Alarm in Sköldgatan
Richtung auf halbem Weg nach Vällingby liegt. In Äkeshov gab es keinen Zachrisson, dafür aber ein paar andere Polizisten, die hilfsbereit darauf hinwiesen, daß sie noch nie von einem Kollegen mit Namen Zachrisson gehört hatten und daß er sicherlich im Eriksdals-Bad sei, wo die Polizei auch Trainingsstunden hatte. Gunvald Larsson durchquerte noch einmal die Stadt, die grau und kalt und voller bibbernder und unfreundlicher Menschen war. Besonders unfreundlich war die Badefrau im Eriksdals-Bad, die ihn nur in die Schwimmhalle lassen wollte, wenn er sich auszog. Einige nackte Männer, die aus der Sauna kamen, behaupteten, Polizisten zu sein und Zachrisson zu kennen, sagten aber, daß sie ihn tagelang nicht gesehen hätten. Worauf er sich wieder angezogen hatte.
Jetzt stand er im Erdgeschoß eines alten, aber gepflegten Hauses in der Torsgatan und glotzte wütend auf eine tabaksbraune Tür. Über dem Briefschlitz hing ein weißes Pappschild mit Zachrissons Namen. Sehr hübsch in Blockschrift mit Kugelschreiber geschrieben und von einer eigenartigen Weinranke umschlungen, die sicherlich mit großer Sorgfalt und einem grünen Kugelschreiber gezeichnet worden war.
Er hatte geklingelt und geklopft und auch ein paarmal mit dem Fuß gegen die Tür getreten, jedoch mit dem einzigen Erfolg, daß die Nachbarsfrau den Kopf herausgesteckt und ihn wütend angesehen hatte.
Gunvald Larsson hatte sie mit so wilder Miene angestarrt, daß die alte Frau sich sofort zurückgezogen hatte. Dann hatte sie mit der Sicherheitskette gerasselt, und bald würde sie wohl anfangen, Möbel heranzuschleppen, um die Tür zu verbarrikadieren.
Gunvald Larsson kratzte sich am Kinn und überlegte, was er noch tun könnte. Einen Zettel schreiben und in den Briefkasten legen. Oder eine Nachricht direkt auf das scheußliche Pappschild schreiben?
Die Haustür wurde aufgestoßen, und eine Frau von Mitte dreißig kam herein. Sie trug zwei Papiertüten mit Lebensmitteln und ging auf die Fahrstuhltür zu, dabei schielte sie ängstlich zu Gunvald Larsson hinüber.
»Entschuldigung…«
»Ja«, sagte die Frau erschrocken.
»Ich suche einen Polizisten, der hier wohnt.«
»Ach so. Zachrisson?«
»Ja, den.«
»Den Detektiv?«
»Was?«
»Detektiv Zachrisson. Der all die Menschen aus dem brennenden Haus gerettet hat?«
Gunvald Larsson starrte sie an. Schließlich nickte er. »Ja, den suche ich.«
»Wir sind so stolz auf ihn.«
»Aha.«
»Er ist hier nämlich Hausmeister«, fügte sie erklärend hinzu. »Sehr tüchtig und zuverlässig.«
»Aha.«
»Aber streng. Paßt auf die Kinder auf. Manchmal setzt er seine Mütze auf, um sie zu erschrecken.«
»Seine Mütze?«
»Ja, er hat eine Dienstmütze im Heizungsraum.«
»In der Heizung?«
»Na, sicher. Haben Sie es da denn schon versucht? Er arbeitet oft da unten. Wenn Sie anklopfen, macht er vielleicht auf.«
Sie machte einen Schritt auf den Fahrstuhl zu, blieb aber dann stehen und blickte Gunvald Larsson lächelnd an.
»Hoffentlich haben Sie nichts auf dem Kerbholz. Mit Zachrisson ist nicht zu spaßen.«
Gunvald Larsson stand still, ohne sich zu rühren, bis der knarrende Fahrstuhl aus seinem Blickfeld verschwunden war. Dann ging er schnellen Schrittes auf die Kellertür zu, stieg eine gewundene Steintreppe hinunter, bis er vor eine Eisentür kam. Mit beiden Händen faßte er die Klinke an, aber sie ließ sich nicht bewegen.
Er trommelte mit der Faust. Nichts rührte sich. Er drehte sich um und schlug fünfmal mit dem Absatz kräftig dagegen. Die dicken Eisenplatten hallten. Plötzlich hörte er etwas.
Von der anderen Seite der Schutzraumtür sagte eine Stimme gebieterisch:
»Verschwindet!«
Gunvald Larsson war von den Erlebnissen der letzten Minute noch so betäubt, daß er nicht sofort antworten konnte.
»Ihr dürft nicht im Haus spielen«, tönte die Stimme dumpf und gefährlich. »Das hab ich euch ein für allemal gesagt.«
»Mach auf«, rief Gunvald Larsson. »Sieh zu, daß du die Tür aufkriegst, ehe ich das ganze verdammte Haus in Stücke schlage!«
Zehn Sekunden Stille. Dann fing es in den schweren Eisenscharnieren an zu quietschen, und die Tür wurde aufgezogen, langsam und knarrend. Zachrisson blickte ihn erschrocken und verwirrt an.
»Oh, ach so, Verzeihung… ich konnte ja nicht wissen…«
Gunvald Larsson schob ihn zur Seite und trat in den Heizungsraum. Dort blieb er stehen und sah sich verblüfft um.
Der Raum war beispielhaft sauber. Auf dem Fußboden lag ein' bunter
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