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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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hergestellt worden waren.
    Sein Kleingeld lag in einem Fach des Nachttisches. Er suchte einige Zehn-Öre-Stücke heraus und ging zum nächsten Telefon für Patienten. Während er die Nummer des Polizeigebäudes wählte, zog er geistesabwesend an dem Ärmel des unbequemen Kleidungsstückes. Er ließ sich nicht einen Millimeter strecken. »Hallo«, meldete sich Rönn. »Ach so, du bist's. Wie geht's dir denn?«
    »Gut. Wie bin ich überhaupt hierher gekommen?«
    »Ich hab dich hingefahren, du warst halb am Umkippen.«
    »Ich kann mich nur noch daran erinnern, daß ich mir ein Bild von Zachrisson angesehen habe.«
    »Ja, das war vor fünf Tagen. Was machen deine Hände?«
    Gunvald Larsson blickte auf seine rechte Hand und bewegte prüfend die Finger. Die Hand war sehr groß und dicht mit langen blonden Haaren bewachsen. »Scheint in Ordnung zu sein. Nur ein paar Pflaster.«
    »Ja, dann ist's ja gut.«
    »Mußt du jeden Satz mit ›ja‹ anfangen?« fragte Gunvald Larsson irritiert. Rönn antwortete nicht.
    »Ja, Einar?«
    »Ja, was ist denn?« Rönn kicherte.
    »Warum lachst du?«
    »Nichts. Was wolltest du?«
    »In der mittleren Schublade hinten ganz links in meinem Schreibtisch liegt ein Portemonnaie aus schwarzem Leder. Darin liegen meine Reserveschlüssel. Fahr raus nach Bollmora und hol meinen weißen Bademantel und die weißen Pantoffeln. Der Mantel hängt im Schrank, und die Pantoffeln stehen in der Diele, gleich hinter der Tür.«
    »Ja. Kann ich machen.«
    »Auf der Kommode im Schlafzimmer liegt eine NK-Tüte mit einem Schlafanzug.
    Bring den auch mit.«
    »Willst du die Sachen sofort haben?«
    »Ja. Die Idioten hier wollen mich nicht vor übermorgen entlassen; sie haben mir einen graubraungrünblauen Kittel gegeben, der elf Nummern zu klein ist, und ein Paar Botten, die reinsten Särge. Was ist denn bei euch so los?«
    »Na ja, nichts Besonderes.«
    »Was machen Beck und Kollberg?«
    »Sind nicht hier. Haben sich nach Västberga zurückgezogen.«
    »Schön. Und wie steht's mit der Untersuchung?«
    »Welcher Untersuchung?«
    »Über das Feuer natürlich.«
    »Die ist abgeschlossen.«
    »Was soll das heißen?« rief Gunvald Larsson. »Verdammt noch mal, was sagst du? Abgeschlossen?«
    »Ja. War ein Unglücksfall!«
    »Unglücksfall?«
    »Ja. Mehr oder weniger… verstehst du, mit der Untersuchung am Brandplatz sind sie heute morgen fertig geworden und…«
    »Was redest du für 'n Unsinn! Bist du besoffen?«
    Gunvald Larsson sprach so laut, daß die Stationsschwester eilig über den Flur gelaufen kam.
    »Nein. Versteh doch. Dieser Malm…«
    »Herr Larsson«, unterbrach die Stationsschwester mahnend, »so geht das aber nicht.«
    »Halt die Schnauze«, erwiderte Gunvald Larsson, ohne zu überlegen.
    Die Stationsschwester war etwa fünfzig Jahre alt, eine rundliche Dame mit energischem Gesichtsausdruck. Sie sah den Patienten eiskalt an und sagte scharf: »Legen Sie sofort den Hörer auf. Sie haben offensichtlich viel zu früh die Erlaubnis zum Aufstehen erhalten. Ich werde gleich mit dem Doktor reden.«
    »Ja, ich komme dann, so schnell ich kann«, hörte er Rönn ins Telefon sagen.
    »Die Papiere bring ich mit, du kannst dann selbst sehen.«
    »Marsch ins Bett, Herr Larsson«, befahl die Stationsschwester.
    Gunvald Larsson öffnete den Mund, um ihr zu antworten, besann sich aber eines Besseren.
    »Wiedersehen«, sagte Rönn.
    »Wiedersehen«, entgegnete Gunvald Larsson leise.
    »Marsch ins Bett. Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe?«
    Sie beobachtete ihn, bis die Tür in seinem Zimmer von innen zugeschlagen wurde.
    Gunvald Larsson trottete wütend zum Fenster. Das lag an der Nordfront, und er konnte beinah den ganzen Stadtteil Södermalm überblicken. Als er genau hinsah, entdeckte er sogar die Spitze des rußigen Schornsteins, der auf der Brandstelle stehengeblieben war.
    »Was meinen die bloß mit Dampfboot?« murmelte er leise vor sich hin, und kurz danach: »Die sind wohl alle verrückt geworden, Rönn und der ganze Haufen.«
    Schritte näherten sich auf dem Korridor.
    Gunvald Larsson legte sich gehorsam ins Bett und versuchte, freundlich und harmlos auszusehen.
    Das strengte ihn gewaltig an.
    Zweieinhalb Kilometer davon entfernt legte Rönn den Hörer auf und fuhr schmunzelnd mit dem Zeigefinger über seine rote Nase, so als ob er einen Lachanfall verhindern wollte. Melander, der ihm gegenübersaß und auf seiner altersschwachen Schreibmaschine tippte, blickte auf, nahm die Pfeife aus dem Mund und

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