste ist, wir schnappen uns einen als Geisel.“
    „Sind Sie verrückt geworden, Spinks? Wieso wollen Sie eine Geisel nehmen und dadurch womöglich eine bewaffnete Auseinandersetzung provozieren?“ fragte ich entgeistert.
    „Ich glaube, hier ist ein anderer übergeschnappt!“ entgegnete er scharf, ganz der alte Magister Spinks.

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