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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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Schulter des alten Seemanns. »Was passiert denn hier?«
    Flint öffnete die Hand und hielt sie dem Jungen hin. »Riecht das irgendwie seltsam?«
    Der Junge beugte sich vor und schnupperte. Er blinzelte, dann nieste er, schnell und heftig, bevor er auf die Bootsplanken sackte.
    »Schlafstaub«, erklärte Flint.
    »Was … was ist hier los?« fragte Kast.
    Der Alte wischte sich die Hand an der Hose ab und schüttelte den Kopf. »Wer hätte gedacht, dass die einstigen Eide der Blutreiter sie nach so vielen Jahrhunderten immer noch an die Mer’ai binden?«
    »Wovon redest du?«
    Statt eine Antwort zu geben, zog der Alte einen Wollschal aus seiner Tasche und hielt ihn Kast hin. »Versteck deine Tätowierung. Nicht, dass so was noch einmal passiert.«
    »Was? Was ist denn geschehen? Ich begreife gar nichts.« Erschüttert schob er seinen Dolch wieder in die Scheide und nahm den Schal entgegen. »Flint, was hat das alles zu bedeuten?«
    »Keine Zeit.« Der Alte warf einen Blick auf das Mädchen in Kasts Armen. »So ein hübsches Gesicht und so viel Ärger.« Er seufzte und ließ den Blick über das Deck wandern. »Wenn du abhauen willst, müssen wir uns beeilen. Die Nacht dauert nicht ewig. Ich habe den Drachen aufgeweckt und von seinen Fesseln befreit. Aber er ist schwer verletzt, und jede Verzögerung könnte seinen Tod bedeuten.«
    Kast wich einen Schritt zurück. Er hatte sich den Wollschal um den Hals gewickelt. »Ich habe keine Ahnung, was du vorhast, Flint. Aber ich will nichts damit zu tun haben.«
    »Benimm dich nicht so albern, Blutreiter. Du hast gerade zwei Matrosen umgebracht. Dafür baumelst du am Strick, noch bevor die Skipperjan in den nächsten Hafen einläuft. Komm mit oder stirb.«
    Kast stand immer noch unentschlossen und wie gelähmt da. Plötzlich wurde unter Deck ein Gewirr von Stimmen laut, darunter die des Kapitäns, und sie klangen sehr wütend.
    Flint hob fragend eine Augenbraue.
    »Wohin gehen wir?« fragte Kast.
    »Ich habe ein kleines Boot am Heck angebunden. Trag du das Mädchen.« Er wandte sich um und ging voraus zum hinteren Teil des Schiffs.
    Kast folgte ihm. Er betrachtete das schlafende Mer’ai-Mädchen in seinen Armen. Was ging hier vor sich?
    Eine Reihe schnarchender Männer säumte Flints Weg über das Deck. Kast betrachtete Flints sehnigen Rücken. Wer war dieser Mann, an dessen Seite er während der vergangenen drei Winter gearbeitet hatte? Gewiss war er mehr als nur ein Erster Schiffsmaat. Neugier trieb Kast hinter dem Alten her. Flint wusste mehr über die Ereignisse des heutigen Abends als er selbst, und Kast war entschlossen, alles zu erfahren, was der alte Fischer über die Mer’ai wusste, über ihre Drachen und den seltsamen Bann, in den das Mädchen ihn schlug.
    Kast gesellte sich an der Heckreling zu Flint, wo eine Strickleiter über den Rand hing. Ein kleines Ruderboot mit einem Segel schaukelte vertäut hinter dem großen Schiff.
    »Kannst du mit dem Mädchen da runterklettern?« fragte Flint.
    Kast nickte. Die Kleine war leicht wie eine Feder. Unter ihnen sah er das jadegrüne Maul des Drachen, der an der Seite des kleinen Boots angebunden war. Seine gewaltigen Flügel blähten sich zu beiden Seiten unter den Wellen.
    Offenbar war Flint nicht entgangen, wohin Kast blickte. »Er ist alt, und seine Wunden sind tief. Wir können von Glück sagen, wenn wir es bis zu den Heilern schaffen, bevor er stirbt.«
    »Wohin bringst du ihn?«
    Flint kletterte über die Bootswand. Er sah Kast offen in die Augen und sprach den Namen aus, der den Wahnwitz seines Vorhabens offenbarte. »Nach A’loatal.«
    Das Gesicht des Alten verschwand außer Sicht. Kast blickte auf das offene Meer hinter dem Schiff. Sternenlicht spiegelte sich im mitternächtlichen Wasser. A’loatal. Die sagenumwobene Stadt des Archipels. Zweifellos war Flint verrückt. Seit Jahrhunderten suchten Seefahrer schon nach der versunkenen Stadt, und keiner hatte sie je gefunden.
    Andererseits erinnerte sich Kast an seinen ehemaligen Lehrer, den Blutreiter-Schamanen, der vor langer Zeit am Fieber gestorben war. Kast hatte die Worte des von Fieber geschüttelten Wahnsinnigen damals auch befolgt, warum sollte er jetzt anders handeln? Er legte sich das Mädchen über die Schulter und griff nach der Strickleiter.
    Unten sah er den Seedrachen, der die Flügel schlaff ausgebreitet hatte.
    Außerdem, dachte Kast, während er mit einem Kind aus dem uralten Geschlecht der Mer’ai über der Schulter auf die Leiter stieg, wurden

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