Alasea 01 - Das Buch des Feuers
mein Freund. Die Botschaft ist von den Bergen gekommen. Es waren diese Morin’stal-Bälger. Das Böse hat von ihren Herzen Besitz ergriffen.«
Er’ril nickte und bedachte den anderen im Weitergehen mit einem schiefen Lächeln. Er zog Ni’lahn zur Theke, da er sich nicht in lokale Angelegenheiten hineinziehen lassen wollte. Er zog zwei Hocker heran, damit sie sich setzen konnten.
Der Wirt hatte seinen Posten hinter der Theke wieder eingenommen, aber heute Morgen spielte tatsächlich ein Lächeln um seine üblicherweise grimmige Miene. Das Feuer wirkte sich für das Gasthaus offensichtlich geschäftsfördernd aus. Nichts war so gut dazu geeignet, seine Truhen mit Geld zu füllen, wie eine allgemeine Aufregung.
Er’ril fing den Blick des Wirts auf, der entlang der Theke zu ihren Plätzen kam. »Gibt nur noch kalten Haferschleim«, sagte er als Einleitung. Er’ril bemerkte, wie der Blick des Wirts zu Ni’lahn wanderte. Während er mit den Augen ihre schmächtige Gestalt abtastete, leckte er sich die fetten Lippen. Sie wich von ihm zurück. Feixend wandte sich der Wirt wieder Er’ril zu.
»Allerdings, für fünf Kupferstücke zusätzlich wäre es mir vielleicht möglich, ein bisschen Heidelbeermarmelade für deine kleine Dame aufzutreiben.«
»Haferschleim und Brot reichen«, sagte Er’ril.
»Brot kostet ein Kupferstück zusätzlich.«
Er’ril runzelte die Stirn. Seit wann wurde Brot nicht mehr kostenlos zum Haferschleim gereicht? Der Wirt nutzte offenbar den großen Andrang aus. »In Ordnung«, sagte er kalt, »es sei denn, du berechnest uns auch noch etwas für den Löffel.«
Der eisige Unterton in seiner Stimme entging dem Wirt offenbar nicht. Er entfernte sich mit mürrischem Murmeln. Das Essen wurde von einer schüchternen Magd aufgetragen, deren Augen blutunterlaufen und müde aussahen, als ob sie die ganze Nacht hindurch gearbeitet hätte. Er’ril steckte ihr heimlich eine Münze zu. Bei diesen Preisen würden nur wenige Kunden den Mägden Trinkgeld geben. Er sah, wie ihre Augen aufleuchteten, als sie nach der Münze griff und sie in ihrer Tasche verschwinden ließ; ihre Hände waren so schnell wie die eines Jahrmarktzauberers.
Hinter ihm stritten sich die Männer immer noch darüber, wie am besten zu verfahren sei. Es hatte den Anschein, als steckten sie in einer Sackgasse fest, als ihr Streit plötzlich unterbrochen wurde.
Zwei Männer stürmten aus dem Hof herein, die Gesichter von der Morgenkälte gerötet. Der kleinere der beiden, gnomenhaft im Vergleich zu seinem riesigen Begleiter, humpelte beim Betreten des Gastraums und schwang mit dem schwachen Bein weit aus. Der Große hinter ihm hatte einen zotteligen Bart und breite Schultern und war bekleidet mit einer pelzbesetzten schweren Jacke. Er ließ die pechschwarzen Augen lauernd und suchend über die Menge schweifen; die Lippen waren bedrohlich schmal zusammengepresst. Er wirkte irgendwie gereizt, als ob die Gesellschaft von Menschen ihn über alle Maßen belästige.
Er’ril vermutete, dass er dem Bergvolk angehörte, den Nomaden, die zwischen den gefrorenen Gipfeln der Zahnberge lebten. Sie kamen außerhalb der Handelssaison, wenn Schnee und Eis auf den Pässen schmolzen, selten ins Flachland herunter. So kurz vor dem Winter einen von ihnen zu sehen war selten.
Der kleinere der beiden stieß mit der Faust in die Luft. »Wir haben Neuigkeiten. Neuigkeiten!«
Da der bisherige Streit in eine Sackgasse aus Murren und Streiten geraten war, wandten sich alle Augen den Neuankömmlingen zu; auch Er’ril sah ihnen neugierig entgegen. »Was habt ihr denn gehört, Simkin?« rief jemand von einem der Tische.
»Nicht gehört. Gesehen!« Der kleine Kerl mit dem Namen Simkin schüttelte den Kopf und bahnte sich mit den Ellenbogen einen Weg durch die Menge, während er gleichzeitig einen Pfad für den grobschlächtigen Mann aus den Bergen frei machte. Als er die Bühne erreicht hatte, kletterte er hinauf und winkte den Großen ungeduldig zu sich. Nun, da Simkin durch seinen Platz auf der Bühne an Höhe gewonnen hatte, stand er beinahe auf gleicher Augenhöhe mit dem Mann aus den Bergen und konnte dem Großen eine Hand auf die Schulter legen. Simkin wandte das Gesicht der Menge zu. »Dieser Mann hat den Dämon gesehen!«
Die Menge brach in ein verächtliches Zischen aus, obwohl sich einige den Daumen an die Stirn legten - für alle Fälle. »Erzähl uns keine Ammenmärchen!« brüllte jemand.
»Nein, hört zu. Es ist wahr.«
»Wen hat er
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