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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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in dieser Nacht so manche Mythen wahr.
     
    Etwas stach Saag-wan in die Nase und riss sie aus dem Schlaf. Sie blinzelte die Spuren von Schlummer weg und stellte fest, dass zwei Männer sie anstarrten. Sie erinnerte sich an die beiden Männer, aber sie war noch zu benommen, um zu wissen, ob sie sich vor ihnen fürchten oder ihnen danken sollte. »Wo …? Wer …?«
    »Ganz ruhig, Kleine. Ich heiße Flint«, sagte der mit dem grauen Bart und dem silbernen Stern im Ohr, der sie hell anleuchtete. »Du bist in Sicherheit.« Er schwenkte eine kleine Flasche vor ihrer Nase. »Schnupf noch ein bisschen von dem Zeug hier, meine Liebe. Das wird dir helfen, die Spinnweben aus deinem hübschen kleinen Kopf zu vertreiben.«
    Saag-wan verzog das Gesicht bei dem Geruch, aber offenbar trug das Pulver wirklich dazu bei, dass sich ihre Sicht nach und nach klärte. Über ihr bauschte sich ein Segel stramm im Nachtwind. Sie befand sich an Bord eines kleinen Schiffs. Sterne erhellten noch den nächtlichen Himmel, doch im Westen kündigte ein rosiger Schimmer bereits den Morgen an. Schwankend versuchte sie, sich aufzurichten. Zu beiden Seiten des Boots ragten schemenhaft die Inselberge auf, wuchtige Kolosse, die umzukippen drohten, während das Schiff durch den Meereskanal zwischen ihnen hindurchflitzte.
    »Vorsicht, Schätzchen!« Der Alte half ihr, sich ein wenig aufzurichten, und legte ihr eine Decke um die Schultern. »Ich meine, es wäre nicht schlecht, wenn du dich ein bisschen verhüllst.«
    Sie lag in der Nähe des Bugs. Sie zog die Decke fester um ihre Brust und blickte zurück zum Heck; nun erkannte sie den anderen Mann im Boot. Er hielt mit einer Hand das Ruder und wich ihrem Blick aus. Obwohl ein grauer Schal um seinen Hals gewickelt war, wusste sie, dass er der Tätowierte war. Kast, der sie vor der Jagdflotte gerettet hatte. Er war derjenige, der sie mit irgendeinem Bann belegt hatte - oder war es umgekehrt? Sie schüttelte den Kopf, immer noch verwirrt. Die jüngsten Ereignisse kamen ihr wie ein verblassender Traum vor.
    Der Alte neigte sich ein wenig von ihr weg und steckte die kleine Flasche wieder ein. »Tut mir Leid, dass ich dir das Schlafmittel verabreicht habe, meine Liebe. Aber das war die einzige Möglichkeit, das Eidbündnis zwischen euch beiden zu brechen.«
    Sie begriff nicht, was er damit meinte, und richtete sich auf dem Stapel Decken höher auf. Wenn sie doch nur etwas mehr Kraft aufbringen könnte, dann würde sie sich über die Seite des Boots rollen, aber ihre Arme zitterten bereits vor Anstrengung, weil sie sich kurz aufgestützt hatte. Sie sank auf die Decken zurück. Mit einer Hand tastete sie nach dem fünfzackigen Seestern an ihrem Gürtel. Er war noch da! Sie hatte ihr Messer verloren, aber unerklärlicherweise hatte man ihr die Betäubungswaffe gelassen. Sie sah verstohlen zu den beiden Männern hin und ließ die Hand vom Gürtel fallen. Sie konnte den Betäuber nur ein einziges Mal einsetzen, also musste sie den richtigen Zeitpunkt abwarten.
    Dann ließ sie ein lautes Schnauben neben ihr zusammenzucken, und ihr Blick wurde zur Steuerbordseite des Kahns gezogen. Eine vertraute schuppige Nase hob sich über die Kante des Boots. Ein feiner Dunst stob aus den geblähten Nüstern in die Nacht. »Conch!«
    Sie streckte die Hand aus und strich mit den Fingern sanft über den harten Grat zwischen den Nasenflügeln. Conch schnüffelte an ihrem Handgelenk. Der süßen Mutter sei Dank, er lebte noch!
    Sie beugte sich näher zum Rand des Boots und sah das Seil, mit dem der Drache an den Kahn angebunden war. Zwar lebte er noch, doch er war Gefangener dieser Fischer.
    Der Mann namens Flint hatte offenbar ihre Gedanken gelesen. Während Conch noch die Schnauze an ihrer Hand rieb, sagte er: »Wir wollen deinem Gefährten, mit dem dich offenbar enge Bande verbinden, nichts Böses, Kleine. Er ist schwer verletzt und muss dringend von einem Heiler versorgt werden.«
    Sie hielt den Blick von den Männern abgewandt. »Ich kann ihn zu unseren eigenen Heilern bringen«, erwiderte sie, ohne sie über die unrichtige Annahme, was die Bande zwischen Conch und ihr betraf, aufzuklären. »Die Mer’ai kennen sich mit Drachen besser aus als ihr Landbewohner.«
    »Vielleicht«, antwortete Flint, während der Tätowierte weiter geradeaus blickte, »aber ich fürchte, Conch hat es schlimm erwischt; ein Stich hat seine Lunge durchbohrt. Er schafft es bestimmt nicht, unter Wasser zu tauchen und euren Leviathan zu erreichen. Wenn er

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