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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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würde ohnehin diesen Stall nie wieder betreten.
    Torring huschte am Rand der Siedlung weiter. Er hatte die Absicht, im Schutz der Nacht das Dorf zu umkreisen, bis er entdeckt hätte, wo sich seine Beute in diesem Labyrinth von Pfahlbauten und Flößen versteckte.
    Aber vorher …
    Eine ältere Frau stand an einer Stelle am Rand des Sumpfes, wo das Schilf niedergetreten war. Sie war damit beschäftigt, Krebsfanggitter aus dem Wasser zu ziehen. Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt, wahrend er sich anschlich. Erst im letzten Augenblick merkte sie etwas und drehte sich blitzschnell um. Beim Anblick der gespenstischen schwarzen Gestalt riss sie die Augen weit auf, doch bevor ihr Entsetzen ihre Lippen erreichte, umklammerte eine von Torrings Fäusten ihre Kehle. Sie schlug nach ihm und bohrte die Nägel in seine harte Haut.
    Er hatte keine Zeit, mit ihr zu spielen. Ein scharfes Knacken, und der Kampf war vorüber. Er zerrte ihren Leichnam in den Schatten einer niedrigen Zypresse.
    Er riss ihre Brust auf und tat sich schnell gütlich an ihrem Herzen. Für ein so altes Herz war es besonders zart, aber vielleicht verleitete ihn der Heißhunger dazu, seine Qualität übertrieben hoch einzuschätzen. Er labte sich genüsslich, dann leckte er sich die Finger ab. Alt oder nicht, es wärmte ihn innerlich und lockerte seine Gliedmaßen. Das Feuer in ihm war für die letzte Etappe seiner langen Jagd angefacht. Er rollte die Leiche zum Wasser und ließ sie mit einem kleinen Platschen hineinplumpsen. Sollten die Tiere des Sumpfes in den Genuss seiner Wohltätigkeit kommen.
    Er erhob sich aus der Hocke und wischte sich die Hände am Bauch ab. Es war ein gutes Gefühl, satt zu sein.
    Plötzlich schlug ihm von einem Ast eine Schlange ins Gesicht, doch die giftigen Zähne zerbrachen an der Steinhaut des Zwergs. Die grellfarbige Viper fiel tot in das Schlammufer des Sumpfes, nachdem sie endlich einem Ding begegnet war, das tödlicher als ihre Giftzähne war.
    Der Zwerg zermalmte die Schlange unter den Füßen und trat in den Sumpf. Selbst in diesem tückischen Gebiet gab es nichts Giftigeres als den Blutjäger.
     
    Auf dem Anlegesteg wich Elena vor dem Sumpfkind zurück. Der Junge reichte ihr nicht einmal bis zur Hüfte und trug auf Er’rils beharrliches Drängen hin eine Decke um seine Lenden. Obwohl es nicht derselbe Bengel war, der in Schattenbach an sie herangetreten war, ähnelte er diesem auf merkwürdige Weise. Sein Haar hatte zwar eine andere Farbe, war eher blond als dunkel, und seine Nase war kleiner, doch irgendetwas um seine Augen verriet, dass dieser Jungen mit dem anderen verwandt war. Wie bei jedem anderen Kind war sein Blick hell vor Neugier, doch hinter diesen Augen spürte Elena etwas sehr Altes, das sie anstarrte.
    Der Junge merkte, dass sie ihn abschätzend musterte, und streckte ihr die Zunge heraus.
    Sie zuckte bei dieser beleidigenden Geste zusammen. Bevor sie jedoch weiter darauf reagieren konnte, rief Er’ril ihr zu: »Elena, steig zu Mikela ins Boot. Wir müssen aufbrechen.«
    Sie warf einen letzten Blick auf den Jungen und ging zu dem flachen Kahn. Ein ›Stakboot‹ hatte Jaston es genannt. Für Elena war es ein kleines Floß mit niedrigen Seitenrändern. Der narbige Mann stand mit einem langen Stecken in der Hand am Heck. Packen von Wegzehrung und Reiseausrüstung lagen zu seinen Füßen.
    Ein paar Neugierige lungerten auf den Nachbarstegen herum, beobachteten ihren Aufbruch und deuteten auf den sonderbaren Jungen. Anscheinend wussten sie alle, dass dieses Kind dem Gefolge der Sumpfhexe angehörte, und sie waren gekommen, um zu sehen, was geschah. Eine tiefe Stimme schallte über das dunstige Wasser, als Elena an Bord des Kahns ging.
    »Die Sumpfhexe ist gekommen, um Jaston zu holen«, sagte ein bärtiger Mann. »Endlich erlöst sie den bedauernswerten Kerl von seinem Elend.«
    Elena merkte, wie diese Bemerkung Jastons Griff um die Stake festigte. Sie trat mit großen Schritten über einige prall gefüllte Wasserschläuche und gesellte sich zu Mikela auf dem Sitz am Bug des Boots. Auch ihre Tante hatte bei den Worten des Mannes ihre Haltung gestrafft. Sie sah hinüber zu den herumstehenden Leuten, während Elena sich neben sie setzte.
    Ferndal, der vor ihnen am Bug hockte, spürte anscheinend ebenfalls die Spannung ihrer Tante und drehte sich zu ihnen um; seine Vorderpfoten lagen auf der niedrigen Reling. Mikela klopfte ihm beruhigend auf den Rücken, und er wandte sich wieder der Erforschung der Gerüche

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