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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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Ufer und ließ sich darauf nieder. In der Nähe schnupperte Nebelbraut an einigen grünen Flecken am Fluss und zupfte mit den Zähnen Halme heraus.
    Joach seufzte laut und ließ sich auf die Uferböschung fallen. Er stützte sich auf die Ellenbogen und betrachtete den Rauchstrom, der vor den Sternen dahinzog.
    Elena ließ den Kopf hängen. Seit dem vergangenen Nachmittag war alles, woran sie jemals geglaubt hatte, ja sogar der Boden, auf dem sie gegangen war, zu einem trügerischen Sumpf geworden. Nichts schien mehr wirklich zu sein. Selbst Joach und Nebelbraut, die beide nur eine Armeslänge von ihr entfernt waren, kamen ihr körperlos vor, als ob sie sich jeden Augenblick in Staub verwandeln und davongeweht werden könnten, sodass sie ganz allein zwischen den Bäumen zurückbleiben würde. Sie schlug sich die Arme um die Brust und schaukelte zitternd auf ihrem steinernen Sitz vor und zurück. Sie konnte ihre Tränen nicht verbergen.
    Sie nahm kaum wahr, dass Joach sich vom Ufer erhob und zu ihr kam. Er nahm sie in die Arme und hielt sie fest, beendete ihr Schaukeln. Sie zitterte immer noch in seinem Griff. Er drückte sie fester an sich und zog ihren Kopf an seine Brust. Er sagte kein Wort, hielt sie nur fest.
    Allmählich ließ ihr Zittern nach, und sie lehnte sich an Joach.
    Sie wusste, dass es nicht nur ihr Bruder war, der sie in dieser Nacht in den Armen hielt. In seiner engen Umarmung flossen die Liebe und Wärme ihrer Mutter, und in der Kraft seiner Arme spürte sie die Knochen und Muskeln ihres Vaters. Was auch in dieser Nacht geschehen sein mochte, sie waren immer noch eine Familie.
    Am liebsten wäre sie in seinen Armen geblieben, bis die Morgensonne die Bergkuppen bekränzt hätte, doch plötzlich stieß Nebelbraut ein lautes Schnauben aus und tänzelte vom Fluss weg, die Ohren beunruhigt aufgerichtet. Joach ließ seine Schwester los und stand auf, aufmerksam nach der Ursache für die Unruhe des Tiers Ausschau haltend.
    Elena erhob sich ebenfalls und griff nach Nebelbrauts Zügeln. Joach ging an der moosbewachsenen Uferböschung in die Hocke und ließ den Blick durchs Flussbett schweifen. »Siehst du etwas, Joach?«
    »Nein, nichts. Ich glaube, sie hat den Spuk dieser Nacht noch nicht ganz verkraftet.«
    Elena konnte Nebelbrauts Unruhe gut verstehen. Sie trat vorsichtig neben Joach und spähte ebenfalls den Fluss auf und ab. Das Wasser plätscherte über glatte Steine zwischen den farnbestandenen Rändern. Nichts deutete auf etwas Ungewöhnliches hin. »Vielleicht hast du Recht…«, setzte sie an, doch dann verstummte sie. Sie blinzelte, da sie befürchtete, ihre müden Augen würden ihr einen Streich spielen.
    Etwas Silbernes, wie gespiegeltes Mondlicht, schimmerte in einem ruhigen Wassertümpel unterhalb des Ufers. Aber der Mond war bereits untergegangen. Während sie angestrengt schaute, drehte sich der Schimmer entgegengesetzt zum Strom.
    »Was ist das?« fragte sie.
    »Wo?«
    Sie deutete auf das Licht, das sich immer noch langsam drehte und sich ausbreitete wie ins Wasser gegossene Milch.
    Joach warf ihr einen Blick zu. »Ich sehe nichts.«
    »Das Licht im Wasser! Siehst du das nicht?«
    Joach trat einen Schritt von der Böschung zurück und versuchte, Elena mit sich zu ziehen, aber sie blieb wie angewurzelt auf der Stelle stehen. »El, da ist nichts.«
    Sie schaute und schaute, während sich der Schimmer zu einem helleren Kräuseln im Wasser verflüchtigte und schließlich ganz verschwand. Sie rieb sich die Augen. »Jetzt ist es weg«, sagte sie leise.
    »Was denn? Da war doch nichts.«
    »Doch… da war etwas.«
    »Nun, ich habe nichts gesehen. Aber wenn man die Ereignisse dieser Nacht bedenkt, war es bestimmt etwas Schädliches für uns, was immer es gewesen sein mag.«
    »Nein.« Elena sprach, bevor sie nachdachte, doch sie wusste, dass sie die Wahrheit sagte. »Nein, es war nichts Gefährliches.«
    »Nun, mir reichen die seltsamen Erscheinungen für eine Nacht. Lass uns gehen. Wir haben noch einen weiten Weg bis Winterberg.« Joach warf einen letzten Blick aufs Wasser, dann machte er sich kopfschüttelnd flussabwärts auf den Weg.
    Elena folgte mit Nebelbraut am Zügel.
    Sie rief sich das Bild des sich ausbreitenden Schimmers erneut vor Augen. Vielleicht hatten ihre Sinne ihr wirklich einen Streich gespielt, doch für eine Sekunde, kurz bevor das Licht verschwunden war, hatte sich, wie in Silber geprägt, ein Bild geformt: eine Frau mit Sternen als Augen. Dann ein Flüstern und nur noch dunkles

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