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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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zurückwich. Im Gegensatz zu einigen der Gefolgsleute der Schwarzen Herren konnten diese Geschöpfe die brennende Sonne ohne tödlichen Schaden ertragen; trotzdem zogen es die Ungeheuer vor, ihrer warmen Berührung zu entgehen. Wenn sie für längere Zeit der Sonne ausgesetzt waren, verfärbte sich ihre durchsichtige Haut dunkel, was bei ihresgleichen als unkleidsam galt.
    Der Seher hielt die Tür länger und weiter auf als nötig und jagte das Skal’tum in den hinteren Teil der Kammer, um die Gelegenheit zu nutzen, das Ungeheuer in der Mittagssonne zu quälen und zuzusehen, wie es sich krümmte und wand. Sein Hass auf das geflügelte Geschöpf war während all der Jahre nicht geringer geworden.
    Endlich zischte das Ungeheuer wütend und trat auf Dismarum zu. Zufrieden darüber, dass er es so weit gebracht hatte, schlug Dismarum die Tür zu. Im Augenblick war das Geschöpf noch von Nutzen, aber wenn dem Seher die Möglichkeit gegeben würde… Er wusste sogar ein Skal’tum zum Heulen zu bringen.
    Indem er sich mit der Hand an der feuchten Steinmauer entlang tastete, folgte er dem Gang zur Treppe. Fackeln beleuchteten die Stufen so deutlich, dass er grobe Umrisse erkennen konnte. Mithilfe seines Stabes mühte er sich die ausgetretenen Stufen hinauf. Beim Steigen schmerzten seine Knie vor Anstrengung. Er musste mehrmals stehen bleiben, um sich auszuruhen. Mit geschlossenen Augen und schwer atmend versuchte er sich zu erinnern, wie es war, jung zu sein: mit scharfen Augen zu sehen; ohne schmerzhafte Stiche in den Knochen gehen zu können. Es kam ihm so vor, als wäre er schon immer alt gewesen, ehrwürdig, aber gebrechlich. War er wirklich jemals jung gewesen?
    Während einer dieser Pausen wäre ein Soldat, der die Treppe herunterkam, beinahe mit ihm zusammengeprallt. Der Mann drückte sich an die Wand, um ihm Platz zu machen. »Verzeihung, Herr.«
    Dismarum bemerkte, dass der Mann einen Eimer mit Essen für die Gefangenen in den Kellerzellen trug. Der Gestank von ranzigem Fleisch und Schimmel entstieg ihm. Selbst seine schwachen Augen sahen die Maden, die sich in dem ekelhaften Fraß tummelten.
    Offenbar entging dem jungen Soldaten nicht, dass der Seher vor Abscheu die Nase rümpfte. Er hob den Eimer und erklärte: »Zum Glück ist zurzeit nur ein Gefangener dort unten. Es würde mir widerstreben, noch mehr von solchem Dreck herumzutragen.«
    Dismarum nickte unwillig und setzte seinen Weg die Treppe hinauf fort, wobei er sich schwer auf seinen Stock aus Poi’holz stützte. Er fragte sich, wer dem jungen Soldaten wohl diese Bestrafung auferlegt haben mochte. Es gab nur einen Insassen im Labyrinth der Zellen - das Skal’tum. Und es würde sich gewiss nicht mit den Abfällen in dem Eimer abspeisen lassen!
    Er hörte, wie der Soldat pfiff, während er in die Eingeweide der Garnison hinabstieg. Dismarum ging weiter zum Hauptsaal. Als er zum nächsten Treppenabsatz kam, schallte der Schrei des jungen Soldaten von unten herauf, um gleich darauf jäh zu verstummen.
    Dismarum seufzte. Vielleicht würde die Mahlzeit das Skal’tum in eine bessere Stimmung versetzen. Er legte den Rest der Stufen zurück, ohne noch einmal anzuhalten, indem er seinen unwilligen Gelenken keine Beachtung schenkte. Gerade jetzt wollte er einen möglichst großen Abstand zwischen sich und das Geschöpf da unten bringen.
    Er stützte sich auf seinen Stab und schleppte sich in den Hauptsaal der Garnison. Die hohen Türen standen zum großen Innenhof hin offen; er war in morgendliches Sonnenlicht getaucht, Pferde und Wagen drängten sich und machten sich gegenseitig den Platz streitig. Soldaten eilten zwischen den klackenden Hufen und quietschenden Rädern umher. Das Klingen geschlagenen Eisens war aus der Schmiede auf der anderen Seite des Hofes zu hören.
    Dismarum wandte der Tür den Rücken zu und schritt durch den Saal, wobei er mit seinem Stab auf den gefliesten Boden schlug. Um ihn herum liefen Soldaten geschäftig hin und her. Schwerter schlugen gegen Schenkel, und der Geruch von geölten Waffen stieg ihm in die Nase. Er bahnte sich unbehelligt seinen Weg durch das Gewirr. Kein Soldat wagte es, auch nur auf Armeslänge seiner in eine Robe gehüllten Gestalt nahe zu kommen. Als er die drei Türen durchschritt, die zu den Schlafunterkünften der Soldaten führten, bemerkte er die Reihen von leeren Feldbetten. Alle Männer waren im Dienst. An diesem Morgen strotzten die Straßen vor Gerüsteten und Bewaffneten.
    Plötzlich rief eine vertraute

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