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Alarm im Tunnel Transterra

Alarm im Tunnel Transterra

Titel: Alarm im Tunnel Transterra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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zur Besinnung gekommen. Wir jagten zurück zum Raumkreuzer.
    Doch ich war beileibe nicht davon überzeugt, daß wir mit dem Leben davonkommen sollten. Alles schien die Annahme zu untermauern, daß der Fremde so schnell wie möglich abtau-chen wollte. Dafür gab es nur eine logische Erklärung: Er hatte die anfliegende Formation HELIOS bemerkt und die Gefahr erkannt. Schließlich hatten wir ihn durch unsere Annäherungsmanöver schon einmal daran gehindert, in den Hyperraum zu tauchen, aber da war noch Zeit. Jetzt konnte er auf uns keine Rücksicht mehr nehmen, genausowenig, wie wir ihn verschont hätten, wäre es anders gekommen! Er mußte es rechtzeitig schaffen, dann waren auch wir gerettet.
    Ich stellte mir vor, wie der Zentralautomat des BOXERS –
    ohne Bob eine leblose, kühl rechnende Maschine – den Raumkreuzer in das Fadenkreuz seiner beiden Geschütze nahm und die Sperre löste. Wie er, dem Befehl gehorchend, schießen und sich anschließend selbst vernichten würde. Für die Formation HELIOS bestände keine Gefahr mehr. Jetzt ging es einzig und allein um unser Leben – und um das Leben der fremden Raumfahrer! Spinks hatte wie ich einen von ihnen gesehen, also gab es sie.
    Wir hatten erst fünfzehn Sekunden verloren. Der kurze Blick auf die Uhr gab mir neuen Mut. Die Umwandlung der Teilchen und Antiteilchen in reine Energie hatte sich zu einem tobenden Orkan verstärkt. Kaum vorstellbar, daß die Menschen diese Kräfte einmal beherrsche n würden! Doch es war möglich. Wir erlebten den Beweis. Allerdings hätte ich das alles wesentlich lieber in einem bequemen Sessel im Raumfilmkino erlebt. Das großartige Ereignis war nicht großartig genug, um mir die Sorge um unser Leben als nichtswürdig erscheinen zu lassen.
    Angesichts drohender Gefahr gibt es keine Faszination mehr, nur noch Tatsachen.
    Einen Augenblick lang ängstigte mich die unsinnige Vorstellung, der Zentralautomat des BOXERS könnte versagen und seine todbringenden Ladungen zu früh abfeuern. Die schreckliche Vision löste sich von selbst auf. Wer so oft wie ich mit Automaten zu tun hat, weiß ihre Zuverlässigkeit zu schätzen.
    Wir jagten über den Wabengürtel hinweg. Der unnütze Ausflug hatte sechsundzwanzig Sekunden gekostet. Es blieben noch anderthalb Minuten. Spinks setzte als erster auf und stürzte zur Tür. Er suchte mit flatternden Händen seinen Perlmuttknopf. Der war weg. Ich schob Spinks zur Seite und betä-
    tigte die Automatik. Drei Sekunden später waren wir in Sicherheit. Wir hatten die einzige Chance genutzt. Jetzt konnten wir nur noch hoffen.
    Spinks murmelte düster: „Wenn wir sterben, Inspektor, werden wir nicht viel spüren. Es geht sehr schnell.“ Er setzte sich, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, neben die Tür und schloß die Augen. Sein Gesicht zuckte.
    Ich war ruhiger, aber nur äußerlich. Am liebsten wäre ich laut schreiend durch den Raumkreuzer gerannt. Es ist furchtbar, wenn man den Zeitpunkt der Hinrichtung kennt und auf dem Weg zum Schafott einen Kassiber mit der Mitteilung zugesteckt bekommt, daß die schriftliche Begnadigung unterwegs sei. So etwa war unsere Situation.
    Bob stand kerzengerade und reglos neben uns. Seine Miene war ausdruckslos. Er war der Glücklichste von uns dreien. Sein naiver Verstand – er hatte ja keinen Kontakt zu seinem elektronischen Ich – begriff die Situation nicht. So schien es mir.
    „Komm, setz dich, Bob!“ sagte ich rauh. Er ging neben mir in die Hocke. Ich legte dem armen Geschöpf den Arm um die Schultern und lächelte ihm zu. Das Lächeln kostete mich in unserer Situation mehr Kraft als ein Marathonlauf.
    Da geschah es, eine Minute vor der Zeit, als hätten sie nur auf uns gewartet! Ich hatte plötzlich das Gefühl, auf einem irrsinnig rotierenden Kinderkarussell zu sitzen. Das Karussell schraubte sich in einer engen Spirale in die Tiefe. „Spinks, wir tauchen!“ schrie ich erlöst und begeistert. Etwas anderes konnte das nicht bedeuten!
    Wir drehten uns in schwindelerregendem Tempo um irgendeine Achse, ein helles Singen klang durch den fremden Raumkreuzer. Ich spürte, wie wir uns immer tiefer schraubten.
    Bob klammerte sich an meinem Arm fest. Namenlose Angst verzerrte sein entstelltes Knabengesicht zu einer gespenstischen Maske. Ich zog ihn näher an mich und sagte: „Wir haben es bald hinter uns, Bob. Keine Angst!“
    Spinks keuchte: „Das arme Schwein hat so etwas noch nie erlebt. Er fliegt ja immer nur mit Sensorhelm!“
    Ich war erstaunt, von Magister

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