Alarm in Sköldgatan
anders aus, mit dem einzigen Unterschied, daß sie keine Gänsehaut hatte und nicht von hysterischem Schreien geschüttelt wurde. Sie wirkte sogar überraschend ruhig.
Sie war zartgliedrig und sehr schlank, hatte blond gefärbte Haare und kleine schlaffe Brüste, die in der Rückenlage wahrscheinlich noch am vorteilhaftesten aussahen, und mausgraues Haar zwischen den Schenkeln. Sie streckte sich gähnend und sagte: »Ist ja noch 'n bißchen früh, aber fang schon an.«
Gunvald Larsson schwieg, was sie offensichtlich falsch verstand.
»Erst das Geld natürlich. Leg es auf den Tisch da drüben. Du weißt doch, wieviel? Oder hast du Sonderwünsche? Massage vielleicht?«
Er hatte sich bücken müssen, um durch die Tür zu kommen. Das Zimmer war so klein, daß er es beinah ganz ausfüllte, es roch nach Schweiß, abgestandener Zigarettenasche und billigem Parfüm. Er machte einen Schritt auf das Fenster zu und versuchte, das Rollo hochzulassen, aber die Feder war nicht gespannt, und die Folge war, daß er es beinahe ganz herunterzog.
Das Mädchen auf dem Bett folgte ihm mit dem Blick. Plötzlich erkannte sie ihn.
»Oh, dich kenn ich doch. Du hast mir das Leben gerettet, stimmt's?«
»Ja.«
»Vielen Dank auch.«
»Bitte.«
Sie schien nachzudenken. Drehte sich halb um und legte die rechte Hand in ihren Schoß.
»Dann ist das was anderes. Für dich mach ich's umsonst.«
»Ziehen Sie sich was an!«
»Die meisten Männer finden mich hübsch«, sagte sie schmollend.
»Ich nicht.«
»Und gut bin ich auch, sagen alle.«
»Und ich pflege keine nackten… äh… Leute zu verhören.«
Er stockte vor dem Wort »Leute«, so als ob er nicht wüßte, zu welcher Kategorie er sie zählen sollte.
»Verhören? Ja klar, du bist ja von der Polente.« Und nach einem Moment zögernd: »Ich hab nichts getan.«
»Sie sind Prostituierte.«
»Na hör mal, stell dich bloß nicht so an. 'n bißchen Sex, was ist da schon bei?«
»Ziehen Sie sich an.«
Sie seufzte und wühlte in der Bettwäsche. Fand einen Bademantel und zog ihn an, ohne den Gürtel zuzubinden. »Worum geht's? Was wollen Sie von mir?«
»Ich hätte ein paar Fragen.«
»Worüber? Mich?«
»Unter anderem. Was hatten Sie zum Beispiel in dem Haus zu suchen?«
»Nichts Verbotenes. Bestimmt nicht.«
Gunvald Larsson nahm seinen Kugelschreiber und einige Zettel, die aus einem Notizblock gerissen waren, heraus. »Sie heißen?«
»Carla Berggren. Das heißt, eigentlich…«
»Eigentlich? Lügen Sie jetzt nicht.«
»Nein«, sagte sie mit kindlichem Ernst. »Ich will dich nicht belügen. Eigentlich heiße ich Karin Sofia Pettersson. Berggren heißt meine Mutter. Und Carla hört sich besser an.«
»Wo kommen Sie her?«
»Skillingaryd. Das liegt in Smäland.«
»Seit wann sind Sie in Stockholm?«
»Seit etwas mehr als einem Jahr. Beinah anderthalb.«
»Haben Sie hier einen festen Arbeitsplatz gehabt?«
»Na ja, kommt drauf an, wie man's nimmt. Hab ab und zu Modell gestanden. Manchmal ist das ziemlich anstrengend.«
»Wie alt sind Sie?«
»Siebzehn… beinahe jedenfalls.«
»Also sechzehn.« Sie nickte.
»Und was haben Sie in der Wohnung gemacht?«
»Wir haben eine kleine Party gefeiert.«
»Sie meinen, Sie haben zu Abend gegessen und so?«
»Nein. Eine Sexparty.«
»Sexparty?«
»Genau. Hat dir noch nie einer davon erzählt? Das kann ganz dufte sein.«
»Aha«, machte Gunvald Larsson und drehte uninteressiert seinen Zettel um.
»Wie gut kannten Sie die anderen Personen?«
»Den, der da wohnte, hatte ich vorher noch nie gesehen. Kent oder wie er hieß.«
»Kenneth Roth.«
»Ach, hat er so geheißen? Ich hatte jedenfalls vorher noch nie von ihm gehört. Madeleine kannte ich flüchtig. Nu sind die beiden ja tot, nich?«
»Ja. Und Max Karlsson?«
»Den kenn ich. Mit dem bin ich manchmal zusammen, so aus Spaß. Der hat mich mit dahin genommen.«
»Ist das Ihr Zuhälter?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. So einen brauch ich nicht. Das lohnt sich nicht. Solche wollen nur Geld, Prozente und so.«
»Kannten Sie Göran Malm?«
»Der sich das Leben genommen hat und die Bude angesteckt hat? Der aus der unteren Wohnung?«
»Ja.«
»Hab nie von ihm gehört. Is übrigens 'ne Schweinerei, so was zu machen.«
»Kannten die anderen ihn?«
»Glaub ich nich. Max und Madeleine bestimmt nich. Vielleicht dieser Kent oder Kenneth, der wohnte ja im selben Haus.«
»Na, was haben Sie nun gemacht?«
»Gefickt.«
Gunvald Larsson sah sie starr an. Dann sagte er
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