Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alarmstufe Blond

Alarmstufe Blond

Titel: Alarmstufe Blond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens
Vom Netzwerk:
genug?«
    Ich gluckste bei seiner Berührung auf, verstummte aber sofort, als ich merkte, dass alle Augen auf uns ruhten. Auch die von Leonard. Doch ich ließ nicht von Carl ab. Die Blicke ignorierend, vor allem die von Doktor Diercksen, lehnte ich mich an Carl und sah in seine grauen Augen. »Ich denke schon.«
    Er lächelte. »Das hatte ich gehofft«, sagte er leise.
    Es war kein Rausch der Emotionen, den ich bei diesen Worten in meinem Körper spürte, eher eine sanfte Welle, die zart einen Stein umspült, aber es war besser als gar nichts.
    Er zog mich noch fester an sich. Ich konnte spüren, wie sich Doktor Diercksens Blicke in meinen Rücken bohrten, aber vielleicht bildete ich es mir auch nur ein. Wodka, Grillduft und ein paar Hormone im Blut sind schlechte Ratgeber und sollten ein paar Augen im Hinterkopf auf keinen Fall ersetzen.
    Jedenfalls ließ ich Carl gewähren. Einerseits, weil inzwischen besagter Wodka meine Entscheidungen traf, andererseits, weil ich Doktor Diercksen zeigen wollte, dass ich mir wirklich nichts daraus machte, dass er seine Familie in meinen Garten zu meiner Grillparty mitbrachte.
    In diesem Moment, als ich darüber nachdachte, ob ihn das überhaupt treffen würde, beugte sich Carl vor und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze, bevor er mich lächelnd wieder losließ. Als ich mich von ihm löste, ertönte ein zustimmendes Raunen von meinen Gästen, Bernard applaudierte sogar, und Chris klopfte ihm mit den Worten »du Glückspilz« anerkennend auf den Rücken.
    Ich drehte mich ein wenig errötend zur Seite und schielte zu Doktor Diercksen, der so tat, als hätte er nichts mitbekommen. Er beobachtete die Kinder, die im Gestrüpp des Gartens einen Johannisbeerstrauch entdeckt hatten und nun mit Früchten wiederkamen.
    »Sieh mal, Onkel Leo«, rief der Junge. »Dürfen wir die essen?«
    »Da müsst ihr Pippa fragen, ich meine Frau Stoltz«, antwortete er.
    Ich stand wie vom Donner gerührt. Onkel Leo? Hatte der Junge ihn gerade Onkel genannt? Ich musste mich verhört haben. Oder war der Kleine etwa gar nicht sein Sohn?
    Die beiden Kinder kamen zu mir und zeigten mir ihre Beute. »Dürfen wir die essen? Wir haben sie dort drüben gefunden.«
    Ich nickte wie betäubt, ließ die beiden aber nicht gehen, als sie losstürzen wollten. »Sagt mal, ist das euer Vater da drüben?«
    Die beiden schüttelten unisono den Kopf. »Unser Vater ist in unserer Wohnung.«
    »Und wer ist dann Leo?«
    »Das ist unser Onkel. Er ist der Bruder von Mama. Wir wohnen bei ihm, bis unser Vater nach der Scheidung auszieht.«
    „Und eure Mama ist die schöne Frau, die neben ihm sitzt?“
    Sie nickten.
    Ich musste mich setzen. Ich ließ die beiden los und sank auf die Stufen, die zum Haus führten. Doktor Diercksen war gar nicht verheiratet! Die Frau, von der ich dachte, sie sei seine Frau, war seine Schwester, der er Unterschlupf gewährte, weil sie in Scheidung lebte.
    Eine dümmere Kuh als mich konnte es gar nicht geben. Was hatte ich nur getan? Ich hatte dem Mann meiner Träume nicht nur fälschlicherweise Untreue unterstellt, sondern ihm auch noch ins Gesicht gesagt, dass ich ihn nicht wollte. Und mich vor seinen Augen einem anderen Mann an den Hals geworfen. Schlimmer hätte es gar nicht kommen können. Jetzt hielt er mich nicht nur für eine Irre, sondern auch noch für eine Irre mit einem Liebhaber.
    Ich legte den Kopf in meine Hände und verspürte das dringende Bedürfnis, mich zu übergeben.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Tim.
    Ich schüttelte den Kopf. »Mir ist schlecht.« Ich zitterte förmlich.
    »Soll sich der Doc mal um Sie kümmern?«
    »Nein, bloß der nicht!«, wehrte ich ab. Ich fühlte mich sofort besser.
    Ich sah zu ihm, wie er mit den Kindern spielte und mir dabei den Rücken zuwandte. Für ihn war ich Luft.
    »Ich muss mich mal kurz hinlegen«, sagte ich und verschwand im Haus. Ich legte mich tatsächlich für einige Minuten auf die Matratze. Carl kam, um nach mir zu schauen, aber ich schickte ihn weg. In meinem Kopf drehte sich alles, ich fühlte mich hundeelend.
    Mühsam stand ich auf und schleppte mich zu dem alten, staubigen und klebrigen Telefon. Ich hatte jedoch keine Kraft mehr, es zu säubern. Ich nahm sofort den Hörer in die Hand und wählte Carolines Nummer.
    »Hi Süße, alles in Ordnung?«, sagte sie, nachdem sie meine Stimme vernommen hatte. »Du klingst bedrückt.«
    »Ich hab Mist gebaut«, sagte ich ohne Umschweife. Vorher sah ich mich noch um, ob auch niemand im Wohnzimmer

Weitere Kostenlose Bücher