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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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viel gegeben hatte?
    Also kehrte er alle hundert Winter wieder hierher zurück.
    Er’ril hörte, dass sich Ni’lahn bewegte. Er sah, wie sie die Hand hob und sich die Netze des Schlafs aus dem Gesicht wischte. Er’ril räusperte sich, damit sie merkte, dass auch er wach war.
    Sie richtete sich ein wenig auf und stützte sich auf einen Ellenbogen. »Ist etwa schon Morgen, so schnell?«
    »Ja«, sagte er, »und wenn wir einen Platz im Gastraum ergattern wollen, um unser Frühstück einzunehmen, dann sollten wir uns bald darum bemühen. Ich habe gehört, wie die ganze Nacht über Menschen ein und aus geeilt sind.«
    Sie rutschte vom Bett und strich sich verlegen das Kleid glatt. »Vielleicht könnten wir einfach hier essen. Ich… ich vermeide Menschenmengen gern.«
    »Nein, das ist nicht möglich. Speisen und Getränke gibt’s nur im Gastraum.« Er’ril schlüpfte in seine Stiefel und stand auf. Er verdrehte den Hals nach beiden Seiten, um die Steifheit zu vertreiben; sein Genick knackte. Er sah zum Fenster hinaus. Im Westen war der Morgenhimmel von schlangenförmigen Rußstreifen durchzogen, und ein Leichentuch aus Rauch hing schwer über dem Tal. Über den Hügelkuppen häuften sich dicke Wolken und kündeten ein Gewitter an; zurzeit wäre ein Regenguss ein wahrer Segen für das Tal gewesen. Er’ril sah einen Flammenschwall nach oben züngeln. Rings um sie herum waren die Vorhügel vom Feuer geschwärzt und verwüstet, nur noch hie und da war ein Rest Grün bestehen geblieben.
    Ni’lahn trat neben ihn und kämmte sich mit den Fingern die Haare. »Ein schlimmer Morgen«, flüsterte sie und blickte ebenfalls zum Fenster hinaus.
    »Ich habe schon viel Hässlicheres gesehen.« Er stellte sich den Morgen nach der Schlacht um Wintershorst vor. Blut war rot durch die vielen Bachbetten gelaufen, Schreie hatten von den zerklüfteten Zahnbergen widergehallt, und der Gestank von verkohltem Fleisch war ihm Übelkeit erregend in die Nase gestiegen. Nein, im Vergleich dazu war dies ein angenehmer Morgen. »Das alles wird verheilen«, sagte er zu Ni’lahn und wandte sich von dem Anblick ab. Er schulterte seinen Rucksack. »Es verheilt immer wieder.«
    Sie nahm ihre Tasche und band die Laute mit einem Riemen daran fest. Gemeinsam mit ihm ging sie zur Tür. »Nicht immer«, sagte sie leise.
    Er sah sie an. Ihr Blick war in eine unbestimmte Ferne gerichtet. Er wusste, dass sie an den von der Fäule befallenen Obsthain ihrer Heimat dachte. Er seufzte und öffnete die Tür.
    Ni’lahn huschte durch die Tür hinaus in den Gang. Sie stieg vor ihm die Treppe hinunter. Die lauten Stimmen und der Lärm, die aus dem Hauptraum der Gastwirtschaft heraufschallten, hörten sich genauso grausam an wie am Abend zuvor. Irgendetwas sorgte immer noch für Erregung bei den Stadtbewohnern.
    Als Er’ril und die Bardin den Gastraum betraten, stampfte ein dürrer Mann mit einem Wust roter Haare und aschegefleckter Kleidung gerade mit dem Fuß auf den Boden der Bühne. An der Rampe stand kein Sammelnapf; daran erkannte Er’ril, dass dies keine frühmorgendliche Darbietung war.
    »Hört mir zu, Leute!« schrie der dünne Mann mit hoher, schneidender Stimme zu den dicht besetzten Tischen hinunter. »Was ich euch berichte, habe ich vom Hauptmann der Garnison persönlich vernommen.«
    Jemand, der eine Schaufel bei sich trug, brüllte zu dem Mann hinauf: »Vergiss es, Harrol! Zuerst müssen wir das Feuer löschen. Dann kümmern wir uns um diese Kinder.«
    »Nein!« widersprach der Dünne streitlustig. »Diese Jugendlichen sind von Dämonen besessen.« Die letzten beiden Worte spuckte er förmlich in die Menge.
    »Und wenn schon! Dämonen essen meiner Familie nichts weg. Wir müssen von der diesjährigen Ernte retten, was wir retten können, sonst leiden wir in diesem Winter alle Hunger.«
    Das Gesicht des Mannes auf der Bühne war jetzt rot angelaufen, seine Schultern bebten. »Narr! Es waren doch diese Kinder, die den Brand gelegt haben. Wenn wir sie nicht finden, dann stecken sie die Obstgärten anderer Leute auch noch an. Möchtet ihr das? Soll das ganze verdammte Tal in Flammen stehen?«
    Diese letzte Bemerkung brachte den Widerredner im Publikum zum Schweigen.
    Ni’lahn war in Er’rils Schatten geschlüpft. Sie sah fragend zu ihm auf. Er zuckte mit den Schultern. »Nichts als Kutschentratsch. Es hört sich so an, als suchten sie nach einem Sündenbock.«
    Ein grauhaariger alter Mann an einem Tisch in der Nähe hatte seine Worte gehört. »Nein,

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