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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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unnatürlich zu sein schien - ja, sogar für diese Welt.
    »Wo … wo sind wir?« fragte sie.
    In dem Raum befanden sich ebenfalls Leute in weißen Gewändern, Saag-wans Schätzung nach annähernd fünfzig Personen. Alle standen entlang der Wand, die Hände zu den schimmernden Kristallen erhoben. Waren auch das Heilkundige?
    Saag-wan entwand sich Kasts Armen. Es dauerte einige Augenblicke, bis ihre Beine sie sicher trugen. Sie hielt sich an Kast fest. Die Menschen in den weißen Kutten - Saag-wan entdeckte auch ein paar Frauengesichter unter den Kapuzen - wandten die Blicke ihnen zu.
    »Ich muss euch etwas zeigen.« Flint ging durch den Raum.
    Kast und Saag-wan folgten. Saag-wan stützte sich mit einer Hand auf den Arm des großen Mannes, um das Gleichgewicht zu halten, doch bald hatten sich ihre Füße an das Gehen zu Lande gewöhnt. Sie machte ein paar Schritte ohne Hilfe, hielt sich jedoch für alle Fälle sehr nahe bei Kast. Die Blicke der Leute in den Kutten verfolgten sie. Ein leises Raunen ging durch ihre Reihen, und nicht alle Stimmen klangen freundlich.
    Flint blieb bei der leuchtenden Säule stehen, die in der Mitte des Raums aufragte. Er berührte ehrfürchtig die Lippen mit dem Daumen. »Die alte Wurzel des Koa’kona-Baums«, erklärte Flint, dann ging er zur anderen Seite der Höhle weiter.
    Während Saag-wan die dicke Wurzel umrundete, ließ sie die leuchtende Oberfläche nicht aus den Augen. Doch als sie daran vorbei war, fiel ihr Blick auf die gegenüberliegende Wand des Raums. Sie holte tief Luft.
    An der Wand befand sich das gewaltige Relief eines Seedrachen, wie zum Schlaf zusammengeringelt, die Flügel an den Körper angelegt. Die aus dem Stein gemeißelte Figur nahm die gesamte Rückwand der Höhle ein. Der dargestellte Drache, schwärzer als der Fels darum herum, war riesig, dreimal so groß wie selbst der größte Drache, der jemals im Meer geschwommen war. Doch selbst diese Schätzung war fraglich, da er zusammengerollt dalag und sein Körper sich spiralförmig wie der einer Schlange um sich selbst ringelte, sodass die Schwanzspitze das Maul berührte. Der riesige Kopf lag mit geschlossenen Augen in der Mitte der Spirale. Saag-wan hielt es für ausgeschlossen, dass sie diesen steinernen Kopf würde berühren können, selbst wenn sie einen hohen Sprung machen würde.
    »Ragnar’k«, flüsterte Flint, und die Ehrfurcht in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Das gewisperte Wort zog die Aufmerksamkeit eines kleinen Mannes in einer Kutte, der in ihrer Nähe stand, auf sie. Er nahm die Hand von einem Kristall, der die Größe eines Walfischauges hatte, und kam näher zu ihnen. Sein Blick glitt wie kühles Wasser über Kast und Saag-wan, dann blieb er an Flint haften. Er schob die Kapuze von dem kahlen Kopf zurück. Auch er trug einen Ohrring in Form eines silbernen Sterns. »Bruder Flint, du hättest sie nicht hierher bringen dürfen.« Die Stimme des Mannes war eisig. »Sie gehören nicht den Ho’fro an. Sie sind nicht gerufen worden.«
    »Bruder Geral«, entgegnete Flint, und seine Stimme klang ebenso eisig wie die des anderen Mannes, »ich wünschte wahrhaftig, diese Last wäre mir nicht aufgebürdet worden, doch es ist nicht Ragnar’k, der sie hierher gerufen hat, sondern die Prophezeiung.«
    »Du und Bruder Moris, ihr beide seid Narren«, zischte der andere und blickte dabei nervös zu dem Drachenrelief. »Ich habe bereits Verbindung zu Ragnar’k aufgenommen, und seine Träume sind heute Morgen wirr, erregt. Irgendetwas hat die Ruhe des Drachen gestört.« Er warf einen viel sagenden Blick auf Saag-wan und Kast. »Heute wird nichts prophezeit werden. Falls Moris den heutigen Ruf befolgen sollte, werden wir seine Behauptung nicht unterstützen.«
    »Nur weil du Moris’ Visionen nicht teilst, bedeutet das nicht, dass sie falsch sind«, erwiderte Flint.
    »Aber er war noch nie ein besonders begnadeter Weber. Seinen Visionen so viel Glauben zu schenken ist … ist töricht.« Der Mann zitterte jetzt geradezu vor Zorn.
    Flint legte dem anderen die Hand auf den Ärmel. »Ich weiß, dass seine Worte Angst machen, Geral, aber man kann sie nicht einfach missachten. Andere Weber haben im Laufe der Jahrhunderte ähnliche Visionen gehabt. Ragnar’k wird erwachen. Ich sehe es deinem Gesicht an, dass du weißt, es ist wahr. Die Träume des Drachen sind wirr, weil er bereits nicht mehr tief schläft. Wie ein Seedrache, der an die Wasseroberfläche steigt, erwacht sein Geist.«
    Geral riss seine

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