Alarm! Kloesschen ist verschwunden - Terror aus dem Pulverfass - Die Falle im Fuchsbach
Lächelnd gab ihm Erna die Autoschlüssel.
»Sie möchten gern ans Lenkrad,ja? Bitte!« »Verbindlichsten Dank, Frau Sauerlich! Ist ja riesig. Ich bin nämlich noch nie einen Jaguar gefahren.«
»Ist auch nur ein Auto«, sagte Gaby aus den Polstern der Rücksitze.
»Gewiss doch.« Hortensen twistete hinter das Lenkrad. »Aber was für eins.«
Gaby und Karl saßen hinten. Sie freuten sich darauf, ihren dicken Freund in Empfang zu nehmen. Dass ihn die Einbrecher Biezich und Schmerl in einer Art Kurzschlusshandlung entführt hatten, war sensationell.
»Für unsere Nachtwanderung sehe ich schwarz«, sagte Karl.
»Du meinst, weil es so dunkel ist?«, flachste Gaby. »Damit mussten wir rechnen. Aber ich vermute, Willi hat keine Lust mehr.«
»Vor allem wird er hungrig sein«, sagte Erna.
Hortensen fuhr wie eine Eins. Seine Finger berührten auch jene Armaturen, die er im Moment gar nicht brauchte. Zum Beispiel probierte er die Scheibenwaschanlage aus, die Nebelleuchten und die elektrischen Fensteröffner.
Gaby rekelte sich auf dem kühlen Leder zurecht.
Sie hatte sich zunächst nicht entscheiden können, wo sie mitfahren sollte: bei ihrem Vater, Vogt und Tim, die sofort wie die Kopfjäger zu den Fühmes geheizt waren – oder bei Erna.
Die Überlegung, dass Klößchen einen großen Bahnhof verdiente, gab dann den Ausschlag.
Erna trug eine dreiviertellange Strickj acke, gemustert in Herbstfarben. Sie war für kühle Abende gedacht und deshalb mit Nerzfellen gefüttert. Aber das sah man ihr außen nicht an. Da wirkte sie beinahe schlicht.
Trotz der Jacke: Erna fröstelte. Weil sie unentwegt daran denken musste, was ihr Willi erlebt und erlitten hatte. Schrecklich!
Vielleicht war wenigstens heiße Musik da – zur Ablenkung.
Sie stellte das Radio an, erwischte aber nur noch den Ausklang der regionalen (gebietsweisen) Nachrichten.
»...muss vor Ferdinand Häppel gewarnt werden«, erklärte der Sprecher in unangemessenem Ton, nämlich fröhlich. »Vermutlich hält er sich noch im Stadtgebiet auf
oder in näherer Umgebung. Und nun die Wetteraussichten für morgen, Samstag, den ... «
»Das ist der 190 Zentimeter große Ausbrecher«, sagte Karl. »Kennen Sie ihn, Herr Hortensen?«
»Nur sein Foto«, erwiderte der Kriminalassistent. »Oh!«, rief Erna. »Ich habe die Schokolade vergessen.« Gaby lachte. »Das ist schlimmer für Willi als die ganze Entführung.«
»Soll ich bei der Tankstelle dort halten«, bot Hortensen an. »Ist die letzte auf unserer Strecke.«
»Unbedingt«, nickte Erna. »Sonst erleben wir Willi im Zorn.«
Hortensen fuhr bis zum Kassen-Glasbau.
Erna stellte fest, dass sie kein Geld bei sich hatte. Gaby und Karl klopften auf leere Taschen.
Aber Hortensen half aus und kam mit zwei Tafeln zurück.
Sie verließen die Stadt.
Die Straße führte über Felder. Das Mondlicht sorgte für weite Sicht. Hin und wieder schimmerten in der Ferne die erleuchteten Fenster der Bauernhöfe.
Sie näherten sich dem Wald. Kein Wagen kam ihnen entgegen. Gaby entdeckte einen Fuchs, der am Feldrand entlangschnürte. Plötzlich sprang er in die Höhe und stieß steil herab.
»Er maust«, sagte Karl, der dasselbe beobachtet hatte. »Was in diesem Fall nicht Klauen bedeutet, sondern Mäusefangen.«
»Armes Mäuschen«, sagte Gaby. »Die Natur ist grausam. Wald- und Feldmäuse haben es schwer. Wenigstens die Kirchenmäuse sind vor dem Fuchs sicher.«
»Dafür sind sie besonders arm«, lachte Karl. »Jedenfalls besagt das die Redensart.«
Sie fuhren durch den Wald. Er roch herbstlich. Unter den Bäumen war die Dunkelheit dick wie schwarze Tinte. Nur hin und wieder schien der Mond durch die Wipfel.
»Hinter dem Gasthaus SAURÜCKEN«, sagte Horten- sen, »beginnt das Naturschutzgebiet. Wie ich hörte, will man die Wanderwege sperren. Weil zu viel Abfall liegenbleibt. Verendetes Wild wurde gefunden mit Plastiktüten im Magen.«
»Die Menschen sind selbst daran schuld«, sagte Karl, »dass man sie aussperrt. Man muss die Natur vor ihnen retten. Sie können nicht damit umgehen. Sie meinen, die Natur verträgt alles. Man könne Gift in die Flüsse leiten, Atommüll im Meer versenken, die Luft verpesten und gefährliche Abfälle im Boden einlagern. Tiere, Bäume und Pflanzen sterben – und die Mehrzahl der Idioten nimmt das nicht zur Kenntnis. Es tut ja nicht weh. Noch nicht. Hauptsache, die Autoproduktion steigt. Es sind ja nur 30 Millionen Blechkutschen, die tagtäglich durch unser kleines Vaterland
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