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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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wollen wir uns erst einmal um unsere Gefährten kümmern.«
    Bevor Er’ril Einwände erheben konnte, winkte sie Mogwied in den Durchgang zwischen den beiden Betten, auf denen der Og’er und der Gebirgler lagen. Der Gestaltwandler stellte den Kübel schwungvoll ab, sodass Wasser auf die Bodendielen aus Kiefernholz platschte. Mikela nahm ihm die Taschen ab. »Ich brauche Becher«, sagte sie.
    Mogwied sah sie einen Augenblick lang verständnislos an. Dann senkten sich seine Augenbrauen. »Ich hole welche«, seufzte er missmutig.
    Als er hinausgegangen war, wühlte Mikela in ihren Taschen herum. Schließlich brachte sie zwei in Pergament gewickelte Päckchen zum Vorschein. Sie rief Elena zu sich. »Zermahle diese Blätter und Beeren«, sagte sie und gab ihr die winzigen Päckchen.
    Er’ril war bewusst, dass er fürs Erste nichts mehr von Mikela erfahren würde, nicht bevor weitere Versuche unternommen worden wären, um ihre Gefährten ins Leben zurückzurufen. »Wie kann ich helfen?« fragte er.
    Mikela prüfte das Wasser in dem Kübel mit einem Finger. »Versuche, Tol’chuk ein wenig anzuheben. Wenn ich ihm eine Dosis verabreiche, möchte ich nicht, dass das Elixier ihn ertränkt.«
    Er’ril nickte und ging an die andere Seite von Tol’chuks Bett, damit er dem Og’er unter den Arm greifen konnte. Er befreite die dicke Gliedmaße von der Decke. Als Er’ril Tol’chuks Handgelenk umfasste, fielen ihm zwei Dinge auf: Tol’chuks Fleisch war so kalt wie das einer mehrere Tage alten Leiche, und die Klauen seiner Og’er-Hand umklammerten einen großen Gegenstand.
    Er’ril erkannte sofort, was der schlafende Riese so verbissen in der Faust hielt. Es war das Herz seines Volkes. Obwohl er bewusstlos war und ins Gasthaus hatte geschleift werden müssen, hatte der Og’er es nicht fallen lassen.
    Neugierig versuchte Er’ril, Tol’chuks große Faust zu öffnen; möglicherweise lag hier der Schlüssel zu den Geschehnissen im Lagerschuppen. Er musste seine ganze Kraft aufwenden, um nur eine einzige Klaue zu lösen.
    »Was machst du da?« fragte Mikela in scharfem Ton.
    Er’ril kämpfte weiter gegen den Griff des Og’ers an. »Ich versuche, Tol’chuks Herzstein freizubekommen.«
    »Warum?«
    Er’ril blickte zu ihr auf und wischte sich eine Strähne seines schwarzen Haars aus dem Gesicht, die sich aus seinem Zopf gelöst hatte. »Der Stein gibt uns vielleicht einen Hinweis darauf, mit welcher Gefahr wir es zu tun haben.« Er machte sich wieder an sein Vorhaben. Schließlich gelang es ihm, auch noch die letzte der Klauen zu öffnen. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Der Herzstein lag jetzt frei in der Handfläche des Og’ers, und die Facetten wirkten seltsam stumpf im Licht der Lampe. Er’ril streckte die Hand aus.
    »Nicht!« schrie Elena plötzlich. Sie hatte aufgehört, die getrockneten Blätter und Kräuter zu zerbröseln, und betrachtete Tol’chuk mit angespannter Miene.
    Er’rils Hand blieb über dem Stein in der Schwebe.
    »Was ist denn, Liebes?« fragte Mikela und kam näher.
    »Das Herz strahlt für gewöhnlich zumindest eine Spur von Og’er-Magik aus«, erklärte sie mit einer Handbewegung zu dem Stein. »Im Lagerschuppen, als Tol’chuk hingestreckt dalag, habe ich gesehen, dass aus seinem Beutel Magik leuchtete. Ich dachte, das wäre einfach nur der Stein. Aber wenn er das Herz in der Faust gehalten hat, dann muss … dann muss es etwas anderes gewesen sein.« Sie deutete auf seinen Leib unter der Decke. »Etwas, das in seinem Beutel steckt.«
    Er’ril zog die Hand von dem Stein zurück und griff nach einem Zipfel der Decke. Er zog sie zurück. Der Beutel aus Ziegenleder war immer noch am dicken Schenkel des Og’ers festgebunden. Aber offenbar wölbte sich der Beutel über etwas anderem als dem üblichen geheiligten Gegenstand.
    Mit einem kurzen Blick zu den anderen griff Er’ril nach den Lederbändern. Er zog sie auf. In diesem Augenblick zappelte etwas in dem Beutel wild hin und her. Vor Schreck riss Er’ril die Hand zurück, wobei er unabsichtlich mit der Handkante an den Herzstein kam.
    Als der Stein aus der Hand des Og’ers geschlagen wurde, brach plötzlich grelles Licht aus der Öffnung des Beutels. Für die Dauer eines Herzschlags geblendet, wich Er’ril einen Schritt zurück. Er blinzelte die Benommenheit weg. Das strahlende Leuchten verblasste bald zu einem matten roten Glanz. Doch blieb das Licht nicht ruhig. Die Intensität des Glanzes nahm rhythmisch zu und wieder ab, einem schlagenden

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