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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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einer dünnen Wolke um sie herum und vertrieb die meisten Insekten bis auf die allerbeharrlichsten.
    Jaston stakte unermüdlich durch das grüne Gewässer. »Es gibt auch eine Salbe, die aus dem Kraut hergestellt wird, das in den Glimmtiegeln verbrennt«, sagte er. »Sie wirkt nicht ganz so stark, aber sie hilft. Sobald wir in eine der schnelleren Strömungen gelangen, werdet ihr sie brauchen, da wir uns dann so schnell fortbewegen, dass der Rauch nicht mehr mithalten kann.«
    Elena nahm wieder auf ihrem Sitz Platz, erleichtert, dass die Bedrohung fürs Erste nachgelassen hatte. Sie ließ den Blick über den Sumpf um sie herum schweifen. Trockenwasser war hinter einem Vorhang aus Moos und Zypressenzweigen, die das ölige Wasser streiften, verschwunden. Wieder hatte sich der Nebel bei Sonnenaufgang gesenkt. Das Licht wurde zu einem dunstigen, gelb getönten Schimmer über dem Wasser, der ihr in den Augen schmerzte. Zweige in der Nähe griffen nach ihrem Boot, aber Jaston war ein geübter Stakmann und steuerte sie um die am tiefsten hängenden Äste herum, wo Nester aus zusammengeringelten Schlangen hingen wie Weihnachtsschmuck, Spiralen in leuchtenden Gelb- und changierenden Rottönen, die sich träge drehten. Hin und wieder sah sie, wie eine der dekorativen Schlangen mit schwerfälligen Schwanzhieben durch das dunkle Wasser schwamm.
    Jaston bemerkte, dass ihre Aufmerksamkeit ganz besonders einer Sorte galt. »Schätzchennattern«, benannte er sie. »Ihr Biss brennt wie ein Flammenmal auf der Haut, doch man ist danach höchstens für ein paar Tage krank.«
    »Warum heißen sie dann Schätzchen?«
    »Weil ihr Biss einen nicht tötet. Bei den Sumpfbewohnern bedeutete ihr Biss nicht mehr als ein Kuss.«
    Elena zog sich mehr zur Mitte des Kahns zurück. Mikela legte den Arm um sie. »Keine Angst, Elena. Du brauchst dich vor den Schlangen nicht zu fürchten. Wenn du sie deinerseits nicht störst, tun sie dir nichts.«
    »Aber es gibt noch andere Geschöpfe, die nicht so gutmütig sind«, fügte Jaston hinzu. »Also, wenn wir noch tiefer im Sumpf sind, haltet unbedingt Augen und Ohren auf.«
    Während er um eine weite Biegung des Kanals stakte, erfüllte ein süßer Blütenduft die Luft. Er vertrieb den Gestank von faulen Eiern aus ihren Nasen. Elena staunte im Stillen, wie sehr sie sich bereits an den ständigen Gestank gewöhnt hatte. Der Geruch wie von Hyazinthen und Flieder war nun wie Balsam für ihr Gemüt, eine Erinnerung an zu Hause in diesem Landstrich voller Boshaftigkeit und Tücke.
    Plötzlich befahl Jastons in schroffem Ton: »Köpfe runter!«
    Mikela sah ihn über die eingezogene Schulter hinweg an. »Eine Mondblume?«
    »Ja, und dem Gestank nach zu urteilen, muss es eine große sein.«
    Mikela kauerte sich tief im Kahn zusammen und zog Elena von der Bank, damit sie sich auf den Bootsboden setzte. »Bleib dort, Liebling.«
    Ferndal kauerte sich wachsam neben sie.
    »Seltsam, dass sie so spät am Morgen noch auf der Jagd ist«, murmelte Jaston.
    Sie glitten langsam um die Biegung. Vor ihnen erschien die Quelle des süßen Dufts: eine riesige, purpurrote Blüte von der Größe eines kleinen Kalbs hing über dem Wasserpfad. Die Blütenblätter waren einladend von der Mitte zurückgerollt. Das Boot hätte darunter hindurchfahren können, doch Jaston stakte den Kahn in einem möglichst weiten Bogen darum herum. Im Näherkommen sah Elena den Grund für seine Besorgnis. Der Stamm der großen Blume, so dick wie ihr Schenkel und wie ein Kriechgewächs um die Äste einer großen Zypresse gewickelt, war mit hunderten von dornigen Ranken versehen. Doch es waren nicht die langen Ranken, die ihren Blick auf sich zogen, sondern die jämmerlichen Geschöpfe, die erblasst in ihrem Griff hingen. Gefangen in den dornigen Schlingen waren einige weiß gefiederte Vögel und ein Gesprenkel von kleinen pelzigen Tieren mit buschigen Schwänzen. Nichts bewegte sich. Sie sah, wie die Ranken langsam vorankrochen und sich entrollten wie Schlangen, die in der Hitze des Tages aufwachten. Elena vermutete, dass es nicht die Wärme der Sonne war, sondern vielmehr der Geruch ihres Blutes, der diesen Riesen von einer Pflanze aufweckte.
    Die Gerippe ehemaliger Lebewesen fielen aus seinem Griff und klatschten ins Wasser, als er nach neuem Fleisch grapschte. Ranken schwenkten zu ihrem Boot, doch selbst Elena konnte ermessen, dass sie zu kurz waren, um sie zu erreichen. Sie gönnte sich ein wenig Entspannung. Da krümmte sich der Stängel

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