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Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
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war und mithörte. Dann erzählte ich ihr die ganze Geschichte.
    »Oh oh«, sagte sie schließlich. »Das klingt nicht gut.«
    »Nein, das ist es auch nicht.«
    »Du magst diesen Arzt?«
    »Er ist total nett, witzig und sieht verdammt gut aus. Ja, ich mag ihn.« Mist, das hatte ich so noch nie zugegeben.
    »Und diesen Carl?«
    »Der sieht auch ganz gut aus.« In meiner Stimme schwang nicht halb so viel Begeisterung mit wie bei der Erwähnung von Doktor Diercksen.
    »Okay, alles klar.« Sie hatte es sofort gehört.
    »Aber mal ehrlich, Pippa. Was willst du überhaupt von ihnen? In zwei Wochen kehrst du in die Stadt zurück und hast die Jungs vergessen. Außer du besuchst mich.«
    Ich stöhnte erleichtert auf. Sie hatte Recht. Was regte ich mich so auf? Es hatte doch sowieso alles keinen Sinn.
    »Du bist so weise«, sagte ich. »So weise.«
    »Ja, ich weiß. Deshalb gebe ich dir jetzt einen Tipp als weise Frau: Geh zurück zu deiner Grillparty, genieß die Zeit im Dorf mit deinem Polizisten, denn der scheint ja ziemlich heiß auf dich zu sein. Alles andere bringt für die kurze Zeit viel zu viel Ärger. Dafür ist das Leben zu kurz.«
    Sie war wirklich extrem weise.
    »Danke«, sagte ich. »Du hast Recht. Bald bin ich sowieso wieder in der Stadt, wo mich niemand will, wo die Männer verschämt zur Seite blicken, wenn sie eine Frau sehen, wo jeder nur an sich denkt. Weißt du, um ehrlich zu sein, hab ich mich noch nie so nach der Stadt zurückgesehnt wie jetzt.«
    »Ja, auf dem Dorf ist das ein bisschen anders.« Sie lachte leise. »Da kennt man sich persönlich. Dort kriegt man schnell einen Lagerkoller.«
    Ich schnaufte zustimmend. »Genieße die Anonymität der Großstadt, solange du sie hast. Bald weiß jeder, was du mit deiner Matratze oder in fremden Mülltonnen machst.«
    »Ich werde mir deinen Rat zu Herzen nehmen, weise Frau«, konterte Caroline. »Und nun geh zurück und wirf dich dem Polizisten an den Hals. Ich will schmutzige Details hören, wenn ich komme. Aber lass ein paar Männer für mich übrig.«
    »Mach ich«, erwiderte ich. »Sowohl das eine als auch das andere.«
    Nach diesen Worten verabschiedeten wir uns und ich legte auf. Danach ging ich zurück zu meiner Grillparty.
     
    ***
     
    In dieser Nacht träumte ich wilde Dinge von Carl und Doktor Diercksen, wobei ich noch jetzt erröte bei dem Gedanken daran. Ich sage nur so viel: Carl kann sich in meinen Träumen unglaublich sexy aus seiner Uniform strippen, und was der Arzt mit mir auf seiner Behandlungsliege so anstellte…
    Irgendwann gegen Morgen wachte ich auf, schweißgebadet und fiebrig. Meine Stirn glühte, mein Kopf dröhnte. Wie es aussah, hatte ich mir nun doch eine richtig fette Grippe eingefangen.

TAG 9
    11. Juli, noch 6 Tage bis zum Erstschlag
     
     
    Diesen Tag hätte ich am liebsten aus meinem Kalender – ach, was schreibe ich – aus meinem ganzen Leben gestrichen. Ich hatte extrem schlecht geschlafen und war mit starken Hals-, Kopf- und Gliederschmerzen aufgewacht.
    Ich machte mir deshalb auch gar nicht erst die Mühe, meine Matratze zu verlassen, nur als ich dringend auf Toilette musste. Der Anblick, der sich mir in dem winzigen Spiegel in meiner Kulturtasche bot, war zum Erbarmen. Ich hatte Augenringe so tief wie der Krater eines Meteoriteneinschlags, meine Augen selbst waren verquollen und blutunterlaufen, meine Haut rot und spröde, und zu allem Überfluss fing auch noch die Nase an anzuschwellen, wie immer, wenn ich Schnupfen bekam. Ich sah zum Weglaufen aus.
    Schnell legte ich mich wieder hin und verbrachte den Tag im Dämmerzustand. Was hätte ich auch sonst tun sollen? Ich hatte kein Internet, konnte keine Nachrichten mit dem Handy verschicken und fernsehen schon gar nicht. Ich besaß nicht einmal ein Radio, da das Handy keinen Empfang hatte.
    Als ich mich am frühen Nachmittag für kurze Zeit etwas klarer im Kopf fühlte, versuchte ich, wenigstens an meiner Reportage zu schreiben, gab es dann aber auf. Es hatte keinen Sinn. Mir fielen keine Wörter ein, die Grammatik machte, was sie wollte, und ich wusste am Ende gar nicht mehr, was ich eigentlich erzählen wollte.
    Also legte ich mich wieder hin. Irgendwann schrillte etwas laut und grell und weckte mich aus meinem Dämmerzustand. Es war das Telefon. Ich überlegte einen langen Moment, ob ich rangehen sollte. Der Anruf konnte mir nicht gelten, weil niemand diese Nummer kannte. Schließlich gab der Anrufer auf. Erst als das Telefon wenig später erneut läutete, schälte

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