Alarm in Sköldgatan
ins Arbeitslager eingewiesen worden.«
»Aha.«
»Und außerdem war er krank. War mehrmals in der Nervenheilanstalt gewesen.«
»Meinst du, daß er nicht ganz richtig im Kopf war?«
»Er war manisch depressiv. Litt unter schweren Depressionen, wenn er betrunken war oder nicht vorankam.«
»Es reicht! Es reicht!«
»Er hatte schon früher Selbstmordversuche unternommen«, fuhr Rönn unbeirrt fort. »Mindestens zwei.«
»Deswegen wissen wir immer noch nicht, wo der Funke herkam.« Rönn zuckte die Achsem. Eine Weile blieb es still im Zimmer.
»Einige Minuten vor der Detonation hab ich etwas gesehen«, bemerkte Gunvald Larsson nachdenklich.
»Was denn?«
»Jemand muß in der Wohnung über der von Malm ein Streichholz oder ein Feuerzeug angesteckt haben.«
»Die Explosion entstand aber bei Mahn und nicht in der Wohnung darüber«, wandte Rönn ein. Er putzte sich mit einem zusammengefalteten Taschentuch die Nase.
»Laß das«, sagte Gunvald Larsson, ohne ihn anzusehen. »Sie wird davon nur noch röter.«
»Verzeihung.« Rönn steckte das Taschentuch ein, dachte nach und sagte schließlich: »Aber das Haus war alt und baufällig. Melander meint, daß oben in der Wohnung auch 'ne ganze Menge Gas gewesen sein muß, wenn es auch nicht tödlich war.«
Gunvald Larsson drehte sich um und starrte Rönn an. »Wer hat die Überlebenden verhört?«
»Niemand.«
»Niemand?«
»Nein. Die hatten doch nichts mit Malm zu tun. Jedenfalls deutet nichts darauf hin.«
»Woher weißt du denn das?«
»Na ja…«
»Wo sind diese Leute jetzt?«
»Immer noch im Krankenhaus. Hier, glaube ich. Bis auf die Kinder. Um die hat sich das Jugendamt gekümmert.«
»Und sie haben überlebt? Ich meine die Erwachsenen?«
»Ja. Bis auf diese Madeleine Olsen, die hat keine große Chance. Das heißt, als ich zuletzt von ihr hörte, lebte sie noch.«
»Aber die übrigen sind vernehmbar?«
»Jetzt nicht mehr. Die Untersuchung ist abgeschlossen.«
»Glaubst du selbst, daß es sich um einen Unglücksfall gehandelt hat?«
Rönn sah sich seine Hände an. Dann nickte er. »Ja. Eine andere Erklärung gibt es nicht. Alles ist belegt.«
»Bis auf die Sache mit dem Funken.«
»Da hast du recht. Aber da kann man keine Beweise vorlegen.«
Gunvald Larsson riß sich ein blondes Haar aus einem seiner Nasenlöcher und betrachtete es nachdenklich. Dann ging er zum Bett und setzte sich. Faltete die Papiere, die Rönn mitgebracht hatte, zusammen und warf sie auf den Nachttisch. So, als ob der Fall damit auch für ihn erledigt sei.
»Wirst du übermorgen entlassen?«
»Scheint so.«
»Aber dann wirst du wohl 'ne Woche oder so krank geschrieben werden?«
»Wahrscheinlich«, sagte Gunvald Larsson abwesend.
Rönn blickte auf seine Uhr. »So, jetzt muß ich gehen. Mein Junge hat morgen Geburtstag, und ich muß noch ein Geschenk besorgen.«
»Was willst du denn kaufen?« fragte Gunvald Larsson gleichgültig.
»Ein Feuerwehrauto.«
Der andere starrte ihn an, als ob er etwas besonders Obszönes gesagt hätte.
»Er hat sich eins gewünscht«, fuhr Rönn fort, ohne darauf zu achten. »Das ist nicht größer als so und kostet trotzdem 32,50.« Mit zwei Fingern zeigte er, wie groß das Auto war.
»Soso.«
»Ja, dann also auf Wiedersehen.«
Gunvald Larsson nickte. Erst als Rönn die Klinke schon in der Hand hatte, hielt er ihn noch einmal zurück. »Du, Einar?«
»Ja.«
»Diese Blumen. Hast du die selbst gepflückt, auf dem Friedhof oder so?« Rönn blickte ihn gekränkt an und schloß die Tür.
Gunvald Larsson legte sich auf den Rücken, faltete die kräftigen Hände hinter dem Kopf und starrte gegen die Zimmerdecke.
Der nächste Tag war ein Donnerstag, genauer gesagt der 14. März, aber noch deutete nichts auf den Frühling hin, der dem Kalender nach bald kommen sollte. Im Gegenteil, der Wind blies eisiger als je zuvor, und draußen im Polizeigebäude Süd prasselte der feinkörnige Schnee in Böen gegen die Fenster. Kollberg saß in seinem Zimmer, trank Kaffee aus einem Pappbecher und schlang Blätterteigstücke in sich hinein. Die Krümel fielen auf Martin Becks Schreibtisch. Martin Beck selbst trank Tee, in der Hoffnung, daß der Tee seinem Magen besser bekommen würde. Es war halb vier Uhr nachmittags, und Kollberg hatte den größten Teil des Tages damit zugebracht, an Skacke herumzunörgeln. Wenn das Opfer seiner Spottlust zwischendurch einmal außer Reichweite war, hatte er so gelacht, daß er Krämpfe in der Magengegend bekommen
Weitere Kostenlose Bücher