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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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Atemlos blieb er an einer Kreuzung zweier Flure stehen und entfaltete sein Stück Pergament. Mit wild schlagendem Herzen, das ihm bis in die Ohren pochte, fuhr er mit dem Finger die Kohlestriche nach, die im Groben die Gänge und Flure dieses Stockwerks der Burg zeigten. »Verdammt sei dieser Ort!« murmelte er vor sich hin, als er seinen Irrtum bemerkte. Er war an der Stelle, wo er hätte abbiegen sollen, vorbeigerannt.
    Er nahm ein Stück Zeichenkohle aus der Tasche und ergänzte seine Karte um diese Einzelheit. Irrtum oder nicht, er durfte auch nicht die geringste Information über diesen Ort außer Acht lassen. Nachdem das erledigt war, faltete er die Karte wieder zusammen und wischte sich die Finger an der Hose ab.
    Er machte kehrt und folgte seinen Fußspuren im Staub auf dem Weg, den er gekommen war, zurück. Beim Anblick der Fußabdrücke runzelte er die Stirn. Vielleicht sollte er die verräterischen Spuren verwischen? Dann schüttelte er den Kopf. Seine Zeit wurde knapp, und er musste noch in den Küchentrakt gehen, um das Abendessen für den Dunkelmagiker zu holen. Außerdem war schon lange niemand mehr in diese Korridore gekommen, und Greschym würde misstrauisch werden, wenn er noch lange ausbliebe. Seit einem Monat benutzte Joach das bisschen Zeit, das er beim Essenholen erübrigen konnte, um Erkundungen anzustellen. Aber jedes Mal musste er sich dabei sehr beeilen. Er wollte nicht, dass der Dunkelmagiker Verdacht schöpfte, wenn er seine Mahlzeiten zu spät bekam.
    Joach gelangte zu der richtigen Abzweigung und bog in den Gang ein, der zu der östlichsten Treppe führte. Er rannte so schnell, wie es die Sicherheit erlaubte, angestrengt auf irgendwelche Stimmen oder andere Schritte lauschend. Zu viele Bewohner der Ordensburg kannten den schwachsinnigen Diener Bruder Greschyms, und Joach durfte es nicht riskieren, dass irgendjemand beobachtete, wie er schneller lief als in seinem üblichen Schlurfschritt, stumpfsinnig vor sich hin starrend. Zum Glück blieben die Flure leer, und er erreichte die Treppe, ohne jemandem begegnet zu sein.
    Er blieb an der obersten Stufe stehen und neigte den Kopf, um in das Treppenhaus zu horchen. Diese Treppe, die spiralförmig an der Innenseite des östlichsten Turms verlief, einem Turm mit dem Namen Zerbrochener Speer, wurde sehr selten benutzt. Anscheinend war dieser Teil der Burg aufgegeben worden. Staub und Schutt lagen am Boden der Gänge herum. Trotzdem wusste Joach, wie wichtig Vorsicht war, und er blieb ständig auf der Hut, was sich diesmal als klug erwies.
    Schwach hörte er murmelnde Stimmen, die von tief unten herauftönten. Jemand war auf der Treppe. Joach wich zurück, dann schüttelte er den Kopf und blieb stehen. Er konnte nicht warten, bis die anderen die Treppe verlassen hatten. Er war bereits viel zu spät dran. Also ließ er die Schultern nach vorn sacken und etwas Speichel von seinen Lippen tropfen. Seufzend schlurfte er schwerfällig die Stufen hinunter, wobei er hin und wieder ein Stolpern einbaute.
    Er beherrschte das Gehabe des Schwachkopfes zur Vollendung. Niemand schenkte ihm mehr als flüchtige Beachtung. Also tappte er die Wendeltreppe hinunter und spielte wieder die Rolle des geistig beschränkten Dieners. Als er seinen Weg fortsetzte, wurden die Stimmen deutlicher. Die Unterhaltung klang hitzig, wütend, doch die einzelnen Worte waren nicht zu verstehen.
    Neugier erwachte in Joach. Die Brüder in A’loatal waren im Allgemeinen sehr leise und in sich gekehrt und gingen äußerst höflich miteinander um. Selten wurden Stimmen im Zorn erhoben. Gelegentlich belauschte Joach Dispute über verschiedene Aspekte der Magik oder Esoterik, über unterschiedliche Auffassungen bezüglich der Übersetzung einer bestimmten Zeile aus einem prophetischen Schriftstück, doch auch dann verliefen die Diskussionen stets kultiviert.
    Die Stimmen auf der Treppe waren jedoch alles andere als höflich. Vielleicht handelte es sich nur um zwei Diener, die sich über irgendetwas Profanes stritten. Die Hackordnung unter den dienenden Klassen in der Ordensburg war eine heikle Angelegenheit und führte oft zu Streitereien, manchmal sogar zu tätlichen Auseinandersetzungen.
    Joach ging weiter die Treppe hinunter. Wortfetzen drangen jetzt an sein Ohr. Zwei deutlich zu unterscheidende Stimmen, die eine hoch und aufgeregt, die andere tief und streng.
    »Du begehst Gotteslästerung, bist auf dem falschen Weg!«
    »Ich habe es gehört … Ragnar’k … die Wahrheit mit den

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