Alarm in Sköldgatan
verscheuchen, der bereits verschwunden ist.« Kollberg bückte Gunvald Larsson mitleidig an und zuckte die Achseln.
»Wie doof darf man eigentlich sein?«
»Solange Olofsson glaubt, daß wir annehmen, Mahn hätte Selbstmord begangen und das Gas wäre durch einen unglücklichen Zufall explodiert, fühlt er sich sicher«, lenkte Martin Beck geduldig ein.
»Warum versteckt er sich denn dann?«
»Das ist 'ne vernünftige Frage.«
»Ich hab eine andere Frage.« Kollberg wandte sich an alle im Raum. »Freitag haben wir mit Jacobsson vom Rauschgiftdezernat gesprochen, und der sagte, daß Max Karlsson den Eindruck machte, als ob jemand ihn durch die Mangel gedreht hätte, bevor er Dienstag hierher gebracht wurde. Ich frage mich, wer dieser Jemand wohl gewesen sein könnte.«
»Karlsson hat gestanden, daß Olofsson ihn, Roth und Mahn beliefert hat«, entgegnete Gunvald Larsson.
»Das sagt er jetzt nicht mehr.«
»So? Aber mir hat er es gesagt.«
»Wann denn? Als du ihn verhört hast?«
»Ja«, antwortete Gunvald Larsson ungerührt.
Martin Beck nahm eine Florida, drückte das Mundstück zusammen. »Ich hab's schon öfter gesagt, und ich sag's immer wieder: Gunvald, früher oder später fällst du noch mal auf die Schnauze.«
Das Telefon klingelte, und Rönn nahm ab.
Gunvald Larsson gähnte gleichgültig. »Na, wie du meinst.«
»Ich meine das nicht nur, ich bin davon überzeugt.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Rönn in den Hörer. »Verschwunden? Das ist doch unmöglich. Nichts kann so ohne weiteres verschwinden. Klar begreife ich, daß er traurig ist… was… sag ihm, daß es zwecklos ist, wenn er sich hinsetzt und weint, nur weil es weggekommen ist. Hier ist zum Beispiel ein Mann verschwunden. Überleg doch mal, wenn ich mich einfach hinsetzen und heulen würde. Wenn eine Person oder eine Sache verschwunden ist, dann muß man… Was?«
Die anderen sahen ihn verwundert an.
»Eben, dann muß man suchen, bis man es findet«, sagte Rönn mit großem Nachdruck und legte den Hörer auf.
»Was ist denn verschwunden?« erkundigte sich Kollberg.
»Ach, meine Frau…«
»Wie?« fuhr Gunvald Larsson auf. »Ist Unda verschwunden?«
»Ach was«, sagte Rönn. »Ich hab dem Jungen vor 'n paar Tagen zum Geburtstag ein Feuerwehrauto geschenkt. 32,50 hat es gekostet. Und jetzt hat er's verbummelt. Zu Hause in der Wohnung. Und nun heult er und will 'n neues haben. Verschwunden. Ist doch Unsinn, in meiner eigenen Wohnung. So groß war es.« Er hielt zwei Finger hoch.
»Das ist außerordentlich wichtig«, meinte Kollberg spöttisch. Rönn saß immer noch mit erhobenen Fingern da.
»Wichtig? Ja, das kann man wohl sagen. Ein Feuerwehrauto. So groß. Für 32,50.«
Im Zimmer wurde es still. Gunvald Larsson starrte Rönn an und runzelte die Stirn. Schließlich sagte er leise: »Das Feuerwehrauto, das verschwand…« Rönn starrte ihn verständnislos an.
»Hat eigentlich einer mit Zachrisson gesprochen?« fragte Larsson plötzlich.
»Diesem dummen Kerl von der Maria-Wache?«
»Ja«, antwortete Martin Beck. »Er weiß von nichts. Mahn hat allein in einer Bierkneipe in der Hornsgatan gesessen, bis die um acht zugemacht haben. Dann ist er nach Hause gegangen. Zachrisson ist ihm gefolgt und hat drei Stunden da gestanden und gefroren. Er hat drei Menschen ins Haus gehen sehen, und von denen ist einer jetzt tot und ein anderer sitzt in Untersuchungshaft. Dann bist du gekommen.«
»Das hab ich mir doch gedacht«, brummte Gunvald Larsson und ging hinaus.
»Was ist denn in den gefahren?« fragte Rönn.
»Nichts, nehme ich an«, erwiderte Kollberg abwesend.
Er stand da und überlegte, wieso Gunvald Larsson Rönns Frau beim Vornamen nannte. Er selbst wußte nicht mal, ob Rönn verheiratet war. Wahrscheinlich infolge seines ganz allgemein mangelhaften Beobachtungsvermögens.
Gunvald Larsson fragte sich, wie man jemals einen verschwundenen Mörder finden wollte, wenn man nicht mal einen Polizeikonstabler auftreiben konnte.
Es war fünf Uhr nachmittags, und er hatte beinahe sechs Stunden lang nach Zachrisson gesucht. Diese Beschäftigung hatte ihn kreuz und quer durch die Stadt geführt und glich immer mehr einer Schnipseljagd. Auf der Maria-Wache sagte man ihm, daß Zachrisson gerade seinen Dienst beendet hatte. Zu Hause war er telefonisch nicht zu erreichen, und nach einer Weile fiel einem der Kollegen ein, daß er wahrscheinlich zum Schwimmen gegangen sei. Wo? Vermutlich ins Hallenbad Äkeshov, das in westlicher
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