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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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tippte den Absatz zu Ende, zog den Bogen aus der Walze und drehte sich um. Dann erst bemerkte er Martin Beck.
    »Tag. Ich schreibe gerade einen vorläufigen Bericht für dich. Wie geht's dir denn?«
    Martin Beck knöpfte den Mantel auf und ließ sich in den Besuchersessel sinken.
    »Wie soll's schon gehen? Dieser Brand ist mir irgendwie unheimlich. Außerdem bin ich erkältet, aber für eine Obduktion reicht's noch nicht.«
    Der Professor sah ihn forschend an. »Du solltest mal zum Arzt gehen. Es ist unvernünftig, eine Erkältung zu verschleppen.«
    »Nichts gegen deine verehrten Kollegen, aber gegen den Schnupfen hat man noch kein Mittel erfunden.« Er zog das Taschentuch heraus und schnaubte sich umständlich die Nase. »Darf ich mal hören? Besonders was du über Mahn weißt.«
    Der Professor nahm die Brille ab und legte sie vor sich auf den Tisch. »Willst du ihn dir ansehen?«
    »Lieber nicht. Ich begnüge mich gern mit dem, was du mir erzählst.«
    »Hast recht. Er sieht auch nicht besonders attraktiv aus. Die anderen beiden übrigens auch nicht. Was willst du wissen?«
    »Die Todesursache!«
    Der Professor nahm ein Taschentuch und putzte seine Brille. »Damit kann ich dir leider nicht dienen. Das meiste hab ich bereits gesagt. Ich hab feststellen können, daß er bereits tot war, als es zu brennen anfing. Er lag auf seinem Bett und war offenbar vollständig angekleidet, als das Feuer ausbrach.«
    »Kann der Tod durch Gewalteinwirkung verursacht worden sein?« fragte Martin Beck.
    Der Gerichtsmediziner schüttelte den Kopf. »Kaum.«
    »Waren Wunden oder Schäden am Körper zu sehen?«
    »Natürlich. Jede Menge. Die Haut war voller Risse, die aber post mortem entstanden sind. Die Knochenfrakturen können durch herabfallende Balken oder andere schwere Gegenstände verursacht worden sein, und der Schädel ist durch die Hitze von innen aufgesprengt worden.«
    Martin Beck nickte. Er hatte schon genug verbrannte Körper gesehen und wußte, wie leicht ein Laie zu der Annahme verleitet werden konnte, daß Verletzungen am Körper vor dem Tod entstanden waren.
    »Wie bist du darauf gekommen, daß er schon tot war, als der Brand begann?«
    »Erstens hab ich keine Anzeichen dafür gefunden, daß das Blut noch zirkulierte, als der Körper der Hitze ausgesetzt wurde. Außerdem vermisse ich Spuren von Rauch oder Ruß in Lunge und Atemwegen. Die beiden anderen hatten die Atemorgane voller Rußflocken und stark durchblutete Schleimhäute. Was die betrifft, so besteht kein Zweifel, daß sie erst nach Ausbruch des Feuers gestorben sind.«
    Martin Beck stand auf und ging ans Fenster. Er blickte auf den Weg vor dem Haus, wo ein gelbes Auto der Straßenreinigung Salz auf den fast gänzlich weggeschmolzenen Schneematsch streute. Er seufzte, steckte sich eine Zigarette an und wandte sich vom Fenster ab.
    »Hast du triftige Gründe für deine Annahme, daß er gewaltsam ums Leben gebracht worden ist?« fragte der Professor.
    Martin Beck zuckte die Achseln. »Ich kann mir nur schwer vorstellen, daß er eines natürlichen Todes gestorben ist, ausgerechnet kurz bevor das Haus zu brennen anfing.«
    »Die inneren Organe waren gesund«, sagte der Professor. »Das einzig Bemerkenswerte war, daß sein Blut stark mit Kohlenoxid angereichert war, wenn man bedenkt, daß er nichts von dem Brandrauch eingeatmet hat.«
    Martin Beck blieb noch eine weitere halbe Stunde da, bevor er zurück in die Stadt fuhr. Als er auf dem Norra Bantorget aus dem Bus stieg und die von Auspuffgasen vergiftete Luft einatmete, mußte er unwillkürlich denken, daß es wohl keinen Großstadtbewohner gab, der nicht an Kohlenoxidvergiftung litt.
    Er sann eine Weile über die Tragweite dessen nach, was der Gerichtsmediziner über den Kohlenoxidgehalt im Blut des Toten gesagt hatte. Aber dann ließ er den Gedanken fallen. Er stieg die Treppen hinunter in die noch schlechtere Luft der U-Bahn-Station.

9
    Mittwoch, den 13. März, durfte Gunvald Larsson nachmittags zum erstenmal aus seinem Bett im Süd-Krankenhaus aufstehen. Er zwängte sich mühsam in den Kittel, den das Krankenhaus seinen Patienten zur Verfügung stellte, und betrachtete sich mißmutig und mit hochgezogenen Augenbrauen im Spiegel. Der Kittel war einige Nummern zu klein und die Farbe durch häufiges Waschen undefinierbar geworden. Dann blickte er hinunter auf seine Füße. Die steckten in einem Paar Holzschuhen, die entweder für Goliath persönlich oder als Aushängeschild für eine Pantoffelfabrik

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