Alasea 02 - Das Buch des Sturms
seiner wiederkehrenden Kraft hinaus. Seine Nüstern blähten sich weit, als er ausgiebig Luft holte und sie tief in seine Brust einsog. Er glitt in den See zurück, bis er an der Wasseroberfläche schwamm wie ein Schiff mit einem Drachenkopf am Bug.
Flint blickte zu ihm hinüber. »Er wird leben. Er müsste jetzt in der Lage sein, ungefährdet zu tauchen und zum Leviathan deines Stammes zurückzukehren.«
»Dann können wir gehen?« sagte Saag-wan und machte Anstalten, von ihrem Sitzplatz herunterzurutschen.
Flint hielt die Hand hoch. »Conch kann gehen.« Er sah sie eindringlich an. »Aber du, Saag-wan, bist jetzt mit Ragnar’k verbunden. Es ist an der Zeit, dass du Conch zu seiner eigenen Leibgefährtin zurückkehren lässt.«
»Meine Mutter …«
»Ja, Ragnar’k muss einen anderen Weg einschlagen. Das spürst du, nicht wahr?«
Sie senkte den Kopf. Wie gern sie dem alten Mann widersprochen hätte. Doch Kasts Worte hallten in ihrem Kopf nach: Unser Blut ist das eure, damit ihr es über die Meere vergießen möget. Sie wusste, dass sie nicht getrennt werden sollten. Sie, Kast und Ragnar’k waren durch stärkere Bande aneinander gebunden als durch die dickste Eisenkette.
»Wohin gehen wir also?« fragte sie fügsam.
Flint kratzte sich die schütteren grauen Haare. »Wir brauchen einen Ort, wo wir uns ausruhen und besinnen können.
Ich habe ein Haus auf den Blasenbeerenklippen südlich von Port Raul an der Küste, nicht weit von den Verdammten Untiefen. Ich habe mir den Ort wegen seiner Abgeschiedenheit ausgesucht. Das müsste ein geeigneter Platz sein, um Pläne auszuarbeiten.«
»Pläne wofür?«
Moris beantwortete ihre Frage. »Für den Kampf um A’loatal, die Eröffnungsbegegnung mit der Dunkelheit, die sich Alaseas bemächtigt hat. Die Prophezeiung besagt, Ragnar’k würde eure beiden Völker vereinen - die De’rendi und die Mer’ai - und eine gewaltige Armee aufstellen. Von ihr wird das Schicksal nicht nur A’loatals, sondern auch ganz Alaseas abhängen.«
Hunger, meldete der Drache und unterbrach mit seiner Botschaft das Gespräch. Saag-wan spürte ebenfalls ein Grummeln und Nagen im Bauch.
»Wir sollten uns auf den Weg machen«, sagte Flint.
Saag-wan machte Anstalten abzusteigen, doch wieder hielt der alte Seefahrer die Hand hoch. »Vielleicht ist es am besten, wenn Kast fürs Erste weiterhin Ragnar’k bleibt. Das Schiff ist klein und bietet nur Platz für wenige Leute. Wenn du auf Ragnar’k reitest …«
Sie zögerte, biss sich auf die Unterlippe.
Das Meer bietet dem Drachen Nahrung, gab Ragnar’k zusätzlich zu bedenken.
Sie war überstimmt und willigte mit einem zögernden Nicken ein.
Der Drache wartete nicht. Er schlurfte über den kiesbedeckten Strand, wobei sich seine Krallen tief eingruben, und glitt geschmeidig ins Wasser. Sie schob die Füße in die Falten an seinen vorderen Gliedmaßen. Er war so viel größer als Conch, dass sie sie kaum erreichen konnte. Doch sobald sie die richtige Sitzstellung eingenommen hatte, schloss er die Falten eng um sie und hielt sie fest; sie würde nicht von seinem Rücken fallen.
Er schwamm näher zu Conch, der in der Mitte des Sees wartete. Die beiden Drachen beäugten einander argwöhnisch.
Kleiner, sehr kleiner Drache.
Saag-wan ärgerte Ragnar’ks Beleidigung ihres Freundes ein wenig. »Er hat mich immerhin zu dir gebracht. Und er wäre bei meiner Rettung beinahe ums Leben gekommen.«
Ich habe ihn mit meinem Blut gerettet. Gleichstand.
Saag-wan runzelte die Stirn und ließ das Thema auf sich beruhen. Inzwischen glitt das Boot auf sie zu. Flint, Moris und der Junge waren an Bord. Saag-wan drehte sich um und sah Ewan, der vom Ufer her winkte.
Flint bemerkte ihren Blick. »Er wollte hier bleiben. Er hofft, dass er von innen helfen kann.« Saag-wan sah die Sorgen in den Augen des Alten. Er winkte sie weiter.
Moris ruderte. Er hatte sich das Gewand bis zur Hüfte hinuntergerollt, um Arme und Schultern mit den gewaltigen Muskeln frei zu haben. Er sorgte dafür, dass das Schiff hinter den beiden Drachen herglitt, während Flint das Steuer bediente.
Flint rief ihr zu: »Saag-wan, kannst du Conch übermitteln, wohin wir reisen? Ob er wohl deiner Mutter Bescheid sagen könnte?«
»Ja, ich kann ihm sagen, dass er meiner Mutter die Namen der Orte mitteilen soll. Aber warum?«
»Damit sie einen Gesandten ausschickt, der sich dort mit uns trifft. Es ist Zeit, dass die Mer’ai wieder zur Küste zurückkehren.«
Saag-wan nickte. Sie würde
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