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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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den Blick zu dem großen Präriemann gehoben. »Ich mache das, um eure Hexe zu retten. Wenn du sterben willst, dann bleib hier. Aber lass das Mädchen leben!«
    Selbst Elena hatte gemerkt, dass es nicht ein kleiner, unbedarfter Junge war, der da sprach. Es war die Sumpfhexe.
    Brummelnd hatte Er’ril nachgegeben und Elena vor sich hergeschoben.
    Der Junge hatte sie eilends nach draußen geführt, weg vom Steg. »Diese Richtung!« hatte er eindringlich befohlen und sie zu einem grob zusammengebastelten Boot geführt, das im Schilf versteckt lag. Es war kleiner als ihr eigenes Stakboot, doch da sie kein Gepäck hatten, bot es ausreichend Platz. Dem Anschein nach bestand es aus dicht verwobenen Strähnen eines dicken Rankengewächses, die mit einer Schicht aus gelbem Moos überkrustet waren.
    Während Ferndal daran geschnuppert hatte, hatte Jaston das Boot zweifelnd betrachtet, ehe er mit den Schultern gezuckt und es betreten hatte. Die anderen waren gefolgt, während Jaston nach einem Stab gesucht hatte, um das Gefährt anzutreiben. Noch bevor er fündig geworden war, war das Boot einfach ohne jemandes Zutun vom Ufer weg ins tiefere Gewässer geglitten.
    Während nun der Widerhall der Explosion aus der Jagdhütte um sie herum allmählich erstarb, nahm das kleine Gefährt Geschwindigkeit auf.
    »Es schwimmt schneller als die Strömung«, bemerkte Jaston, und sein Gesicht drückte eine Mischung aus Verwunderung und Angst aus.
    Da sie keine Laterne bei sich hatten, war der Sumpf um sie herum eine schwarze Höhle. Selbst die Sterne und der Mond waren von Wolken und Nebel verdüstert.
    »Nur ein Narr fährt bei Nacht durchs Moor«, murmelte Jaston am Heck.
    Bei seinen Worten blickte der Junge zu ihm nach hinten; sein kleines Gesicht war verzerrt vor übertriebener Angst. »Dann lauf ich besser schnell heim«, sagte er und ließ sich über Bord fallen.
    Er’ril streckte den Arm aus, um den Jungen hochzuziehen, doch dann ließ er mit einem mürrischen Kopfschütteln davon ab. »Ich mag es nicht, wenn sie so etwas machen«, schimpfte er vor sich hin.
    »Ich glaube, die Hexe wird allmählich müde«, sagte Mikela. »Ich möchte wetten, es bedarf einer unglaublichen Konzentration und Kraft, um eines ihrer Mooskinder zu schaffen. Wenn sie das Boot bewegen und führen muss, kann sie wahrscheinlich nicht gleichzeitig das Kind erhalten. Den Elementarfähigkeiten sind nun einmal Grenzen gesetzt.«
    »Wir sollten auf jeden Fall mehr Vorsicht walten lassen«, sagte Er’ril. »Wer weiß, vielleicht war das Gerede des Jungen von einem Ungeheuer begründet?«
    »Ich habe etwas gespürt«, erwiderte Mikela. »Etwas seltsam Gedämpftes, aber eindeutig Böses. Ich kann nicht genau beschreiben, was es war, aber ich weiß, dass, was immer uns verfolgt, von schwarzer Magik geprägt ist.«
    Ihre Äußerung beendete die Unterhaltung. Es war ohnehin ein unbehagliches Gefühl, in der Dunkelheit zu sprechen, als ob allein ihre Stimmen ein neues schreckliches Wesen in ihre Mitte rufen könnte. Doch im Sumpf herrscht niemals Stille. Die Musik der Nacht setzte wieder ein, um die Dunkelheit für sich zu beanspruchen. Seltsame Trillerlaute hallten aus allen Richtungen übers Wasser, begleitet von einem unaufhörlichen Krächzen, Zirpen und Quieken.
    Plötzlich platschte etwas Riesiges ins Wasser, nur einen Steinwurf entfernt - oder jedenfalls hörte es sich für Elena so an. Sie schmiegte sich noch enger an Mikela. Ihre Tante legte den Arm um sie. »Warum versuchst du nicht, ein bisschen zu schlafen?« flüsterte sie Elena ins Ohr.
    Die Dunkelheit verbarg Elenas ungläubigen Gesichtsausdruck. In dieser Nacht würde sie bestimmt nicht vom Schlaf heimgesucht werden.
    Während das Boot durch die unbekannten Gefahren glitt, gewöhnten sich ihre Augen allmählich an die Schwärze. Die Dunkelheit war nicht so undurchdringlich, wie Elena zunächst angenommen hatte. In der Ferne leuchteten seltsame Lichter flüchtig durch den Nebel, um gleich wieder zu verblassen. In der Nähe stoben Schwärme glitzernder Insekten in großen Wolken vor ihrem vorbeiziehenden Boot davon. Hin und wieder schimmerten herabhängende Moosranken in einem sanften Grün an Ästen über ihnen; einige bewegten sich träge in der nächtlichen Brise. Einmal glitt das Gefährt durch einen dunklen Teich, und die gestörten Algen leuchteten in seinem Kielwasser azurblau auf, sodass es eine strahlende Spur hinterließ.
    Die faszinierenden Bilder blieben den anderen nicht verborgen. »Hier gibt

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