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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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seine Aufmerksamkeit beanspruchten, entging ihm die Anwesenheit eines großen Räubers, der näher herankam, als es die meisten anderen bisher gewagt hatten. Erst als das Ungeheuer bei ihm war, wurde ihm bewusst, dass es sich um einen Angriff handelte. Bevor er sich bewegen konnte, umklammerten riesige Kiefer seine Leibesmitte und zerrten ihn aus dem Schlamm. Zähne mit sägenartig gezackten Schneiden machten sich an seiner Steinhaut zu schaffen. Torrings flammende Augen starrten in die großen schwarzen Augen des geschuppten Geschöpfs - ein Ungeheuer betrachtete das andere. Die Sumpfechse machte sich das Gewicht ihres Schwanzes zunutze und hieb mit peitschenden Schlägen auf den Steinzwerg ein.
    Torring wurde herumgeschleudert wie ein Spielzeug. Das Geschöpf wog mindestens fünfmal so viel wie er selbst. Ein gewöhnlicher Zwerg wäre längst tot gewesen. Aber Torring war kein gewöhnlicher Zwerg. Er lief keinerlei Gefahr zu ertrinken, und seine Steinhaut widerstand den Zähnen des Geschöpfes. Als dessen krallenbewehrten Vorderläufe an ihm kratzten und nach einer schwachen Stelle suchten, verhielt er sich einfach abwartend. Wie die meisten Kaltblütler war dieses Tier für einen überfallartigen Angriff und schnelles Töten geschaffen. Langes Kämpfen widersprach seiner Natur. Es würde bald ermüden.
    Die Mutmaßung des Zwergs erwies sich als zutreffend. Bald ließ das Schlagen des Geschöpfes nach. Doch es war nicht Erschöpfung, die die gewaltige Echse schwächte, sondern die Berührung mit dem Gift in der Haut des Blutjägers. Jetzt war der erlahmende Kampf des Geschöpfs darauf gerichtet, die schädliche Beute aus dem Maul zu entfernen, da es anscheinend die von ihr ausgehende Verderbnis spürte, während sein Blutdurst nachließ. Doch Torring ließ sich seine Vorteile nicht nehmen. Er hing im Maul des Tiers und weigerte sich, sich wegschleudern zu lassen.
    Nur wenige Herzschläge später trieb das Tier reglos an der Wasseroberfläche. Torring war zwischen den toten Kiefern eingeklemmt. Er befreite sich und schob die Echse weg. In der Nähe des Ufers entdeckte er den Bau des geschuppten Geschöpfes im Schlamm zwischen dem Schilf. Eier wie große gesprenkelte Steine füllten die Vertiefung des flachen Nestes.
    Kein Wunder, dass das Tier auf eine Weise angegriffen hatte, wie es kein anderes wagen würde. Der Mutterinstinkt zum Schutz der Sprösslinge war ihm zum Verhängnis geworden. Torring schob den Körper des Echsenweibchens aus dem Weg.
    Dummes Tier!
    Er stapfte wieder in den Sumpf. Die Spur der Hexe war während seines Kampfs gegen die Echse noch schwächer geworden. Im Stillen verfluchte er das Geschöpf und seinen Mutterinstinkt. Wie schrecklich es sein musste, von Kräften getrieben zu werden, über die man selbst keine Macht hatte, als Marionette an den Fäden primitiver Instinkte zu handeln.
    Der Blutjäger stieg an die Wasseroberfläche und hielt die Nase schnuppernd in die Luft.
     
    Im Morgengrauen stupste das Kro’kan-Männchen seine tote Gefährtin mit der Nase an, dann suchte es ihr Nest. Die Eier waren noch unversehrt, doch ohne seine Gefährtin würde die Brut niemals schlüpfen. Sein Nest war so tot, als ob es zertrampelt worden wäre. Der Kro’kan hob die Nase gen Himmel und brüllte seinen Schmerz und seine Wut hinaus. Sein dröhnender Ruf brachte den Sumpf in einem Umkreis von mehreren Meilen zum Verstummen.
    Nachdem das erledigt war, kehrte er zurück zu seiner Gefährtin, berührte sie mit der Schnauze und schlang den Schwanz ein letztes Mal um sie. Mit seiner Körpermasse, die dreimal der ihren entsprach, hielt er sie zärtlich umfangen. So lag er da, bis der Zorn in seinem Herzen ihm keine Ruhe mehr gönnte.
    Er löste sich mit einem Hieb des gewaltigen Schwanzes. Dabei traf er einen Baum nahe des Ufers und spaltete ihn in zwei Teile.
    Er schnupperte an ihrer Schnauze und nahm den Geruch des Mörders seiner Gefährtin in sich auf.
    Dann tauchte er unter.
    Die tödliche Jagd begann.
     
    Die Sonne weckte Elena kurz nach Beginn der Morgendämmerung. Sie löste sich von Ferndals Seite, streckte sich und grüßte den Morgen. Der Wolf rührte sich bei ihrer Bewegung, wachte jedoch nicht auf. Elena betrachtete den Rest der Reisegesellschaft. Alle schliefen. Sie war als Einzige wach. Obwohl Jaston zur letzten Wache eingeteilt gewesen war, hatte er offensichtlich nicht bis zum Morgen durchgehalten. Er saß am Bootsheck, sein Kinn ruhte auf der Brust. Leise Schnarchlaute kamen von seiner

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